Gelassen steht Manfred Ländner vor dem Rottendorfer Wasserschloss. Ein Zug an der E-Zigarette, Hände schütteln, dann kommt schon der Innenminister. Ländner knöpft schnell sein Sakko zu - trotz der Hitze. Ehefrau Helga hat ihm dazu geraten, "weil's schlank macht", sagt er. "Das habe ich nie gesagt", erwidert sie - und behält das letzte Wort.
Manfred Ländner ist bodenständig geblieben. "Er kann auch schon mal etwas lauter werden und deutlich sagen, wenn wir Mist bauen", sagt Innenminister Joachim Herrmann über seinen Parteifreund, mit dem er in der Landtagskantine auch schon gerne mal auf ein Bier zusammen sitzt. Freilich wird dann auch über Sicherheitspolitik diskutiert. In vielen Punkten sind sich Ländner, der ehemalige Polizeibeamte, und Herrmann, der Jurist, einig. "Franken untereinander verstehen sich sowieso", sagt Herrmann mit einem Augenzwinkern. In Rottendorf spricht er über Innenpolitik.
Vom Hinterbänkler zum Vorsitzenden eines wichtigen Ausschusses
Vor zehn Jahren wurde Manfred Ländner in den Bayerischen Landtag gewählt. Ein großer politischer Schritt für den Dorfbürgermeister. Rückblickend beschreibt Ländner es so: "Ich stand vor einer Wand mit vielen Knöpfen. Da brauchte ich schon Einarbeitungszeit, um zu wissen, welchen Knopf ich für was drücken muss." Heute ist Ländner selbst einer dieser Knöpfe. Als Vorsitzender des Ausschusses für kommunale Fragen, innere Sicherheit und Sport leitet er eines der wichtigsten Gremien im Landtag und gestaltet Politik nicht nur mehr als der Hinterbänkler von einst, sondern an entscheidender Position.
Manfred Ländner wächst in Rimpar auf. Seine Mutter ist hier geboren, der Vater kommt aus Kürnach. 13 Jahre wohnt die Familie hier, dann steht der Umzug nach Kürnach an. Schnell wird Manfred Ländner hier heimisch, engagiert sich in der Schönstattjugend, lernt Posaune in der Musikkapelle und findet Freunde. Durch die Jugendarbeit wird er politisch. "Es hat einiges gegeben, was ich ich verbessern wollte." Mit 18 gründet Ländner die örtliche Junge Union. Mit 19 wird er in den Kürnacher Gemeinderat gewählt - bayernweit ist er sogar der jüngste. In Kürnach lernt er auch Helga kennen. Ihr Vater war der Kapellmeister. Die beiden verlieben sich, heiraten, bekommen zwei Kinder und sind heute stolze Großeltern. Wenigstens einmal, am Sonntag, versucht Helga Ländner die Familie zusammen zu bringen. "Damit auch der Opa mal Zeit mit seinen Enkeln verbringen kann", sagt sie.
Freilich war das noch anders, als Ländner Bürgermeister in Kürnach war. Da war er öfter zuhause. Und politisch? "Mir geht schon was ab", sagt er. Als Bürgermeister hatte er Macht, die Kompetenz etwas durchzusetzen. Die Chefrolle. "Das vermisse ich im politischen Geschäft. Da bin ich einer unter vielen", gibt er offen zu. Dennoch bereut er den Schritt in den Landtag nicht. "Es war auch nicht schwer, mich zu überzeugen", sagt er. "Ich bin gerne gegangen." Auch, weil er es grundsätzlich nicht gut finde, politische Ämter zu lange inne zu haben. "Weil Kompetenzfülle verführt und sich die Wahrnehmung verschiebt." Deshalb wirbt er für eine Begrenzung von Amtszeiten.
Komplexe Probleme sind schwierig zu kommunizieren
Gilt das auch für den CSU-Parteivorsitzenden? Ländner drückt sich um eine Antwort. "Die Probleme sind hoch komplex und lassen sich schwierig kommunizieren", sagt er. Und er spricht er von einem Trend in der Politik, nur noch mit Schlagzeilen zu reagieren. Doch lässt sich damit wirklich erklären, warum die CSU in Bayern es gerade derart schwer hat? Ländner zuckt mit den Schultern. Er wirkt ratlos. In der Fraktion habe er mal die Frage gestellt: "Wisst Ihr überhaupt, wer das Land regiert: Wir oder die Verwaltung?"
Ihm ist bewusst, dass Politik in vielen Bereichen nur noch Einfluss über die Haushaltsgestaltung hat. In der Pflege und im Gesundheitsbereich beispielsweise sind die "Macher die Krankenkassen - nicht die Politiker", sagt er und möchte den Spieß wieder umdrehen. "Denn wir müssen uns den Sorgen der Menschen wieder annehmen." Dabei denkt er auch an die Bundespolitik und wird deutlich: "Der Horst", sagt er und meint dabei den CSU-Parteivorsitzenden Seehofer, "der Horst ist so wie er ist. Er hilft nicht in jedem Fall. Allerdings wählen wir in Bayern, nicht in Berlin".
Dann holt er sich ein Sakko, knöpft es brav zu, "damit die Wampe verdeckt ist", sagt er schelmisch, stellt sich mit verschränkten Armen in seinen Garten und lächelt fürs Kandidatenfoto. "Dass Du dein Sakko zuknöpfen sollst, habe ich nie gesagt", fährt Ehefrau Helga dazwischen. "Vielleicht nicht expressis verbis (Anmerk. der Red.: Lateinisch für ausdrücklich)", entgegnet er, lacht und behält diesmal das letzte Wort.