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WÜRZBURG
Der Vater der Sachs Franken Classic
Oldtimerrallye in Wuerzburg       -  Einer der schönsten Abschnitte der Oldtimer-Rallye Sachs Franken Classic führt für Organisationschef Karlheinz Schott durch die Weinberge am Stein in Würzburg (Bild aus einem der Vorjahre).
Foto: Daniel Peter | Einer der schönsten Abschnitte der Oldtimer-Rallye Sachs Franken Classic führt für Organisationschef Karlheinz Schott durch die Weinberge am Stein in Würzburg (Bild aus einem der Vorjahre).
Susanne Schmitt
 |  aktualisiert: 27.04.2023 04:13 Uhr

Früher ist er Bestzeiten nachgejagt. Zehntel- und Hundertstelsekunden. Heute fährt er am liebsten gemütlich durch Franken oder die Berge. In Wägen, die noch ohne Servolenkung oder Spurassistenten auskommen, denen hochmoderne Elektronik fehlt. „Es macht mir Spaß, die Autos, mit denen ich aktiv Motorsport betrieben habe, jetzt wieder als Oldtimer zu fahren“, sagt Karlheinz Schott. Auch deshalb hat er im Jahr 2000 die Sachs Franken Classic mitgegründet. Mittlerweile ist die Organisation der internationalen Oldtimer-Rallye eine Vollzeitaufgabe, sagt der 64-Jährige. „Dass ich mal nichts mit Oldtimern zu tun habe, das passiert nicht."

Mit rotgerahmter Sonnenbrille und roter Jacke fuhr er vergangenes Jahr im gleichfarbigen Sportwagen dem Feld voraus. Prüfte als Gesamtleiter ein letztes Mal vor dem Start die Strecke, die er ausgetüftelt hatte. Kontrollierte, dass nichts gesperrt war. So wird es auch in diesem Jahr sein. Zweieinhalb Tage lang werden ab Freitag 170 Oldtimer quer durch Franken zuckeln. 25 Prüfungen müssen die Teilnehmer dabei meistern und gut 500 Kilometer Strecke zurücklegen.

Manche Details des Streckenbuches hat Karlheinz Schott bis nachts um drei Uhr ausgetüftelt.

Geplant hat all das Karlheinz Schott, unterstützt von einem kleinen Kreis Mitorganisatoren. Am Anfang noch mit topografischen Karten, mittlerweile über Google Maps und Google Earth. Der 64-Jährige mit den hellbraunen, leicht ergrauten Haaren und sucht nach „schönen, fränkischen Landschaften“, nach Orten, die für Pausen geeignet sind, nach unbekannten Wegen. „Ich entdecke zum Beispiel eine schöne Straße, irgendwo in der Region. Dann fahre ich hin und schaue, ob sie in die Strecke passt“, sagt Schott. So geht es durch die Weinberge bei Himmelstadt und Karlstadt, durch Schweinfurt oder Meiningen und natürlich Bad Kissingen, das Start und Ziel jeder Etappe ist. Dazu kommen 30 Aktionspunkte, etwa ein Stopp beim Weindorf in Würzburg, wo Oldtimer und Fahrer vorgestellt werden. Und die Prüfungen. Mehr als zwei Dutzend kleine Aufgaben hat sich Schott ausgedacht. Zeitfahrten, aber auch knifflige Dinge, bei denen die „Leute mal nachdenken müssen“.

Das alles am Ende „unter einen Hut zu kriegen, auch zeitlich, ist eine Herausforderung“, sagt der 64-Jährige. Mindestens zehn Stunden hat er in den letzten sechs Wochen jeden Tag in die Vorbereitung gesteckt, manchmal saß er bis nachts um drei Uhr am Schreibtisch und arbeitete an Details des Streckenbuches. Nebenberuflich wäre das nicht machbar.

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In den Anfangsjahren der Rallye war bei den Behörden Überzeugungsarbeit nötig.

„Ich bin aber im Ruhestand und kann mich deswegen ganz damit auseinandersetzen“, sagt Schott lachend. Geboren in Würzburg, wuchs er in Karlstadt auf und durfte bereits mit 16 Jahren als Beifahrer Orientierungsfahrten begleiten. Das war der Anfang. Sobald Schott den Führerschein hatte, fuhr er Slaloms und Bergrennen, 1974 dann die erste Rallye. Sechs Mal nahm er an der Rallye Monte Carlo teil, war bei der Deutschen Rallye Meisterschaft mit verschiedenen Fahrzeugen dabei. Nach einer Pause aus beruflichen Gründen – Schott war in der EDV-Organisation tätig – stieg er 1999 erstmals als Fahrer in einen Oldtimer, einen alten 911er Porsche. „Da habe ich gedacht, wir könnten eigentlich unsere alte Sachs Rallye Unterfranken aufleben lassen und eine Veranstaltung für Oldtimer machen.

“Ein oder zwei Jahre lang war das in Zusammenarbeit mit Sachs vorgesehen. Daraus wurden 18."

Einfach war die Organisation aber nicht immer. Gefahren wird auf Land- und Bundesstraßen, auf kleinen Wegen, durch Fußgängerzonen. Deshalb muss nicht nur die Sachs Franken Classic insgesamt, sondern jeder Streckenabschnitt genehmigt werden. „Da geht man dann zu den Bürgermeistern, den Gemeinden und Behörden und fragt überall an“, sagt Schott. In den ersten Jahren war das schwierig, hartnäckige Überzeugungsarbeit war nötig. „Wir mussten erste beweisen, dass wir es ordentlich machen. Aber inzwischen wollen die Gemeinden, das wir kommen.“

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„Die Oldtimer sind die Schätzchen der Leute.“

Schwere Unfälle gab es bisher laut Schott keine. Ein paar Blechschäden, ein brennender Motor auf dem Marktplatz in Volkach. Keine Katastrophen. Vielleicht auch, weil es eben nicht um Geschwindigkeit geht. „Im Schnitt wird mit maximal 40 Stundenkilometern gefahren“, sagt der Organisationschef. „Das wichtigste ist, das alles gemütlich bleibt.

“ Versichert und zugelassen sind die teils wertvollen Fahrzeuge wie jeder andere Pkw auch, kontrolliert wird das bei der Registrierung. Probleme gab es noch nie: „Die Leute pflegen die Fahrzeuge, da ist alles in Ordnung. Das sind ihre Schätzchen“, sagt Schott.

Karlheinz Schott
Foto: Schott | Karlheinz Schott

Als Schätze mag der 64-Jährige seine beiden eigenen Oldtimer nicht bezeichnen. Lieber schwärmt der Familienvater von dem ursprünglichen Fahrerlebnis in Autos, die noch nicht „hochtechnisiert“ sind. Von dem Blick auf Würzburg, wenn man im Oldtimer von der Steinburg runter Richtung Stadt kurvt. Oder, trotzt anderslautender Klischees über die Unterfranken, von den „nettesten Zuschauern aller Oldtimer-Veranstaltungen, die immer an der Strecke stehen und winken“.

Mindestens zwei Mal soll es das noch geben. Geplant haben wir noch bis zur 20. Auflage, sagt Schott. Fast ein halbes Jahrhundert lang wird er dann Rallye-Veranstaltungen organisiert haben. Vor der Sachs Franken Classic etwa die Sachs Rallye Unterfranken. Und dann? „Mal sehen“, sagt der 64-Jährige. Spekulieren will er nicht. Dass er aber mal nichts mehr mit Oldtimern zu tun hat, das kann man sich irgendwie nicht vorstellen.

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