zurück
Würzburg
Der gute Morgen: Warum sich Pfarrer Burkhard Hose bei Karl Lauterbach bedankt
Mutmacher in der Corona-Krise. In dieser Serie geben Menschen aus der Region 18 Antworten in unserem Fragebogen. Diesmal: Der katholische Hochschulpfarrer Burkhard Hose.
Burkard Hose ist katholischer Hochschulpfarrer in Würzburg.
Foto: Thomas Obermeier | Burkard Hose ist katholischer Hochschulpfarrer in Würzburg.
Bearbeitet von Achim Muth Bearbeitet von Alice Natter
 |  aktualisiert: 08.02.2024 21:29 Uhr

Im Frühjahr 2020, zu Beginn der Pandemie, herrschte Verunsicherung. Menschen hielten Abstand. Neue Begriffe kursierten: Lockdown, Quarantäne, PCR-Tests. In diesen aufgeregten Tagen entstand die Rubrik "Der gute Morgen": Leserinnen und Leser hatten sich angesichts der sich überschlagenden Nachrichten mit dramatischen Häufungen von Todesfällen in Seniorenheimen, rasant steigenden Infizierungen und immer neuen Beschränkungen des öffentlichen Lebens auch Mut machende Nachrichten gewünscht. So baten wir Menschen aus allen gesellschaftlichen Bereichen der Region, uns positive Impulse zu schreiben. Die Serie wurde ein Erfolg und gab knapp zwei Monate lang täglich kleine Denkanstöße.

Eineinhalb Jahre, in der vierten Welle, ist Corona massiv zurück in unserem Bewusstsein. Die Infektionszahlen sind rasant gestiegen, Krankenhäuser behandeln immer mehr Covid-Patienten, wieder gibt es Beschränkungen des öffentlichen Lebens – und das alles, obwohl es einen Impfstoff gibt.

Gerne hat diese Redaktion deshalb den Wunsch zahlreicher Leserinnen und Leser aufgegriffen und eine Neuauflage der Rubrik gestartet. "Der gute Morgen" ist wieder da – nun in Form eines Fragebogens.

Diesmal stellt sich Burkhard Hose unseren 18 Fragen. Der 54-Jährige ist Hochschulpfarrer der Katholischen Hochschulgemeinde in Würzburg und Autor christlicher Bücher. Zudem ist Hose beratendes Mitglied im Ausländer- und Integrationsbeirat der Stadt Würzburg.  

Was war Ihr schönster Moment 2021 ?

Zu den schönsten Momenten gehörte für mich, als ich nach Monaten des Lockdowns im Juni endlich wieder auf meine Lieblingsinsel Spiekeroog fahren konnte. Es war ein Moment angefüllt mit einer ganz besonderen Art von Dankbarkeit.

Was wird nach der Pandemie besser sein als vorher?

Ich persönlich nehme jetzt schon wahr, dass ich besser mit kurzfristigen Planänderungen umgehen kann. Die Gewissheit, dass nichts sicher ist, macht mich in mancher Hinsicht auch lockerer und geduldiger.

Was macht Ihnen Mut?

Mich ermutigt die Bereitschaft vieler, gerade junger Menschen in meinem Arbeitsumfeld, sich freiwillig einzuschränken, damit andere geschützt sind. Die Anzahl dieser Menschen ist in meiner Wahrnehmung weit größer als die Zahl derer, die rücksichtslos nur auf den eigenen Vorteil schauen.

Was haben Sie, was haben wir durch die Pandemie gelernt?

Eines ist gewiss: Nichts ist wirklich sicher.

Was hat Sie zuletzt überrascht?

Wie einige engagierte Menschen in Leinach mit einem Impf-Event ein positives und sympathisches Beispiel gegeben haben, wie es gehen kann. Rund 4500 Menschen konnten innerhalb weniger Tage bei Bratwurst, Glühwein und guter Stimmung geimpft werden. Toll!

Was hat Sie zuletzt gefreut?

Die Freude in den Augen der Studierenden des Theater-Arbeitskreises unserer Hochschulgemeinde zu sehen, als sie nach vielen Monaten in diesem Wintersemester endlich wieder auf der Bühne stehen konnten.

Wer ist Ihr Vorbild?

Vorbild sind für mich Freundinnen und Freunde in ärztlichen Berufen und in der Pflege, die ich seit Monaten kaum sehe und von denen ich weiß, dass es für sie selbstverständlich ist, ihren Dienst gewissenhaft zu tun - auch wenn sie über manche politische Entscheidungen und über unverantwortliches Verhalten von Corona-Leugnern nur noch bitter den Kopf schütteln können.

Woraus schöpfen Sie Kraft?

Mir geben stabile Beziehungen und Freundschaften Kraft, daneben aber zunehmend auch biblische Verheißungen, die mich daran festhalten lassen, dass Krisenzeiten auch zu Phasen der Erneuerung werden können.

Eine Sorge, die sich 2021 als unbegründet erwies?

Es gab zwischendurch die Sorge, ob nach mehreren online-Semestern, in denen auch in der Hochschulgemeinde nur sehr eingeschränkt Aktivitäten stattfinden konnten, überhaupt wieder Studierende den Weg in die KHG finden würden. Die Sorge war unbegründet. In manchen Bereichen ist das Interesse sogar eher größer als zuvor.

Haben Sie aufgrund der Pandemie etwas Grundsätzliches an Ihrem Leben verändert?

Ich bin an mancher Stelle bewusster und dankbarer geworden und nehme Dinge oft weniger selbstverständlich. Wenn ich einen unbeschwerten Abend mit Freund:innen verbringen kann, einen Restaurantbesuch oder einen Gang ins Theater oder Kino unternehmen darf, dann immer mit einem Gefühl von Dankbarkeit.

Was haben Sie zuletzt falsch gemacht?

Ich war zu einer Veranstaltung eingeladen, auf der ich mich nicht wohl gefühlt habe, weil sich die Veranstalter nicht um die Einhaltung von Corona-Regeln gekümmert haben. Aus falscher Höflichkeit bin ich geblieben statt zu gehen oder mein Unwohlsein zur Sprache zu bringen. Nachher habe ich mich über mich selber geärgert. Kompromisse einzugehen, wenn es um den Schutz der Gesundheit geht, ist falsch.

Haben Sie in den vergangenen Monaten geweint? Warum?

Als mir eine Freundin im Sommer erzählte, dass ihre demente Mutter sie nicht mehr erkannt habe, nachdem sie sich mehrere Monate nur durch eine Scheibe sehen konnten. Die Erinnerung ist nicht wiedergekehrt. Sie sagte mir, sie habe ihre Mutter in dieser Zeit "verloren".

Bei Karl Lauterbach bedankt sich Burkhard Hose für dessen Einsatz in der Corona-Pandemie.  
Foto: Kay Nietfeld, dpa | Bei Karl Lauterbach bedankt sich Burkhard Hose für dessen Einsatz in der Corona-Pandemie.  
Mit welcher Überzeugung gehen Sie ins Jahr 2022?

Im Jahr 2022 werden wir lernen, was es heißt, mit der Pandemie und den vielen Unsicherheiten zu leben. Wir werden endgültig Abschied nehmen von der Vorstellung, es gebe so etwas wie eine einfache Rückkehr zum "alten Leben" vor der Pandemie.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?

Mohamed Amjahid, Der weiße Fleck. Eine Anleitung zu antirassistischem Denken.

Was darf trotz Pandemie nie im Kühlschrank fehlen?

Möhren für meinen Hund.

Wo waren Sie 2021 im Urlaub?

Auf der Nordseeinsel Spiekeroog. Ein Geheimtipp.

Welches Lied begleitet Sie durch die Pandemie?

John Lennon, Imagine.

Bei wem würden Sie sich gerne einmal öffentlich bedanken?

Bei Karl Lauterbach, der als Arzt und Politiker nicht davor zurückscheut, auch politisch unpopuläre Positionen zu vertreten, wenn es um den Schutz von Menschenleben geht.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Burkhard Hose
Covid-19-Pandemie
Der gute Morgen
Hosen
Impfstoffe
John Lennon
Karl Lauterbach
Katholizismus
Stadt Würzburg
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top