Im Frühjahr 2020, zu Beginn der Pandemie, herrschte Verunsicherung. Menschen hielten Abstand. Neue Begriffe kursierten: Lockdown, Quarantäne, PCR-Tests. In diesen aufgeregten Tagen entstand die Rubrik "Der gute Morgen": Leserinnen und Leser hatten sich angesichts der sich überschlagenden Nachrichten mit dramatischen Häufungen von Todesfällen in Seniorenheimen, rasant steigenden Infizierungen und immer neuen Beschränkungen des öffentlichen Lebens auch Mut machende Nachrichten gewünscht. So baten wir Menschen aus allen gesellschaftlichen Bereichen der Region, uns positive Impulse zu schreiben. Die Serie wurde ein Erfolg und gab knapp zwei Monate lang täglich kleine Denkanstöße.
Eineinhalb Jahre, in der vierten Welle, ist Corona massiv zurück in unserem Bewusstsein. Die Infektionszahlen sind rasant gestiegen, Krankenhäuser behandeln immer mehr Covid-Patienten, wieder gibt es Beschränkungen des öffentlichen Lebens – und das alles, obwohl es einen Impfstoff gibt.
Gerne hat diese Redaktion deshalb den Wunsch zahlreicher Leserinnen und Leser aufgegriffen und eine Neuauflage der Rubrik gestartet. "Der gute Morgen" ist wieder da – nun in Form eines Fragebogens.
Diesmal stellt sich Burkhard Hose unseren 18 Fragen. Der 54-Jährige ist Hochschulpfarrer der Katholischen Hochschulgemeinde in Würzburg und Autor christlicher Bücher. Zudem ist Hose beratendes Mitglied im Ausländer- und Integrationsbeirat der Stadt Würzburg.
Zu den schönsten Momenten gehörte für mich, als ich nach Monaten des Lockdowns im Juni endlich wieder auf meine Lieblingsinsel Spiekeroog fahren konnte. Es war ein Moment angefüllt mit einer ganz besonderen Art von Dankbarkeit.
Ich persönlich nehme jetzt schon wahr, dass ich besser mit kurzfristigen Planänderungen umgehen kann. Die Gewissheit, dass nichts sicher ist, macht mich in mancher Hinsicht auch lockerer und geduldiger.
Mich ermutigt die Bereitschaft vieler, gerade junger Menschen in meinem Arbeitsumfeld, sich freiwillig einzuschränken, damit andere geschützt sind. Die Anzahl dieser Menschen ist in meiner Wahrnehmung weit größer als die Zahl derer, die rücksichtslos nur auf den eigenen Vorteil schauen.
Eines ist gewiss: Nichts ist wirklich sicher.
Wie einige engagierte Menschen in Leinach mit einem Impf-Event ein positives und sympathisches Beispiel gegeben haben, wie es gehen kann. Rund 4500 Menschen konnten innerhalb weniger Tage bei Bratwurst, Glühwein und guter Stimmung geimpft werden. Toll!
Die Freude in den Augen der Studierenden des Theater-Arbeitskreises unserer Hochschulgemeinde zu sehen, als sie nach vielen Monaten in diesem Wintersemester endlich wieder auf der Bühne stehen konnten.
Vorbild sind für mich Freundinnen und Freunde in ärztlichen Berufen und in der Pflege, die ich seit Monaten kaum sehe und von denen ich weiß, dass es für sie selbstverständlich ist, ihren Dienst gewissenhaft zu tun - auch wenn sie über manche politische Entscheidungen und über unverantwortliches Verhalten von Corona-Leugnern nur noch bitter den Kopf schütteln können.
Mir geben stabile Beziehungen und Freundschaften Kraft, daneben aber zunehmend auch biblische Verheißungen, die mich daran festhalten lassen, dass Krisenzeiten auch zu Phasen der Erneuerung werden können.
Es gab zwischendurch die Sorge, ob nach mehreren online-Semestern, in denen auch in der Hochschulgemeinde nur sehr eingeschränkt Aktivitäten stattfinden konnten, überhaupt wieder Studierende den Weg in die KHG finden würden. Die Sorge war unbegründet. In manchen Bereichen ist das Interesse sogar eher größer als zuvor.
Ich bin an mancher Stelle bewusster und dankbarer geworden und nehme Dinge oft weniger selbstverständlich. Wenn ich einen unbeschwerten Abend mit Freund:innen verbringen kann, einen Restaurantbesuch oder einen Gang ins Theater oder Kino unternehmen darf, dann immer mit einem Gefühl von Dankbarkeit.
Ich war zu einer Veranstaltung eingeladen, auf der ich mich nicht wohl gefühlt habe, weil sich die Veranstalter nicht um die Einhaltung von Corona-Regeln gekümmert haben. Aus falscher Höflichkeit bin ich geblieben statt zu gehen oder mein Unwohlsein zur Sprache zu bringen. Nachher habe ich mich über mich selber geärgert. Kompromisse einzugehen, wenn es um den Schutz der Gesundheit geht, ist falsch.
Als mir eine Freundin im Sommer erzählte, dass ihre demente Mutter sie nicht mehr erkannt habe, nachdem sie sich mehrere Monate nur durch eine Scheibe sehen konnten. Die Erinnerung ist nicht wiedergekehrt. Sie sagte mir, sie habe ihre Mutter in dieser Zeit "verloren".
Im Jahr 2022 werden wir lernen, was es heißt, mit der Pandemie und den vielen Unsicherheiten zu leben. Wir werden endgültig Abschied nehmen von der Vorstellung, es gebe so etwas wie eine einfache Rückkehr zum "alten Leben" vor der Pandemie.
Mohamed Amjahid, Der weiße Fleck. Eine Anleitung zu antirassistischem Denken.
Möhren für meinen Hund.
Auf der Nordseeinsel Spiekeroog. Ein Geheimtipp.
John Lennon, Imagine.
Bei Karl Lauterbach, der als Arzt und Politiker nicht davor zurückscheut, auch politisch unpopuläre Positionen zu vertreten, wenn es um den Schutz von Menschenleben geht.