Im Frühjahr 2020, zu Beginn der Pandemie, herrschte Verunsicherung. Menschen hielten Abstand. Neue Begriffe kursierten: Lockdown, Quarantäne, PCR-Tests. In diesen aufgeregten Tagen entstand die Rubrik "Der gute Morgen": Leserinnen und Leser hatten sich angesichts der sich überschlagenden Nachrichten mit dramatischen Häufungen von Todesfällen in Seniorenheimen, rasant steigenden Infizierungen und immer neuen Beschränkungen auch Mut machende Nachrichten gewünscht. So baten wir Menschen aus allen gesellschaftlichen Bereichen der Region, uns positive Impulse zu schreiben. Die Serie wurde ein Erfolg und gab knapp zwei Monate lang täglich kleine Denkanstöße.
Eineinhalb Jahre später, seit Beginn der vierten Welle, ist Corona massiv zurück in unserem Bewusstsein. Die Infektionszahlen sind rasant gestiegen, erneut gibt es im Advent und an Weihnachten Beschränkungen des öffentlichen Lebens – und das alles, obwohl es einen Impfstoff gibt. Gerne hat diese Redaktion deshalb den Wunsch zahlreicher Leserinnen und Leser aufgegriffen und eine Neuauflage der Rubrik gestartet. "Der gute Morgen" ist wieder da – nun in Form eines Fragebogens.
Diesmal beantwortet Regionalbischöfin Gisela Bornowski unsere 18 Fragen. Die 60-Jährige ist seit 2014 zuständig für den evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Ansbach-Würzburg. Sie ist verheiratet und hat zwei Söhne und eine Tochter.
Besonders schön war die kleine Geburtstagsfeier zu meinem 60. Geburtstag mit einer Wanderung und einem Biergartenbesuch. Ich habe viel Wertschätzung und Zuneigung erfahren.
Dass wir unser Gesundheitssystem und die staatliche Fürsorge mehr schätzen und die Leistung der Menschen, die sich hier einbringen, mehr anerkennen.
Es gibt viel Solidarität und Hilfsbereitschaft unter den Menschen. Deshalb glaube ich auch, dass wir vieles gemeinsam schaffen und bewältigen können.
Dass vieles auf einmal unwichtig wurde, was vorher sehr wichtig daherkam. Ich habe gelernt, Prioritäten anders zu setzen. Aber ich bin damit noch lange nicht fertig.
Der phantasievolle Heiratsantrag meines Sohnes an seine Freundin.
Ein Familientreffen (unter 2 G-Bedingungen) am 1. Advent.
Ich habe nicht nur ein Vorbild. Es sind viele Menschen, die mich geprägt haben und die mir in verschiedenen Bereichen zum Vorbild wurden: zum Beispiel eine alte Dame aus meiner früheren Gemeinde, die mich mit ihrem Gottvertrauen, ihrer Lebensfreude und ihrem treuen Gebet immer beeindruckt hat. Meine Eltern mit ihrem Fleiß und der Gabe, viele Aufgaben unter einen Hut zu kriegen, und ihrem Engagement für andere.
Ich schöpfe Kraft aus meinem Glauben an Gott, aus dem Gebet und der Stille. Ich gönne mir "geistliche Begleitung", wo mich eine Seelsorgerin zu meinen "Quellen" führt. Eine andere Kraftquelle ist meine Familie und sind meine Freund:innen. Es tut gut, Menschen um sich zu haben, bei denen ich mich nicht erklären muss.
Dass ich den Urlaub unter Corona-Bedingungen nicht genießen könnte.
Ich bin seither vielmehr draußen, gehe regelmäßig spazieren (wir haben kurz vor Corona einen Hund bekommen), pflege und schätze die Beziehungen zu meinen engsten Verwandten mehr.
Ich habe mich in einem Interview missverständlich geäußert, was mir viel Kritik eingebracht hat.
Ich habe einen 25 Jahre alten Brief meiner inzwischen dementen Mutter an ihren Enkel wiedergefunden. Dieser Brief hat mich sehr berührt in seiner Aussagekraft und Zugewandtheit. Und es hat mich traurig gestimmt, was meiner Mutter alles verloren gegangen ist.
Ich glaube fest daran, dass wir alle und diese Welt in Gott geborgen sind und nichts und niemand uns aus seiner Hand reißen kann.
Von Ewald Arenz "Der große Sommer" und von Mitch Albom "Dienstags bei Morrie".
Milch, Butter, Käse und "Spalter Freiheit" (alkoholfreies Bier).
Auf der Insel Rügen.
Das Taize-Lied: "Bei Gott bin ich geborgen still wie ein Kind" und von Pink: "Cover me in Sunshine"
Bei den Ärzten und Pflegekräften für ihren unermüdlichen und selbstlosen Einsatz in der Pandemie, bei den Politiker:innen, die viele schwere Entscheidungen treffen müssen, bei Ehrenamtlichen, bei Nachbarn und Freund:innen, die sich liebevoll um andere kümmern und für viele der Kontakt nach "draußen" sind.