Eine Aussage habe ich in den vergangenen Wochen häufig von Mitarbeitern gehört, die aufgrund des Coronavirus ins Home Office geschickt wurden, um mögliche Ansteckungsgefahren zu vermeiden: "Ich darf zu Hause bleiben." Die Vorstellung, sich den täglichen Weg zur Arbeit zu sparen, in lockerer Kleidung vom Sofa aus zu arbeiten und nicht ständig den Chef um sich zu haben, hat vielen gefallen. Vor allem denjenigen, denen es bisher nicht erlaubt war, Home Office zu betreiben.
Nach der ersten Euphorie hat jedoch inzwischen, wie so häufig, die Realität Einzug erhalten. Nun höre ich vermehrt: "Ich muss von Zuhause arbeiten." Mitunter herrscht sogar Frust. Es fehlt an sozialen Kontakten. Denn gerade jetzt in der Krise, die so viele Veränderungen mit sich bringt, wäre der Austausch mit Kollegen besonders wichtig. Darüber hinaus fällt es vielen schwerer als gedacht, Arbeit und Arbeitszeit selbst zu organisieren. Ebenso gibt es keine klare Trennung von Privatleben und Beruf.
- Die Coronakrise: So ist die Lage in Unterfranken
Das stellt für Eltern, deren Kinder momentan nicht in Schule oder Kindergarten gehen dürfen, eine große Herausforderung dar. Durch diese Faktoren verliert die aus meiner Sicht sehr attraktive Arbeitsweise des Home Office an Charme und überfordert den ein oder anderen Arbeitnehmer.
Auch für mich als Redner und Coach heißt es momentan: Home Office. Denn alle Veranstaltungen im März und April wurden abgesagt. Ich darf nicht mehr von der Bühne aus die Erfahrungen aus meiner persönlichen Krise, der Querschnittslähmung, weitergeben. Ich darf nicht mehr Unternehmen Impulse für den richtigen Umgang mit Veränderungen geben. Das, was ich so liebe. Das, was ich so gut kann. Keiner weiß, wann und wie es weitergeht.
Welche Chancen ergeben sich für Dich?
Aber eine Krise wäre keine Krise, wenn sich daraus nicht auch Chancen ergeben. Schließt sich eine Türe, geht woanders eine neue auf. Inzwischen helfe ich als Coach per Video und Telefon genau den Mitarbeitern, die von den Veränderungen der Coronakrise überfordert sind. Durch meine Erkenntnisse aus meiner Krise können sie Verhaltensweisen für ihre eigene Situation ableiten. Auch wenn es etwas anderes ist als Reden zu halten, macht es mir doch riesig Spaß.
Krisen bringen Veränderungen mit sich, doch eben nicht nur negative. Welche Chancen können sich für Dich ergeben?
Sebastian Wächter (30) aus Würzburg ist seit einem Unfall 2007 querschnittsgelähmt. Seinen Mut und Ehrgeiz hat er aber nie verloren. Heute arbeitet er als Coach und Redner. Dieser Beitrag gehört zur neuen Main-Post-Serie "Der gute Morgen", in der in Zeiten der Corona-Krise Menschen aus der Region ihre positiven Gedanken aufschreiben und mit unseren Leserinnen und Lesern teilen.