
"Ehrenamt war für mich schon immer wichtig", sagt Alexander Tränkner. Der 38-Jährige ist einer von etwa einem Dutzend Menschen, die sich in Gerbrunn regelmäßig hinter das Steuer des Bürgerbusses setzen, um vor allem ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger zum Einkaufen zu fahren. Tränkner ist zweifacher Vater und der einzige Fahrer im Bürgerbus-Team, der voll im Berufsleben steht. Er tut das, "weil ich finde, dass der Fahrdienst ein wichtiges Angebot für die Menschen ist, die ihn in Anspruch nehmen."
Immer am Donnerstagvormittag um 9.30 Uhr geht der Bürgerbus in Gerbrunn auf zwei Touren durch den 7000-Einwohner-Ort am Würzburger Stadtrand. Wer ihn nutzen möchte, muss sich bis zum Vortag bei der Gemeinde melden und wird dann zu Hause abgeholt. Kürzlich sei ein Mann mittleren Alters eingestiegen, dessen Auto im Urlaub kaputtgegangen war, erzählt Tränkner. Die allermeisten Fahrgäste, zwischen drei und fünf sind es regelmäßig pro Tour, seien allerdings ältere Menschen ohne eigenes Auto oder mit körperlichen Einschränkungen.
Schwere Einkäufe werden auch bis zur Haustür getragen
Für einige von ihnen ist der Weg zur nächsten Bushaltestelle zu weit, andere sind dankbar, wenn schwere Einkäufe von den Fahrerinnen und Fahrern des Bürgerbusses bis zur Wohnungstür getragen werden. Die Fahrgäste seien dankbar für das Angebot: "In der Regel sind es ältere Menschen, die körperliche Beeinträchtigungen haben. Wir holen sie an der Haustür ab, helfen ihnen beim Ein- und Aussteigen und fahren sie zum Einkaufen", berichtet Alexander Tränkner.

Der 28-Jährige kommt ursprünglich aus Thüringen, ist 2015 nach Gerbrunn gezogen und seitdem im Vereinslebens des Ortes aktiv. "Vereine sind immer ein guter Einstieg, wenn man neu in einen Ort kommt", sagt der ehemalige Berufssoldat. Man kann ihn als Helfer bei Veranstaltungen des Faschings- und des Sportvereins treffen und an der Marschtrommel des Spielmanns- und Fanfarenzugs.
Als die Gemeinde 2017 den Neunsitzer einer italienischen Automarke als Bürgerbus angeschafft hat und ehrenamtliche Fahrer suchte, war er einer der ersten, die sich gemeldet haben. Bereits davor gab es in Gerbrunn regelmäßig Einkaufsfahrten für ältere Bürgerinnen und Bürger, die von Ehrenamtlichen in ihren Privatautos durchgeführt wurden.
"Für mich war es eine gute Möglichkeit, mich an meinem Wohnort einzubringen. Damals habe ich noch studiert und war zeitlich relativ flexibel", sagt Tränkner. Heute ist er zweifacher Vater, arbeitet Vollzeit als Ausbilder für Medizinprodukte und ist viel auf Reisen. Trotzdem setzt er sich weiterhin mindestens einmal pro Quartal hinter das Steuer des Bürgerbusses: "Ich versuche trotz Berufstätigkeit weiter dabei zu bleiben. Gerbrunn ist nicht in allen Bereichen gut mit dem ÖPNV erschlossen, daher ist das Angebot sehr wichtig."
"Man bekommt viel Wertschätzung zurück"
So wichtig, dass die Ehrenamtlichen zusammen mit Studierenden einen Einkaufsdienst organisiert haben, als während der Corona-Pandemie der Bürgerbus nicht fahren durfte. Die Einkaufslisten wurden bei den älteren Leuten abgeholt, die Einkäufe komplett erledigt und bis vor die Wohnungstür gebracht.

Das Bürgerbus-Team organisiert seine Dienstpläne in Eigenverantwortung. Für das Engagement bedankt sich die Gemeinde bei den Fahrerinnen und Fahrern mit Gutscheinen für Veranstaltungen im Kulturzentrum und lädt sie in der Regel einmal im Jahr zum Essen sein. "Aber das ist natürlich nicht die Hauptmotivation. Der Fahrdienst ist nötig für die älteren Menschen, und sie sind sehr dankbar dafür. Man bekommt viel Wertschätzung zurück", sagt Tränkner.
Die meisten Fahrgäste sitzen regelmäßig im Bürgerbus
Die Touren führen vor allem zu den drei größeren Einkaufsmärkten im Ortsbereich. Wenn Zeit genug ist, hält der Bus auch kurz an der Apotheke oder an der Bankfiliale. Ganz am Anfang gab es feste Fahrzeiten und Haltestellen. "Es war aber schwierig, die Fahrzeiten einzuhalten, und es war nicht absehbar, wie viele Fahrgäste kommen." Die meisten Fahrgäste sitzen regelmäßig im Bürgerbus, es sind aber immer wieder neue Gesichter dabei. Wenn eine Stammkundin oder ein Stammkunde länger nicht mehr mitgefahren ist, "dann macht man sich schon Gedanken", sagt Alexander Tränkner. Trotz der vielen Studierenden, die in Gerbrunn wohnen, "gibt es hier noch ein gewisses Dorfgefühl, man kennt sich".
Im Bus ist Platz genug für bis zu acht Menschen. Voll besetzt war er bei Tränkners Touren bisher noch nie, der Anzahl an Einkaufstüten sind daher keine Grenzen gesetzt: "Wir haben noch jeden Einkauf untergebracht."