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OCHSENFURT
Der Biber baut das Zeubelrieder Moor um
Erst gefällt, dann vertilgt: Biber ernähren sich im Winter von Baumrinde.
Foto: Claudia Schuhmann | Erst gefällt, dann vertilgt: Biber ernähren sich im Winter von Baumrinde.
Claudia Schuhmann
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:34 Uhr

Die Wiederansiedlung des Bibers in Deutschland ist hervorragend gelungen. So verbreitet ist der Nager nun wieder, dass er mancherorts schon als lästig empfunden wird. Ochsenfurt und seine Gewässer etwa können sich schmeicheln, bei Bibern Anklang zu finden. Und auch dort schlägt dem Nager nicht nur ungeteilte Sympathie entgegen.

Sogar in der Bürgerversammlung war der architektonisch begabte Vegetarier Thema. Genauer gesagt, ein Vertreter seiner Art, der sich am Zeubelrieder Moor, einem Naturschutzgebiet zwischen Ochsenfurt und Sommerhausen, niedergelassen hat. Dort hat der Biber seit dem Sommer einen richtigen See geschaffen. Dass ein ganz in der Nähe befindlicher Brunnen der Stadt Ochsenfurt durch die Aufstauung des Bibers in Gefahr sein könnte, hatte ein Zuhörer in der Versammlung befürchtet.

Ortstermin mit dem Umweltamt

Damit sei nicht zu rechnen, teilt das Umweltamt des Landkreises auf Nachfrage dieser Redaktion mit. Allerdings werde die rege Bautätigkeit des Nagers wahrscheinlich Auswirkungen auf den Lebensraum Zeubelrieder Moor haben. Das hatten Mitarbeiter des Umweltamtes festgestellt, als sie die neu entstandene Seenlandschaft vor Kurzem bei einem Ortstermin in Augenschein nahmen.

Mindestens ebenso lange wie das Umweltamt hat Volker Ohnemus das Treiben des Bibers im Blick. Ohnemus wohnt nicht weit entfernt in Kleinochsenfurt und streift mit seinem Hund oft durch das Zeubelrieder Moor. „Zuerst hat sich der Biber an den Bäumen am Zigeunersee zu schaffen gemacht“, erzählt Volker Ohnemus, der zum ersten Mal im Sommer die Spuren des Bibers bemerkte. Die Freude an seinen Baumfällarbeiten sei dem Tier aber durch das Anbringen von Drahthosen an den Stämmen in diesem Bereich vergällt worden.

Ein Damm staut den Rappertsmühlbach auf

Der Biber, nicht faul, zog offensichtlich weiter und entdeckte das Zeubelrieder Moor für sich. Dort hat er ganze Arbeit geleistet. Ein mehrere Meter langer und mehr als einen Meter hoher Damm aus Ästen und Zweigen staut den aus Richtung Erlach kommenden Rappertsmühlbach auf und hat dahinter den erwähnten See entstehen lassen.

Neben dem Damm ist eine von mehreren „Biberrutschen“ erkennbar. So werden die abgewetzten Stellen genannt, an denen der Biber zu Wasser gleitet oder an Land steigt. An verschiedenen Stellen rund um den See liegen gefällte Bäume mit den charakteristischen kegelförmigen Stümpfen.

Baumrinde dient Bibern im Winter als Nahrung

An einigen der gefällten Baumstämme hat sich das Tier bereits gütlich getan, wie die in der Größe mit Biberzähnen übereinstimmenden Nagespuren zeigen. Im Winter nämlich dient Baumrinde den vegetarisch lebenden Tieren als Nahrung. Die Aufstauung von Gewässern nimmt er vor, weil er auf unter Wasser liegende Eingänge zu seinen Wohnbauten Wert legt. Solch ein Eingang sollte mindestens 80 Zentimeter unter dem Wasserspiegel liegen, so das Umweltamt.

Als Nebeneffekt der Aufstauung stehen jetzt etliche Bäume im unteren Bereich des Zeubelrieder Moors permanent im Wasser. Wenn der Wasseraufstau beibehalten werde, sei davon auszugehen, dass in den kommenden ein bis zwei Jahren mindestens zwei Hektar Feuchtwald absterben werden, teilt das Umweltamt weiter mit. Teile der Feuchtwiese würden durch zusätzliche Vernässung noch stärker verschilfen.

Schon in den 1970er Jahren wurde das Moor aufgestaut

Das Zeubelrieder Moor hat nach Einschätzung des Umweltamtes noch immer eine gewisse Bedeutung als kleineres Feuchtgebiet, obwohl es in den 1970er Jahren durch Aufstauung und zunehmenden Nährstoffeintrag leider stark verändert worden sei. Ursprünglich sei das Zeubelrieder Moor einmal der Rest eines ehemaligen Niedermoors gewesen.

Heute ist das Naturschutzgebiet etwa fünf Hektar groß. Seine Feuchtwiesenreste, Hochstaudenflure und Schilfzonen bieten zusammen mit dem Feuchtwald vielen Pflanzen- und Tierarten einen Lebensraum, der in der Umgebung infolge Trockenheit und intensiver landwirtschaftlicher Nutzung nicht vorhanden ist, so die Auskunft des Umweltamtes. Aktuell findet sich dort eine offene Wasserfläche von etwa 1,5 Hektar. Insgesamt nimmt der Biber mit seinen Aktivitäten Einfluss auf etwa zwei Hektar der Fläche des Zeubelrieder Moors.

Vorgehen gegen den Biber ist nur in Ausnahmefällen erlaubt

Den Biber von seiner Arbeit abzuhalten, ist aber schwierig. Das Tier ist streng geschützt. Laut Bundesnaturschutzgesetz dürfen besonders geschützte Tiere wie der Biber weder gefangen oder getötet noch gestört werden. Dieser Schutz erstreckt sich auch auf ihre Bauten. Nur, wenn einer der in der Artenschutzrechtlichen Ausnahmeverordnung geregelten Fälle vorliegt, kann von der Regelung des Bundesnaturschutzgesetzes abgewichen werden.

Dafür bedarf es aber einer besonders gewichtigen Begründung, nämlich der „Abwendung erheblicher wirtschaftlicher Schäden, im Interesse der Gesundheit des Menschen sowie aus Gründen der öffentlichen Sicherheit.“

Einst ausgerottet, jetzt heimisch: rund 630 Biber leben in NRW       -  Der Biber ist auch in der Region wieder häufig anzutreffen. Streng geschützt ist er dennoch. Archivfoto: Felix Heyder/dpa
Foto: Felix Heyder (dpa) | Der Biber ist auch in der Region wieder häufig anzutreffen. Streng geschützt ist er dennoch. Archivfoto: Felix Heyder/dpa
Ein Biber hat den unteren Teil des Zeubelrieder Moors unter Wasser gesetzt.
Foto: Claudia Schuhmann | Ein Biber hat den unteren Teil des Zeubelrieder Moors unter Wasser gesetzt.
Der beeindruckende Biberdamm am Rappertsmühlbach.
Foto: Claudia Schuhmann | Der beeindruckende Biberdamm am Rappertsmühlbach.
 
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