Dass die Arbeit des Bezirks als "nicht sonderlich sexy" wahrgenommen wird, weiß Stefan Funk. Gerne möchte der neue Bezirkstagspräsident daran was ändern - ein bisschen wenigstens. Und obwohl er sein Berufsleben lang nichts anderes als Verwaltung gemacht hat, hält sich der 63-Jährige für den Richtigen, um das angegraute Image der dritten kommunalen Ebene in Unterfranken aufzuhübschen. Er kenne wie kaum ein anderer die Stellschrauben, "um den manchmal etwas unbeweglichen Tanker Bezirk in ein wendiges Motorboot zu verwandeln", sagt Funk.
Dass dies gelingen muss, um den sozialen Frieden zu bewahren, daran lässt der CSU-Politiker aus Schweinfurt, der seit Ende Oktober im Amt ist, keinen Zweifel. Zwei Herausforderungen drücken ihn besonders: der Wettbewerb um gutes Personal, also der "Kampf um die besten Leute" und die Verteilungsgerechtigkeit. Die Zeiten, in denen die boomende Wirtschaft den sozialen Fortschritt quasi automatisch mitfinanziert habe, seien offenkundig vorbei, sagt Funk.
Was die Personalnöte betrifft, ist der Bezirk Unterfranken mehrfach betroffen. Es fehlt an Pflegefachkräften in den bezirkseigenen Heimen und Kliniken, aber auch die Verwaltung spürt den Personalmangel. So warteten aktuell in der Zentrale des Bezirks rund 1500 Anträge auf Pflege-Hilfe auf eine Bearbeitung, sagt der Präsident - "und der Rückstau wird nicht kleiner".
Bezirk Unterfranken plant Betriebs-Kita in Würzburg
Um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter neu zu gewinnen und dauerhaft zu halten, bedürfe es zusätzlicher Anreize, ist Funk überzeugt. Das reiche vom Zuschuss fürs Fitnessstudio über großzügige Homeoffice-Regelungen bis hin zur geplanten Einrichtung einer eigenen Betriebs-Kita am Standort Würzburg-Frauenland.
Und der Diplom-Verwaltungswirt ist sehr dafür, jüngeren Beschäftigten Verantwortung und Führungspositionen zu übertragen. "Die Leute sollen Eigeninitiative entwickeln, sich auch mal was trauen - und sich nicht hinter der Bürokratie verstecken." Er habe großes Vertrauen in die über 4000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter dem Dach des Bezirks.
Das große Thema des Bezirks: Sozial- und Gesundheitspolitik. Und die ist bekanntlich teuer. Erstmals in seiner Geschichte hat der Bezirk Unterfranken jetzt einen Haushalt mit knapp über einer Milliarde Euro Volumen beschlossen. Und gleichzeitig die Bezirksumlage, die die neun Landkreise und drei kreisfreien Städte in Unterfranken zahlen müssen, dank Rücklagen reduziert: Der Hebesatz ist mit 18,3 Prozent aktuell der niedrigste aller sieben bayerischen Bezirke.
Minus in den Krankenhäusern bereitet dem Bezirk Sorgen
Das werde auf Dauer kaum so bleiben können, sagt Funk. Sorgen bereiten die Krankenhäuser, unter anderem die Psychiatrien in Werneck und Lohr, für die der Bezirk in diesem Jahr insgesamt ein Minus von 5,4 Millionen Euro erwartet. Die größten Fehlbeträge erwirtschaften dabei zwei Kliniken, die keine Pflichtaufgaben des Bezirks sind: die Orthopädie am König-Ludwig-Haus (100 Betten) in Würzburg mit 2,9 Millionen Euro und das Thoraxzentrum Münnerstadt (163 Betten) mit 1,2 Millionen Euro Minus.
Doch als "freiwillige Pflichtaufgaben" lägen die beiden Häuser allen Parteien im Bezirkstag am Herzen, betont Funk. Eine Schließung stehe "ganz sicher" nicht zur Debatte. Allerdings müsse man sehen, wie Kosten reduziert und vielleicht zusätzliche staatliche Geldgeber ins Boot geholt werden könnten. Erste Ideen will der 63-Jährige bei der nächsten Bezirkstagssitzung am Dienstag, 19. März, debattieren.
Auch die Kosten in der Behindertenhilfe oder für die Unterbringung älterer Menschen in Pflegeheimen werden mittel- und langfristig weiter steigen, sagt Funk. Gleichzeitig werde die Bereitschaft politischer Gremien, höhere Sozialausgaben zu finanzieren, nicht unbedingt wachsen. Man werde wegkommen müssen von einer "Vollkasko- hin zu einer Teilkaskoversicherung". Für den CSU-Politiker heißt das: Der oder die Einzelne werde sich stärker, wenn möglich, an Unterbringungs- und Betreuungskosten beteiligen müssen.
Stefan Funk hat langjährige kommunalpolitische Erfahrung
Man darf Stefan Funk abnehmen, dass er es ernst meint, wenn er sagt, es mache ihm Spaß, diese schwierigen Themen anzupacken und "etwas für die Menschen zu tun". Dabei setzt der Präsident auf Vernetzung und Teamarbeit.
Neben seiner beruflichen Erfahrung, aktuell noch als Verwaltungschef der Schweinfurter Vorortgemeinde Euerbach, kommt ihm sein langjähriges kommunalpolitisches Engagement im Stadtrat in Schweinfurt zugute. Dort managt er seit 2020 auf CSU-Seite ziemlich geräuschlos eine schwarz-grüne Rathaus-Koalition. Entsprechend pflege er auch im Bezirkstag ein überparteiliches Miteinander mit allen demokratischen Parteien, sagt Funk.
Bleibt da Zeit für Privates? Ein Hobby will Stefan Funk sich erhalten: Ein- bis zweimal im Monat kommentiert er weiterhin für den Schweinfurter Lokalsender "Radio Primaton" die Heimspiele des Fußball-Regionalligisten FC05 Schweinfurt.
Der Eigenanteil bei einer Pflegeheimunterbringung liegt bei ca. 3.000 Euro monatlich, ab den Pflegegraden 2-5 und ab dem dritten Jahr bei ca. 2.000 Euro monatlich – wenn man da noch lebt …
Lösung? Warum zahlen nicht alle in eine in die Krankenversicherung integrierte Pflegeversicherung ein? Warum werden nicht alle Einkommensarten ohne Beitragsbemessungsgrenze herangezogen?
Dazu eine SB ähnlich eines Krankenhausaufenthaltes, nur länger und höher?
Also eine Sozialversicherung, die diesen Namen verdient?
Müssen nicht dringend die Grenzen für das Schonvermögen angehoben werden, z. B. die selbstgenutzte Immobilie plus 50 TE (100 TE bei Eheleuten)? Das hat nichts mit Erbenschutzprogramm zu tun. Ansonsten ist jeder selber schuld, wenn er nicht „lebt“, sondern „spart“, oder rechtzeitig … – sorry.