Liebevoll weihnachtlich sind die Stände und Höfe gestaltet, mit Tannengrün und Lichterglanz dekoriert. Sobald es dunkel wird tauchen die vielen Kerzen, Leuchtsterne und Lichterketten den Ort in eine ganz besondere Atmosphäre. Es riecht nach Glühwein, heißen Maronen, Bratwurst und Lebkuchen.
Weihnachtliche Musik beschallt die Innenstadt, während Frau Holle sanft die Flocken vom Himmel tanzen lässt. Menschen von überall her reden, lachen, stöbern durch die Gassen. Jährlich zieht der Sommerhäuser Weihnachtsmarkt Tausende von Menschen an, sogar Busgruppen aus ganz Deutschland kommen angereist. Was ist an diesem Weihnachtsmarkt so besonders? Wo liegt sein Zauber?
88 Aussteller zeigen ihre ausgefallenen Werke
„Wir können in die Höfe gehen, Keller besichtigen und bei den Winzern reinschauen. Und natürlich Spezialitäten der Region testen“, so beschreibt ein Ehepaar aus Jena das Besondere am Weihnachtsmarkt in Sommerhausen.
Sommerhausen ist bekannt für seinen „etwas anderen Weihnachtsmarkt“. An den drei Adventswochenenden verwandelt sich die historische Altstadt in einen riesigen weihnachtlichen Markt, verteilt über den Ortskern, in Häusern, Höfen, Scheunen und Gewölbekellern. In kleinen Galerien stellen die 88 ausgewählten Aussteller ihre ausgefallenen Werke aus. Der historische Altort mit den kleinen Gassen, Türmen und Fachwerkhäusern bietet dabei eine romantische Kulisse.
Ochs und Esel aus Naturholz
„Der Weihnachtsmarkt in Sommerhausen hat eine besondere Atmosphäre. Das Flair der Künstler ist im Altort spürbar“, meint Budenbesitzer Alfred Amslinger aus Muhr am See.
Alfred Amslingers Holzhütte leuchtet am Sommerhäuser Plan, Bude Nummer 56. Neben Eule, Ochse und Esel reihen sich Vogelhäuschen und allerlei Dekoratives – handgefertigt aus Naturholz. Wer bisher noch keine passende Weihnachtsdekoration entdeckt hat, kann hier bei den rustikalen Sägearbeiten fündig werden. Seit rund 10 Jahren ist der Holzkünstler bereits auf dem Sommerhäuser Weihnachtsmarkt vertreten. Die Herstellung der Figuren und Krippen ist feinste Handarbeit, spezielle Maschinen werden dafür benötigt. „Das macht niemand so leicht nach“, erzählt er.
Schneemänner und Vogelhäuschen sind der Renner
Sorgfältig packt der Holzkünstler für eine Kundin eine Holz-Maus ein. Zuvor hatte er Krippenfiguren verkauft. „Alles Natur, nix Chinatown“, sagt der 59-Jährige. Gerade das würde bei den Kunden gut ankommen. „Letztes Mal gingen die Kerzen gut, heute habe ich Elche verkauft, Igel, Schneemänner. Vogelhäuschen gehen immer. Viele kaufen die Holzfiguren auch doppelt – einmal für sich, einmal als Geschenk“, erzählt Alfred Amslinger.
Über 50 verschiedene Motive hat der Mittelfranke im Programm. Auf einem Bauernhof aufgewachsen, auf dem man „alles selber machen musste“ wurde Amslinger schnell ins Handwerk eingeführt. Mit seinem damaligen Laufpartner und heutigen Geschäftspartner hat das Business begonnen. Dieser baute und vertrieb zunächst Holzspielzeug, irgendwann ließe sich das nur nicht mehr verkaufen. Daraus entstand die Idee der rustikalen Sägearbeiten.
Neun-Stunden Tag auf dem Weihnachtsmarkt
Auch wenn die Weihnachtssaison bald vorbei geht, ist das Jahr des 59-jährigen stets durchgetaktet: Von Mitte September bis Ostermontag ist er auf verschiedenen Märkten unterwegs – in ganz Süddeutschland bis zum Bodensee. Nebenbei wird fleißig produziert „damit es auch was zum Verkaufen gibt“. In der restlichen Zeit des Jahres ist er Gästeführer im fränkischen Seenland, organisiert Führungen mit Reisegruppen, Wanderungen und Bootstouren. Nebenberuflich navigiert er als Kapitän die MS Brombachsee und MS Altmühlsee über die Gewässer.
Gegen 19 Uhr geht der Tag auf dem Weihnachtsmarkt für den Budenbesitzer zu Ende. 30 bis 50 Teile verkauft der gelernte Blechschlosser an einem 9-Stunden-Tag. Jedes Wochenende wird sein Stand in Sommerhausen sein, er selbst wird noch auf anderen Weihnachtsmärkten seine Holzkunst präsentieren.
Keine Ramsch- und Massenware
Auch Keramiker Lukas Bösl weiß, wo der Zauber des Weihnachtsmarktes liegt. Für ihn sorgt die Kombination mit dem ganzen Ort für eine besondere Atmosphäre. Außerdem sei der Markt nicht auf Kulinarisches ausgerichtet, die Tendenz gehe zu ausgefallenen Arbeiten. Die Gründerin und Veranstalterin Annadora Diller-Köninger sei bei der Auswahl der Aussteller sehr darauf bedacht, ein gewisses Niveau zu halten. Ramsch und Massenware würde man hier vergeblich suchen. „Das weiß das Publikum zu schätzen“, meint der Aussteller.
Von einem „romantischen Flair“ sprechen auch die Besucher. Die ganz besondere Atmosphäre ist wohl auch bei Menschen aus anderen Städten bekannt. Für eine Reisegruppe aus Hanau ist der Ausflug zum Sommerhäuser Weihnachtsmarkt kein Geheimtipp mehr. Der Ausflug hätte Tradition, die Busreise werde schon mehrere Monate im Voraus gebucht. „Wir sind hier hergekommen, weil wir von der besonderen Stimmung gehört haben. Und es ist wirklich besonders. Alles ist verwinkelt, man kann in die Höfe und Keller schauen und entdeckt immer wieder was Neues“, schwärmt einer der Busreisenden. Und genau darin liegt der Zauber des Sommerhäuser Weihnachtsmarktes verborgen. Es wird nicht langweilig.
Der Weihnachtsmarkt in Sommerhausen ist noch an diesem und nächsten Adventswochenende geöffnet, jeweils samstags und sonntags von 13 bis 19 Uhr.