Energiesparen ist momentan das Top-Thema. Auch im Einzelhandel, wo vor wenigen Tagen der Vorschlag der Fuldaer Supermarktkette Tegut für Diskussionen gesorgt hat, generell die Öffnungszeiten zu verkürzen. Geschäftsführer Thomas Gutberlet hatte die Idee, vor allem mit Blick auf den Energieverbrauch Supermärkte spätestens um 20 Uhr zu schließen.
Das gilt im Gegensatz zu den meisten anderen Bundesländern in Bayern jetzt schon. Dennoch ist die Frage aufgekommen, was die Tegut-Idee bewirken könnte und wie Supermärkte generell mit ihren Öffnungszeiten umgehen, um Energiekosten zu sparen.
Was genau hat Tegut angeregt?
Firmenchef Gutberlet hatte Medienberichten zufolge die 16 Landesregierungen angeschrieben mit der Idee, drei Monate lang die Ladenöffnungszeiten in Deutschland zu begrenzen. Spätestens um 20 Uhr sollte demnach in Supermärkten Schluss sein. "Um Energie zu sparen", so Gutberlets Begründung. Aber auch, um die Arbeitszeiten im Handel attraktiver zu machen und so der Personalknappheit entgegenzuwirken.
Wie handhaben die großen Supermarktketten in Unterfranken momentan ihre Öffnungszeiten? Was haben sie vor?
Tegut werde an den Öffnungszeiten seiner 35 Märkte in der Region nichts ändern, teilte Sprecher Matthias Pusch auf Anfrage dieser Redaktion mit. Der Vorstoß von Gutberlet habe lediglich den Sinn gehabt, "eine Diskussion" anzuschieben.
Auch Kaufland, Lidl und Rewe lassen wissen, dass sie die Öffnungszeiten nicht verkürzen wollen. Aldi hält sich bedeckt: Die Ladenzeiten würden an die Bedürfnisse der Kundschaft angepasst. Dabei berücksichtige man "bei Bedarf gesellschaftspolitische Themenstellungen". Die Frage, was im Detail geplant sei, lässt Aldi unbeantwortet.
Uneinheitlich ist das Bild beim Edeka-Verbund Nordbayern-Sachsen-Thüringen. Die Betreiberinnen und Betreiber der etwa 150 Supermärkte in Mainfranken seien eigenständig und entschieden somit selbst über ihre Öffnungszeiten, heißt es aus der Zentrale in Rottendorf (Lkr. Würzburg). Das sei im bundesweiten Edeka-Verbund mit seinen 3500 selbstständigen Kaufleuten genauso.
Kürzere Öffnungszeiten: Was könnte das in den Supermärkten beim Energiesparen bringen?
Am deutlichsten wird hier Rewe: so gut wie nichts. Weil bereits "moderne Lichttechnik" in den Märkten eingesetzt werde, sei allein hier der Effekt "marginal", wie es Sprecher Thomas Bonrath ausdrückt. Viel bedeutender sei die Energie, die für das Kühlen der Waren gebraucht werde. Sie mache die Hälfte des Bedarfs eines Supermarktes aus – und sei vor allem unabhängig von den Öffnungszeiten.
Die Kühlung zum Schutz der Lebensmittel müsse "rund um die Uhr" laufen, ergänzt Edeka-Sprecherin Stefanie Schmitt. Insofern sei in puncto Energiesparen "kein Effekt zu erwarten", wenn die Ladenöffnungszeit verkürzt wird.
Welche Wirkung die selbst ins Gespräch gebrachte Drosselung der Öffnungszeit auf 20 Uhr für Tegut haben könnte, lässt man in Fulda offen. In Medienberichten wird Geschäftsführer Gutberlet zitiert, dass der Energiespareffekt bei einer vorgezogenen Schließung "enorm" sei. Über Details "machen wir grundsätzlich keine Angaben", schickte Sprecher Pusch auf Anfrage dieser Redaktion hinterher.
Was tun Supermärkte jetzt schon, um Energie zu sparen?
Eine Menge, ist die übereinstimmende Auskunft der befragten Unternehmen. Sprecher Dominik Knobloch hebt hervor, dass Kaufland "ein flächendeckendes Energiemanagement-System" habe und seit Jahren ein Energiemanagement-Team beschäftige. Ähnliches berichten unter anderem Rewe und Tegut.
Stromsparende LED-Beleuchtung und Geräte in den Märkten, Photovoltaikanlage auf dem Dach, Nutzung der Abwärme der Kühlgeräte, regelmäßige Auswertung des Energieverbrauchs: Solche und ähnliche Schritte nennen fast alle befragten Supermarktketten. Aldi senke die Temperatur in den Läden in jenem Maße, wie es das Gesetz neuerdings für öffentliche Gebäude verlangt, teilt Sprecherin Linda von Rennings mit.
Rewe weist darauf hin, dass ab 2025 etwa 1500 Märkte Ökostrom von einem neuen Windpark in der Nordsee beziehen werden. Kaufland wiederum betont, schon jetzt nahezu den gesamten Strom aus erneuerbarer Energie zu beziehen.
Wie profitabel sind für Supermärkte die Randzeiten, also die frühen Morgen- und Abendstunden?
Der Tegut-Vorstoß vor wenigen Tagen hat auch die Frage aufgeworfen, welchen Stellenwert spätes Einkaufen für die Supermärkte hat. Auf die Frage also, welcher Umsatz in den Abendstunden gemacht wird, geben alle befragten Unternehmen keine Antwort.
Auch der übergeordnete Handelsverband Deutschland (HDE) geht auf das Thema nicht im Detail ein. "Welche Öffnungszeiten an welchen Standorten und in welcher Branche am sinnvollsten sind, ist eine ureigene Entscheidung der einzelnen Unternehmen", teilt Sprecher Stefan Hertel mit. "Natürlich lassen sich mit verkürzten Öffnungszeiten Personal- und Energiekosten sparen." Aber es falle dann auch Umsatz weg.
Abgesehen von den Energiekosten: Welche Einschränkungen gibt es bereits in Supermärkten wegen anderer Engpässe?
Mancherorts machen Frischetheken früher Schluss. Grund ist aber weniger die teuer gewordene Energie, sondern der Personalmangel. So sorgte Anfang September ein Edeka-Markt in Schonungen (Lkr. Schweinfurt) für Schlagzeilen, weil er montags bis donnerstags die Theke schon ab 16 Uhr nicht mehr mit Personal besetzte, freitags und samstags ab 18 Uhr. Der Supermarkt schließt an allen Tagen um 20 Uhr. Auch aus Supermärkten anderer Unternehmen war zu hören, dass der Personalmangel gravierend sei und mitunter zu Einschränkungen führe.
Es geht ja außerdem hier um den Energieverbrauch und nicht um Personal-Fragen. Der größte Energieverbrauch wird in den Kühl- und Gefrierbereichen verursacht. Wenn ich (komme aus der Lebensmittelbranche) beobachte, wie Kunden sich verhalten, wenn sie in den Truhen und Kühlschränken "suchen", kann ich nur den Kopf schütteln.
Da werden über einen unangemessen längeren Zeitraum die Abdeckungen geöffnet und die Türen offengehalten. Die Geräte laufen deshalb rund um die Uhr auf Hochtouren, um den Temperaturanstieg wieder auszugleichen. Hier sehe ich enormes Einsparpotenzial. Oft könnten schon Hinweisschilder bzw. Aufkleber helfen oder automatische Verschlusstechnik bis hin zu Alarmsignalen.
auch die angestellten, die ja meistens zwischen 7 und 9 stunden ihren mann/frau stellen müssen, wären bestimmt froh, wenn sie wieder eine stunde früher feierabend hätten. es gibt ja auch nach ladenschluss noch ne menge zu tun, wie z. b. das befüllen der regale, die abrechung usw. hat man daran schon eigentlich gedacht, und von wegen neueinstellungen während der längeren ladenöffnungszeiten war schlichtweg fehlanzeige, die damen und herren müssen einfach in einem zweischichtbetrieb länger arbeiten, von wegen neueinstellungen!!
Die einfachste Reglung wäre doch: von Montag bis freitag um 18.30 schließen, so wie es schon immer war und wer am Samstag um 17.00 seine Sachen noch nicht eingekauft hat, braucht dies um 19.00 auch nicht mehr. In unserer republik arbeiten doch über 50 % meist im Schichtbetrieb, da kann man auch an den freien Zeiten mal zum Einkaufen gehen. Ich kaufe auch nie nach 19 00 Uhr, und wenn man bei uns z. B. um 19.00 am Netto vorbei fährt, stehen dort nur vereinzelt ein paar Autos. Dies ist schlichtweg Energievergeuterei! Wer war eigentlich der Urbetreiber dieser langen Öffnungszeiten? Ja, genau, Herr schröder, er wollte damals nämlich um 20.00 Uhr noch eine Cyrriewurst kaufen, der arme Kerl! Eine andere Regelung wäre auch möglich: Sommermonate wo es lang hell bleibt bis 20.00 ohne Beleuchtung in den Läden verkaufen und im winter bis 18.00 Uhr, dann ist schluß mit geld ausgeben!
u
wird es wohl so kommen
das auch tageweise geschlossen werden muss..
kommt ja nix junges nach das sich so eine Arbeit antut...
Wir werden uns alle noch umschauen
und uns von unserem bisherigen "Wohlstand" verabschieden...
im Moment gehts uns ja noch richtig gut...
Dienstleistung ist Dienst am Kunden. Der complette Einzelhandel hängt daran. Ist ja nicht nur die Metzgereifachverkäuferin sondern auch Buchhändler, Wohnaccessoire Verkäufer, Tabakwaren - und Bekleidungsfachverkäufer mit langen Öffnungszeiten ," bestraft". Energie einsparen auch für die Mitarbeiter. Das macht viele Berufe wieder attraktiver.
https://www.focus.de/finanzen/news/naechster-teuer-schock-inflation-schnellt-im-september-voraussichtlich-auf-10-prozent_id_155909571.html
Naja Herr Knobloch, dann taugt ihr " Energiemanagement-Team" nicht besonders viel.
Heute um kurz vor 12:00 Uhr brannte in Lengfeld noch ihre Außenbeleuchtung.
...mit Frisch- und Tiefkühlware bringen die früheren Ladenschließungen sicherlich energiesparmäßig nichts.
Personalmangel und bessere Arbeitsbedingungen für das Personal werden jedoch auch bei diesen Märkten noch zu Änderungen der Öffnungszeiten führen.
Bei Großmärkten und Kaufhäusern ohne Lbm-Kühlung ist wahrscheinlich auch ein Einspareffekt an Energie bei verkürzten Öffnungszeiten festzustellen.
Aus diesen Gründen bin ich ein Befürworter von verkürzten Öffnungszeiten - zugunsten des Personals u n d des Energiesparens!
Außer einer Verschlechterung des Arbeitsklimas fürs Kassenpersonal bringen längere Öffnungszeiten wenig. Man kann wenn man vernünftig ist nur das Geld ausgeben, das man hat. Anders als der Staat kann ein Privatmann nicht unbegrenzt Schulden zur Befriedigung von Konsumbedürfnissen machen.