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"Das klingt fast wie eine Verschwörungstheorie": Was zwei Würzburger FDP-Politiker zu Vorwürfen gegen ihre Partei sagen
Hat die FDP die Ampel-Partner über ihre Pläne getäuscht? Der Vorwurf steht nach Medienberichten im Raum. Andrew Ullmann und Tobias Dutta verstehen die Aufregung nicht.
Äußern sich zur Debatte um die Rolle der FDP beim Ampel-Aus: der Würzburger FDP-Bundestagsabgeordnete Andrew Ullmann (links) und Tobias Dutta, bayerischer Landesvorsitzender der Jungen Liberalen.
Foto: Thomas Obermeier | Äußern sich zur Debatte um die Rolle der FDP beim Ampel-Aus: der Würzburger FDP-Bundestagsabgeordnete Andrew Ullmann (links) und Tobias Dutta, bayerischer Landesvorsitzender der Jungen Liberalen.
Torsten Schleicher
 |  aktualisiert: 23.11.2024 02:30 Uhr

War der Ausstieg der FDP aus der Ampel-Regierung von langer Hand geplant? Recherchen der "Süddeutschen Zeitung" und der "Zeit" von Ende vergangener Woche legen das zumindest nahe. Demnach sei bereits ab Ende September FDP-intern konkret überlegt worden, die Regierung zu verlassen, für den Koalitionsbruch habe es ein regelrechtes Szenario gegeben.

Folgt man den Zeitungsberichten, die seitens der FDP bisher nicht dementiert wurden, dann steht vor allem FDP-Chef Christian Lindner im Zwielicht: Denn bis zum Schluss hatte Lindner in der Öffentlichkeit den Eindruck erweckt, die Regierungsarbeit fortsetzen zu wollen. Alles nur Fassade?

Der Würzburger Abgeordnete Andrew Ullmann (61) sitzt seit 2017 für die FDP im Bundestag und ist gesundheitspolitischer Sprecher seiner Fraktion. Für den Vorwurf, Lindner habe mit einem Drehbuch zum Ampel-Ausstieg die Öffentlichkeit getäuscht, hat Ullmann kein Verständnis. "Ich kenne kein Drehbuch, ich verstehe auch die Aufregung nicht. Auch unter uns Abgeordneten haben wir immer wieder diskutiert: Können wir in der Ampel bleiben oder nicht?"

Jede Partei, jeder Betrieb, jedes Unternehmen habe "das Recht, Szenarien durchzudenken". Selbst Bundeskanzler Olaf Scholz habe eingeräumt, bereits im Sommer über eine Entlassung von Lindner als Finanzminister nachgedacht zu haben, sagt Ullmann mit Verweis auf ein Interview des Kanzlers mit der "Süddeutschen Zeitung".

Ullmann: Haben bis zur letzten Minute verhandelt

Seitens der FDP sei bis zum Schluss in der Koalition gearbeitet worden: "Wir haben in der Gesundheitspolitik quasi bis zur letzten Minute verhandelt und um Kompromisse gerungen." Aber: "Wir wussten alle, dass der Lackmustest bei den Haushaltsberatungen kommt. Herr Lindner hat ja auch gesagt: Entweder es gibt eine Neuausrichtung der Wirtschaftspolitik oder eine Beendigung der Koalition. Das ist für mich glaubhaft."

Doch stammt Lindners Wirtschaftspapier vom 1. November, laut den Zeitungsberichten soll der Fahrplan zum Ampel-Aus schon ab Ende September aufgestellt worden sein. Kein Widerspruch? "Das klingt doch schon fast wie eine Verschwörungstheorie, dass die FDP eine Choreografie vorbereitet, wie man aus der Ampel herauskommt! Da fehlt mir die Fantasie, wie man das mit so vielen möglichen Varianten vorbereiten soll." Es sei Scholz gewesen, der von Lindner ultimativ die Aussetzung der Schuldenbremse gefordert habe. Dass die FDP am Ampelbruch schuld sei, hält Ullmann für ein "falsches Storytelling". Zu seinem Parteichef habe er jedenfalls volles Vertrauen. 

Dutta: Vorbereitung auf Szenarien ist normal

Einer, dessen politische Karriere in der FDP gerade Fahrt aufnimmt, ist Tobias Dutta, bayerischer Landeschef der Jungen Liberalen. "Ich verstehe die ganze Aufregung um die Zeitungsrecherchen nicht", sagt auch er. "Jeder konnte erkennen, dass die Regierung Scholz am Ende ist", meint der 23-Jährige. Ob die Recherchen von "Zeit" und "SZ" stimmen, wisse er nicht, die Berichterstattung habe ihn aber auch nicht sonderlich berührt. Sollte es die internen Absprachen gegeben haben, sehe er darin kein großes Problem:  "Ich glaube, dass es normal ist, dass sich Parteien auf solche Szenarien vorbereiten."

 
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  • Alfred Neumann
    FDP - das ist doch die Partei, die sich 2017 erst wochenlang in Koalitionsverhandlungen befand, bevor dieser blonde Vorsitzende mit dem Argument "man könne diese Politik nicht mittragen" sich aus der Verantwortung schlich. Wie sich die Zeiten doch wiederholen.
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  • Frank Zumkeller
    Wenn die Galionsfigur der FDP schon das sklavische Festhalten an der Schuldenbremse braucht , um sich vom gesamte Rest des Bundestages , inklusive CDU/CSU abzuheben , merkt man , wie liberale Ideen zur Selbstprofilierung missbraucht wurden .

    Und selbst in dem Niederumgen der Provinz , wird deutlich , wie sehr der Hochstapler Christian Lindner seine Partei über die 11 Jahre vereinnahmt - und kaputt gemacht hat , dass selbst einfache Abgeordnete denken, weiter zu Ihm halten zu müssen.

    Mit 3-6% werden Sie kein “Zünglein an der Waage” mehr sein , um bei den Großen am Tisch sitzen zu dürfen - selber schuld !
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  • Willi Rößner
    Der Ausstieg aus der Ampel und der Schuldenpolitik war überfällig. Das man sich in einem schwerwiegenden Fall vorher das "wie" genau überlegt, ist verständlich. Lindner hat Mut bewiesen.
    Der Wirtschaftsminister muss sich Gedanken machen wie er die Einnahmen erhöht und nicht, wie er die Schulden erhöht. Die FDP hat da einiges vor der Ampel gerettet.
    Das E-Auto ist ein Beispiel dafür, wie staatliche Planwirtschaft versagen kann. Hier hinterlässt die Ampel ein unvorstellbares Chaos. In der Autoindustrie dilettantisch mit unausgereiften E- Phantasien herumzustochern, hat schweren Schaden angerichtet und für die Umwelt nichts gebracht.
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  • Walter Vonhof
    Die FDP als Verschwörungstheorie-Opfer. Also, "Da fehlt mir die Fantasie", um das mal als Zitat zu formulieren. Am Samstag war es am FDP-Stand am Kürschnerhof jedenfalls recht einsam, wenn ich das richtig gesehen habe. Kann gerne so bleiben.
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  • Stefan Straub
    Verstehe auch die Aufregung um diese "Enthüllung" nicht. Die Einzige, die überrascht war das die Ampel platzt war wohl die Bundeswahlleiterin. Und das dies passiert weil die FDP Forderungen stellt (mMn berechtigte), welche die Partner nicht mitgehen werden war auch nichts Neues. Das Lindner gerade an dem Tag gefeuert wird, an dem Trump gewählt wird konnte wohl kaum genau so von der FDP geplant worden sein.
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  • Johannes Metzger
    Es geht darum, ob die Lindner FDP den Ampelausstieg seit Wochen aktiv betrieben hat.
    Darauf hätte auch der FDP Fraktionschef im Dlf (heute morgen) eine klare Antwort geben können. Hat er nicht. Er hat, wie es bei der Lindner FDP üblich ist, herum schwadroniert.
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  • Johannes Metzger
    Die Rückschritts- und Blockadepartei FDP, hat die Deutschen wochenlang zum Narren gehalten. Dann stellt sich Lindner als Opfer dar. Wird ob seiner Lügengeschichten entlarvt und schickt seine Marionetten (u.a. In Unterfranken) los, um die Wahrheit zu vernebeln.
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  • Manfred Englert
    Nun, Herr Metzger, wenn und weil Sie das so sehen, muß das noch lange nicht der Wahrheit entsprechen.
    Oder spielten Sie Mäuschen in Berlin?
    Da gibt es einen "Noch-Kanzler"der eigentlich gar nicht lügen muß, denn der vergißt ja alles!
    Ich jedenfalls respektiere die späte Entscheidung des damaligen Finanz Ministers und honoriere dessen Mut zu diesem Schritt.
    War schon lange fällig!!!
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  • Johannes Metzger
    In einem haben Sie Recht. Der Bundeskanzler hätte die ideologische Dauerbremse Lindner und seine Vasallen schon längst aus der Regierung werfen müssen.
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  • Andrew Ullmann
    Lieber Gerhard,
    ein kurzer Hinweis an die Leserschaft: Jeder kann jederzeit mitdiskutieren – das ist auch gut so. Das gilt nicht nur für uns beide, die wir ein temporäres Mandat innehaben. Mit der bereits im Frühjahr von uns vorgeschlagenen Wirtschaftswende hätten wir nicht nur den Wirtschaftsstandort Deutschland stärken, sondern auch wichtige Klimaziele erreichen können. Leider wurde dieses Konzept vom BMWK bisher nicht ausreichend berücksichtigt.
    Unser Ansatz setzt darauf, den Fokus auf nachhaltige Innovationen & Investitionen zu legen, beispielsweise durch Steuererleichterungen & den Abbau von Bürokratie – jedoch stets auf einer wirtschaftlich tragfähigen Grundlage. Denn Geld muss erst verdient werden, bevor es investiert werden kann – ein Prinzip, das sich in vielen Bereichen bewährt hat.
    Ob ich in den Bundestag einziehe, entscheidet letztlich die Wählerschaft, die sich eine fundierte Meinung bilden darf. Genau darauf kommt es an: den Dialog und die Meinungsbild aktiv zu fördern.
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  • Gerhard Müller
    Danke Andrew, im Dialog bleiben wir, klar! Mal sehen, was die Wahl bringt. Beste überparteiliche Grüße, Gerhard
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  • Georg Gsell
    Na ja, Herr Ullmann, die FDP verhielt sich schon lange vor der Feldschlacht wenig integer. Mit der Planung der Militäroperation D-Day haben die Alliierten Deutschland von Adolf Hitler befreit. Die FDP plante D-Day um Deutschland mit Hilfe eines Torpedos von Olaf Scholz (!!!) zu befreien. Herr Ullmann, bitte bleiben wenigstens Sie integer, verzichten Sie auf eine weitere Kandidatur! Es ist keine Schande bis zum Ruhestand als Universitätsprofessor zu wirken.
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  • Gerhard Müller
    Lieber Andrew, die FDP hat sich mit ihren wirtschaftsliberalen Konzepten aus der Kohl-Ära schon längst vom Acker gemacht. Ich finde es schade, dass Du nicht mehr mitdiskutieren kannst und bald wohl nicht mehr im Bundestag bist. Der Gesundheitspolitik geht etwas verloren. Gerhard Müller, Grüner Bezirksrat
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  • Manfred Englert
    Herr Müller, vermutlich an Ihren grünen MdB´s liegt der Ausstieg der FDP aus der Regierung.
    Einen Grünen zum Wirtschaftsminister zu machen heißt, den Bock zum Gärtner gemacht.
    Für mich bewahrheitet sich eine uralte Losung: SPD und Grün können einfach nicht mit dem ihnen anvertrauten Geld der Steuerzahler umgehen!
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  • Johannes Metzger
    Die GroKo und die CDU/FDP Regierungen haben massiv Schulden aufgebaut. Zum Beispiel Infrastrukturschulden. Die werden auf mehrere 100mrd € geschätzt.
    Sogar das NATO Oberkommando macht sich große Sorgen ob der maroden Brücken und Schienenwege. Denn die Bundesrepublik ist in Europa der Logistik- Dreh- und Angelpunkt für die verbündeten Streitkräften.
    Wer sich allerdings aus ideologischen Gründen, wie FDP & Co. ,seine übergroßen politischen Scheuklappen überstülpt, wird das nicht erkennen.
    Selbst Friedel Merz kommt nach langem Nachdenken zum Schluss, dass die Schuldenbremse reformiert werden muss.
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  • Manfred Englert
    Herr Metzger, werden Sie so langsam zum "Friedel-Fan"?

    Natürlich läßt sich über so manches diskutieren, jedoch das Tricksen, zweckbestimmte, übrig gebliebene Kredite zweckentfremdend mir nichts dir nichts einfach so in den Haushalt fließen zu lassen und für ideologische Wünsche auszugeben, ist so eine Wucht, daß selbst die obersten Richter unserer Republik nicht anders konnten, als dies zu stoppen!
    FDP und Ideologie? Wissen Sie eigentlich, wovon Sie reden?
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  • Johannes Metzger
    Welcher Ideologie hängen Sei eigentlich an? Das Bundesverfassungsgericht hat so entschieden, weil die Schuldenbremse so ist, wie sie ist.
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