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Aub
Das kleine Aub bekommt großen Starbesuch
Drei ergraute Herren haben sich zu "Still got the Blues" zusammengetan und bringen den Sound ihrer Jugend in den Spitalkeller. Jetzt hat sich auch ein Star angekündigt.
Eine Art musikalische Selbsthilfegruppe: Rudi Gutbrod, Rolf Wassermann und Georg Grimm (v.l.) haben Blues und Rock in den Auber Spitalkeller gebracht.
Foto: Gerhard Meißner | Eine Art musikalische Selbsthilfegruppe: Rudi Gutbrod, Rolf Wassermann und Georg Grimm (v.l.) haben Blues und Rock in den Auber Spitalkeller gebracht.
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:48 Uhr

Rudi Gutbrod liebt Blues und Rock. Rolf Wassermann und Georg Grimm auch. Und das schon verdammt lang. Problem dabei ist nur: Es gibt kaum noch Gelegenheit, Bluesmusik live zu hören. Schon gar nicht in Aub, wo die drei leben. Feine Klassik bei Ars Musica, das schon. Aber zu einem schönen Joe-Cocker-Oldie die Sau rauslassen - dazu muss man schon mindestens nach Würzburg. Musste man zumindest - bis vor zwei Jahren. Da haben die drei reiferen Herren ihre Initiative "Still got the Blues" gegründet, als eine Art Selbsthilfegruppe, die sich seitdem einer wachsenden Fangemeinde erfreut. Regelmäßig finden Konzerte im Spitalkeller oder auf der Spitalbühne statt. Am kommenden Sonntag gibt's dort sogar ein Doppelkonzert mit Andreas Kümmert und der Inklusions-Band der Mainfränkischen Werkstätten "Mosaik".

Die Nachbarn weit genug entfernt

Wie so oft war es am Anfang eine fixe Idee, erzählt Georg Grimm. Wieso den Gewölbekeller, der Teil des Auber Spitalmuseums ist, nicht auch mal für ein Konzert nutzen, haben die drei Freunde damals gefragt. "Wir hau'n amal was rein", hätten sie sich gesagt, erzählt Rudi Gutbrod. Die Wände sind schließlich dick und die nächsten Nachbarn weit genug entfernt, um nicht von der lauten Musik gestört zu werden. Und, dass es auf dem Land noch mehr Rock- und Blues-Fans gibt, die nur darauf warten, dass irgendwo wieder mal die Post abgeht, davon waren sie ohnehin überzeugt.

Die enge Tuchfühlung zwischen Band und Publikum im Auber Spitalkeller wird auch von den Musikern geschätzt, wie hier beim Auftritt der Rockband 'Free Spirit'.
Foto: Georg Grimm | Die enge Tuchfühlung zwischen Band und Publikum im Auber Spitalkeller wird auch von den Musikern geschätzt, wie hier beim Auftritt der Rockband "Free Spirit".

Beim Hausherrn, dem Spitalverein, und auch beim Bürgermeister stießen die drei auf offene Ohren. "Die waren sofort einverstanden, weil man indirekt voneinander profitiert", sagt Georg Grimm. Damit auch rechtlich alles seine Ordnung hat, wurde die Blues-Initiative sogar als Abteilung in den Verein aufgenommen. Finanziell allerdings hält sich der Verein raus. "Wir tragen selbst das volle Risiko", sagt Rolf  Wassermann. Und auch um Auf- und Abbau, Bewirtung und alles was sonst noch zu einem Konzert gehört, müssen sie sich selber kümmern.

Andreas Kümmert auf der Spitalbühne

Dass das Risiko gar nicht so groß ist, wie befürchtet, wurde schon nach den ersten drei Konzerten im Jahr 2017 deutlich. Schnell hatte sich ein Stammpublikum gefunden. 50 bis 60 Gäste kommen seitdem durchschnittlich zum Konzert. Ein paar mehr könnte der Spitalkeller noch vertragen, sagt Georg Grimm, aber bei höchstens 90 ist ist Schluss. Auch aus Sicherheitsgründen. Wenn am kommenden Sonntag "Mosaik" und Andreas Kümmert die Spitalbühne rocken, sind nach oben fast keine Grenzen gesetzt. Der halboffene Zuschauerraum im Rückteil des Spitalgeländes kann locker ein paar hundert Zuschauer aufnehmen.

"Wir werden geradezu überrannt von den Bands, es gibt nicht mehr viele Clubs, in denen sie spielen können."
Rudi Gutbrod, "Still got the Blues"

Inzwischen hat sich der Auber Blueskeller in der Szene herumgesprochen. Beim letzten Konzert seien sogar zwei Besucher aus Calw und eine Gruppe aus Bad Kissingen dagewesen, sagt Rudi Gutbrod. Nur die Würzburger haben den Weg nach Aub noch nicht entdeckt. "Die Stimmung, die Atmosphäre im Keller und die Tuchfühlung mit den Musikern, das kommt beim Publikum sehr gut an, und auch bei den Bands", meint Rolf Wassermann. Dadurch hat sich auch ein weiteres Problem schnell in Luft aufgelöst: die Frage nach den Gruppen. "Wir werden geradezu überrannt von den Bands", so Gutbrod, "es gibt nicht mehr viele Clubs, in denen sie spielen können, und man wundert sich über die geringen Gagen." Selbst aus Köln seien schon Anfragen eingegangen.

Höchstens sieben Konzerte im Jahr

Die allermeisten dieser Angebote muss Georg Grimm zurückweisen. Die sieben Konzerte, die heuer auf dem Programm stehen, das sei Obergrenze. Auch weil die Arbeit fast ausschließlich an den drei Blues-Fans und ihren Ehefrauen hängt. Neben den eigentlichen Konzertvorbereitungen gehört dazu auch der Abbau der Dauerausstellung. Der Keller ist Teil des Spitalkellers, in dem normalerweise Utensilien des Hausmetzgers gezeigt werden. Die müssen vor jedem Konzert weg- und am Sonntag wieder hergeräumt werden, bevor das Museum am Nachmittag öffnet.

Das Konzert von Andreas Kümmert und die Inklusions-Band "Mosaik" am Sonntag, 16. Juni, um 16 Uhr soll zu einem Höhepunkt im diesjährigen Programm werden. "Mosaik war schon mal im Keller und hat eine so grandiose Show abgezogen, dass wir gleich gesagt haben, die holen wir nochmal", sagt Rolf Wassermann, "aber dann draußen wo wir Platz haben." Die beiden Frontsänger brachten es 2015 bei der Casting-Show "Supertalent" zu bundesweiter Bekanntschaft. Längst in der Oberliga angekommen ist hingegen der Gitarrist und Bluessänger Andreas Kümmert aus Gemünden. Beim Doppelkonzert am Sonntag wird er Mosaik bei einigen Stücken unterstützen, bevor er am Abend mit seinem Soloauftritt weitermacht.

Karten (20 Euro) gibt es an der Tageskasse. Einlass: 15 Uhr, Konzertbeginn Mosaik: 16 Uhr, Konzertbeginn Andreas Kümmert: 19.30 Uhr. Weitere Konzerte im Spitalkeller mit Earl Grey (27. Juli), Great Lakes (14. September) und "The Main Isar Bloozeboyz" (12. Oktober).

 
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