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ERLABRUNN
Das Dorf der tausend Clematis
Klaus Körber aus Erlabrunn inmitten einer blühenden Clematis.
Foto: Thomas Obermeier | Klaus Körber aus Erlabrunn inmitten einer blühenden Clematis.
Achim Muth
 |  aktualisiert: 16.12.2021 11:34 Uhr

Klaus Körber (59) ist Erlabrunner durch und durch. Er ist Gemeinderat, Vorsitzender des örtlichen Obst- und Gartenbauvereins (OGV) – und leidenschaftlicher Musiker in der Erlabrunner Blaskapelle. Beruflich ist er Landwirtschaftsdirektor an der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG) und kam dort erstmals mit der Clematis in Berührung. Auf seine Initiative hin verwandelte sich Erlabrunn in das weltweit erste Clematisdorf.

Herr Körber, wie sind Sie zum Fachmann für Clematis geworden?

Klaus Körber: Ich bin an der LWG zuständig für Versuche mit Gehölzen, Bäumen und Sträuchern und habe vor langer Zeit auf einer Dienstreise in Holland die Clematis näher kennengelernt. Dazu habe ich viel gelesen, vor allem englische Literatur, und gemerkt: Diese Pflanze ist ein Schatz, den man heben muss. In Deutschland wurde sie bis dato nur mit einem Minisortiment gehandelt. 1994 haben wir dann in Veitshöchheim den ersten Clematisgarten gepflanzt. Heute hat er über 250 Sorten. Durch Gespräche mit Fachbesuchern ist ein richtiges Netzwerk entstanden. Seit 1998 bin ich Mitglied in der internationalen Clematisgesellschaft und war von 2000 bis 2004 auch deren Präsident.

Was macht die Clematis zu etwas Besonderem?

Körber: Ihre unglaubliche Vielfalt. Zum einen in den wunderbaren Blütenformen, dann im Wuchs von 50 Zentimetern bis zu zehn Metern Höhe. Es gibt sie in allen Farben und je nach Sorte und Art blühen sie in einem Zeitfenster von April bis Ende Oktober in einem fränkischen Garten. Besonders ist die Eignung, um sie in einen Partner reinwachsen zu lassen, wie etwa in Kletterrosen oder in Gartensträucher oder kleine Bäume, so wie im Wald. Deshalb heißt die Clematis auch Waldrebe.

Was ist ihre Lieblingssorte?

Körber: Eine italienische Waldrebe mit dem Namen ,Etoile violette‘. Violettfarbener Stern, das sagt alles. Sie ergänzt sich wunderbar mit Rosen.

Franken wird wärmer und trockener. Wie reagiert die Clematis auf den Klimawandel?

Körber: Es gibt trockenheitsverträgliche Arten, die heimische Wildart (Clematis vitalba) gehört dazu und diese Art wird sich so schnell nicht verdrängen lassen. Die Hitze macht ihr nichts aus. Die in Gärten gepflanzten, großblumigen „Schauclematis“ sind aber meist vor allem in der Jugend von einer guten Wasserversorgung abhängig, da gilt es in Zukunft intelligente und somit wassersparende Bewässerungsmethoden wie Tröpfchenbewässerung einzusetzen.

Vor knapp zehn Jahren haben Sie in Ihrem Heimatort das Initial zum Clematisdorf gegeben. Wie kam es dazu?

Körber: Durch Führungen des Obst- und Gartenbauvereins im LWG-Garten ist bei vielen Gartenbesitzern ein hohes Interesse entstanden. Vor knapp 20 Jahren hatten wir deshalb schon eine relativ hohe Clematisdichte im Ort. Für die 800-Jahr-Feier der Gemeinde im Jahr 2009 hatte der OGV die Idee, für jedes Jahr eine Clematis zu pflanzen. Die Leute waren total davon angetan, den Ort aufzuhübschen. Es gab fast 90 Einzelbestellungen, die 800. Clematis wurde vom damaligen Bürgermeister Günter Muth gepflanzt. Die meisten Clematis sind aber versteckt in Privatgärten und nicht an der Hauptstraße zu finden.

Die Idee vom Clematisdorf war geboren?

Körber: Richtig. Recherchen ergaben, dass es weltweit etwa 1000 Rosendörfer gibt, aber bis dahin kein Clematisdorf. Seitdem weisen Schilder an den Ortseingängen auf die Einzigartigkeit hin. Jedes Jahr kommen mittlerweile viele Besuchergruppen, die bei Führungen Zugang zu zahlreichen Gärten erhalten. Ich schätze, dass wir in Erlabrunn derzeit mehr als 1000 Pflanzen und um die 150 verschiedene Sorten haben.

Was ist in Zukunft geplant?

Körber: Wir wollen das Projekt ausweiten und die Zahl der Clematis im Ort noch steigern. In einer neuen Aktion wird der OGV jedem Hausbesitzer fünf Pflanzen spendieren. Ich hoffe, dass wir damit in Erlabrunn das Bewusstsein für die Clematis noch mehr schärfen und das Dorf noch schöner machen können.

Vortrag über Clematis

Klaus Körber hält am Dienstag, 17. April, in Erlabrunn einen öffentlichen Vortrag über die Clematis. Beginn ist um 19.30 Uhr im Gemeindezentrum. Wer sich für eine Führung durch das Clematis-Dorf interessiert, kann sich an den Obst- und Gartenbauverein wenden. Kontaktdaten unter der Rubrik Vereine auf: www.weinort-erlabrunn.de
Die St.-Andreas-Kirche von Erlabrunn, gerahmt von einer blühenden Clematis. In dem Dorf sind rund 150 Sorten zu sehen, im April beginnt die Blütezeit.
Foto: Thomas Obermeier | Die St.-Andreas-Kirche von Erlabrunn, gerahmt von einer blühenden Clematis. In dem Dorf sind rund 150 Sorten zu sehen, im April beginnt die Blütezeit.
 
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