
Für 49 Euro im Monat mit Bahn und Bus durchs ganze Land, zumindest im Regionalverkehr: Das geht ab Mai mit dem neuen Deutschlandticket. In Bayern soll es für Studierende und Auszubildende noch günstiger werden – und das Ticket ab September nur noch 29 Euro kosten. Der Freistaat will Geld dafür in die Hand nehmen. So weit, so gut? Für Studierende in Würzburg und Schweinfurt bleiben Fragen offen. Selbst innerhalb Bayerns entsteht nämlich ein Flickenteppich an Regelungen.
Hintergrund sind die bereits gültigen Vergünstigungen im ÖPNV, die sogenannten Semestertickets. Bleiben sie bestehen, werden sie verrechnet? Pro Halbjahr bezahlen Studierende der Julius-Maximilians-Universität (JMU), der Technischen Hochschule (THWS) und Musikhochschule an das Studentenwerk einen ÖPNV-Solidarbeitrag. Er ist verpflichtend.
Semestertickets sind obligatorisch und regional begrenzt
In Würzburg sind das in diesem Sommersemester 84 Euro. Dafür gilt der Studentenausweis als Fahrschein auf allen Linien des Verkehrsverbundes Mainfranken (VVM). Zu ihm gehören die Stadt Würzburg und die Landkreise Würzburg, Kitzingen und Main-Spessart. Studierende an der THWS in Schweinfurt kommen mit aktuell 39,50 Euro für das Semester zwar günstiger davon, dürfen damit aber nur alle Busse der Schweinfurter Stadtwerke nutzen.
Studierende, die sich nun ab Mai ein 49-Euro-Ticket kaufen, brauchen eigentlich kein örtliches Semesterticket mehr. Schließlich ist der gesamte ÖPNV damit abgedeckt. Trotzdem bleibt in Würzburg und Schweinfurt alles beim Alten. Zunächst zumindest. Denn das Sommersemester 2023 läuft bereits, die Beiträge für das Semesterticket sind bezahlt. Eine Änderung mit möglichen Rückerstattungen und Verrechnungen wäre kompliziert.
"Eine kurzfristige Aussetzung des Semestertickets war nicht möglich", sagt Tanja Scheller, Sprecherin des Studentenwerks Würzburg. Man hätte die laufenden Verträge mit den Verkehrsbetrieben gar nicht so schnell kündigen können. Hinzu kommt: Das Semesterticket ist für Studierende, die kein deutschlandweites Ticket brauchen, deutlich günstiger als monatliche 49 Euro. "Diesen Vorteil wollen wir den Studierenden nicht nehmen", so die Sprecherin.
Heißt: Wer als Studentin oder Student über die Verkehrsverbünde Mainfranken oder Schweinfurt hinaus mit der Bahn fahren will, braucht zusätzlich zum Semesterticket ein reguläres Bahnticket oder leistet sich ganz normal das monatliche Deutschlandticket.
Studierende in Würzburg: Semesterticket zum Deutschlandticket aufstocken
Interessanter wird es ab September: Dann soll ein Upgrade des Semestertickets auf ein 29-Euro-Ticket für Studierende und Azubis möglich sein. Zumindest im Verkehrsverbund Mainfranken (VVM) ist dies laut Sprecherin Cornelia Wagner so geplant. Wer also mehr will als das regional begrenze Semesterticket für derzeit 84 Euro (umgerechnet 14 Euro monatlich), legt 15 Euro im Monat drauf und erhält dafür das Deutschlandticket.

Dagegen plant man in der Verkehrsgemeinschaft Schweinfurt noch nicht so weit. Es fehle zum aktuellen Zeitpunkt an Details zum ermäßigten Deutschlandticket, sagt eine Sprecherin des Landkreises. Wie es im Herbst aussieht, ist offen.
Für die Studierenden selbst wäre das freiwillige Aufstocken von Semestertickets die beste Lösung. So fordert die Landesstudierendenvertretung grundsätzlich die Anrechnung auf ein 49- bzw. 29-Euro-Ticket. Und das Studentenwerk Würzburg bekräftigt: "Eine Verrechnung des Semesterticketbeitrags wäre aus Sicht der Studierenden natürlich wünschenswert."
Übergangslösungen dafür sollte es eigentlich schon ab Mai geben. Darauf hatte sich die Verkehrsministerkonferenz der Länder im März verständigt. Doch längst nicht alle Hochschulstädte bieten ein Upgrade der Semestertickets noch im Sommer an. Wie in Würzburg und wohl auch in Schweinfurt gibt es Angebote vielfach erst ab dem Wintersemester. Und in großen Verkehrsverbünden wie München und Nürnberg sind die Semestertickets bei Vollnutzung so teuer, dass Studierende mit einem 49- oder gar 29-Euro-Ticket ohnehin günstiger fahren.
Ansonsten werden mit dem Deutschlandticket in erster Linie Städter mit ausgezeichnetem ÖPNV hofiert und alimentiert. Sprich, Bewohner des Ruhrgebiets und Berlins, Münchens und von Städten in denen tatsächlich nahezu jeder auf ein Auto verzichten kann reiben sich die Hände. Aber das ist ein anderes Thema, der ländliche Raum hat oft keine große Lobby.