Ende Januar besteht für die Würzburger und auswärtigen Besucher wie gewohnt eine gute Gelegenheit in die große weite Welt hinauszublicken: auf der Leinwand. Vom 24. bis 27. Januar findet wieder das Internationale Filmwochenende statt, das ein fester Bestandteil des Kulturkalenders ist - und das seit 45 Jahren. Was 1974 im längst geschlossenen City-Kino mit zwölf Filmen begann, ist an der aktuellen Spielstätte Central-Kino auf dem Bürgerbräu-Gelände sowie dem nahen Vogel Convention Center (VCC) auf etwa 35 Spiel- und 15 Dokumentarfilme sowie zahlreiche Sonderreihen angewachsen. Die Intention ist die gleiche geblieben: Anspruchsvolle Filme zu zeigen, die noch nicht im Kino zu sehen waren und vielleicht auch dort nie zu sehen sind.
"Eine attraktive Auswahl" verspricht Festivalchef Thomas Schulz, die er und sein rund 15-köpfiges Team von der Filminitiative seit September zusammengestellt haben. Die Cineastentruppe organisiert das Festival ehrenamtlich und ist arbeitstechnisch damit "ziemlich am Limit", wie Viviane Bogumil, Vorstand der Filminitiative, erklärt. Der Aufwand hat sich spätestens dann gelohnt, wenn wieder so viele Zuschauer wie im vergangenen Jahr kommen: knapp 10 000.
Japan-Filme im Siebold-Museum
Auch bei seiner 45. Auflage hat das Filmwochenende Neuerungen zu bieten: Da wäre zum Beispiel neben den drei Kinosälen im "Central", den temporären Kinosälen im Keller Z87 im Bürgerbräu und dem VCC die neue Spielstätte im benachbarten Siebold-Museum. Was bietet sich im Museum, das sich mit dem Werk des Japanforschers Philipp Franz von Siebold beschäftigt, nicht besser an als eine japanische Filmreihe. Acht klassische und moderne Produktionen aus dem Fernen Osten sind zu sehen.
Ebenso exotisch: Ein Block mit Kurzfilmen aus Jamaika, die sich mit den gesellschaftlichen und sozialen Problemen des Landes beschäftigen. Zusammengestellt hat sie Anja Matern, die mehrere Jahre auf Jamaika gelebt hat. Klischeehafte Geschichten voller Karibiksonne und Reggaemusik sollte niemand erwarten. "Jamaika ist eine sehr extreme Insel. Es ist kein Friede-Freude-Eierkuchen-Programm", kündigt Matern an. Es geht unter anderem um einen Schrottsammler auf einer Mülldeponie, der von einem besseren Leben träumt und um einen gewalttätigen Polizeieinsatz gegen Drogenhändler.
Auch zwei Komödien im Programm
Eine Werkschau ist dem deutschen Regisseur Veit Helmer gewidmet, dessen Kurz- und Spielfilme meist mit wenigen Dialogen auskommen. Helmer wird - wie 24 weitere Filmschaffende - Gast sein und mit dem Publikum über seine Filme reden - ein Markenzeichen des Festivals.
Dem Trend zu mehr Dokumentarfilmen im Kino wird auch das Filmwochenende gerecht und die Rekordzahl von 15 internationalen Produktionen. Die Inhalte reichen von einer Geschichte über drei Männer, die den Selbstmord ihres Bruders betrauern („Bruder Jakob, schläfst Du noch“) bis hin zu Innenansichten einer syrischen Familie, in der der Vater seine Söhne zu Kämpfern für den IS erzieht.
Das Spielfilmprogramm umfasst Produktionen, die aus Afghanistan bis Vietnam stammen und die "fast zur Hälfte von Regisseurinnen" gemacht wurden. Eine Besonderheit, die Schulz bei der Pressekonferenz im "Forum" der VR-Bank betonte. Mit "Womit haben wir das verdient?" und "Butterflies" sind auch zwei Komödien im Programm. Eröffnungsfilm ist am Mittwoch, 23. Januar um 19 Uhr "The drummer and the keeper".
Daneben gibt es als Sonderveranstaltung wieder die Schüler- und Studenten-Film-Reihen "Die Selbstgedrehten" und "Kammerflimmern", eine Stummfilm-Matinee mit "Die Bergkatze" von Ernst Lubitsch und der Musik von "Trioglyzerin", eine Filmparty, die Preisverleihung der vom Publikum prämierten Filme sowie die Schulvorstellungen, für die Lehrer noch bis Montag Klassen anmelden können.