Mehrmals verschieben musste die Freiwillige Feuerwehr Unterpleichfeld die Feier ihres 120-jährigen Gründungsjubiläums. Im Sommer nächsten Jahres soll sie endlich mit einem großen Feuerwehrfest nachgefeiert werden. Bei einem Gespräch im Feuerwehrhaus erzählen der 60-jährige Maschinenbaumeister und Betriebsleiter Oskar Schmitt und die 25-jährige medizinische Fachangestellte Laura Büttner, warum ihr Herz für die örtliche Feuerwehr brennt.
Oskar Schmitt: Naja, ich bin 1980 eingetreten und somit schon 40 Jahre bei unserer Feuerwehr. Beim Festkommers vor wenigen Tagen bin ich mit dem Ehrenzeichen in Gold ausgezeichnet worden. 1991 wurde ich zum zweiten Kommandanten gewählt. Dieses Amt und das Amt des Gruppenführers habe ich nun nach 30 Jahren niedergelegt. Solche Posten zu haben, das kostet schon Zeit. Jetzt bin ich aber nur noch ein Feuerwehrmann.
Laura Büttner: Ja, es ist zeitaufwändig, aber es gibt mir auch viel. Ich bin 2011 mit Freundinnen bei der Jugendfeuerwehr eingetreten. Von Anfang an spürte ich, wie wertvoll es ist, sich für andere einzusetzen. Ich habe Fortbildungen gemacht und mich 2018 als Ersthelferin vor Ort, sogenannter First Responder, ausbilden lassen. Seit 2020 leite ich die aktuell siebenköpfige First-Responder-Gruppe. Außerdem habe ich gerade die Gruppenführerprüfung abgelegt und darf nun Einsätze leiten.
Schmitt: Früher war es ganz normal im Dorf, zur Feuerwehr zu gehen. Ich habe verschiedene Lehrgänge gemacht und als zweiter Kommandant zur Entwicklung unserer Feuerwehr mit beigetragen. Wir haben neue Geräte und Fahrzeuge beschafft. Dann wurden die Jugendfeuerwehr und die Ersthelfer eingeführt. 2005 startete die Brandschutzerziehung in Kindergärten und Schulen. Da fügt sich eines ins andere. Man wird einfach gebraucht. Es war mir immer wichtig, etwas am Laufen zu halten.
Büttner: Mein Vater war Feuerwehrmann. Er hat damals einen Flyer von der Jugendfeuerwehr mitgebracht. Um die Jugend hat sich Maria gekümmert, die Frau von Oskar. Sie hat vielen jungen Menschen hier das Feuerwehrwesen erklärt und uns auf echte Einsätze vorbereitet. Sie war für uns alle "die Mutter".
Schmitt: Ja, meine Frau ist 2001 als erstes weibliches aktives Mitglied aufgenommen worden. Den Spitznamen "Mutter" bekam sie dadurch, dass unsere zwei Söhne sie so gerufen haben. Unsere ganze Familie ist bei der Feuerwehr.
Schmitt: Es war nicht so bürokratisch. Irgendwie persönlicher. Ich bin viel zu den Leuten nach Hause. Wir haben Auge in Auge das Erstellen von Einsatzplänen für Großbetriebe oder die Schritte zur Einleitung eines Neubaus des Feuerwehrhauses besprochen. Mit den Whats-App-Nachrichten von heute kann ich mich nicht so anfreunden.
Büttner: Ich mag Whats-App und benutze es oft. Es geht schnell und man kann relativ viele Menschen damit erreichen. Ich finde es auch super, dass wir First Responder nun von der Leitstelle über das Handy alarmiert werden. Dann kann ich sofort Rückmeldung geben, ob ich in fünf Minuten am Feuerwehrhaus bin, nachkommen kann oder gar nicht kommen kann.
Büttner: Wir Ersthelfer haben ein bis zwei Einsätze pro Woche. Wenn wir nachts los müssen, ist es manchmal anstrengend. Oder wenn wir für Kleinigkeiten geholt werden. Aber lieber fahre ich fünf Mal zu viel raus als einmal zu wenig. Bei unseren Einsätzen tragen wir Masken, Schutzbrillen und Handschuhe. Manchmal machen wir Herzdruckmassagen zur Wiederbelebung. Das ist schon aufreibend. Aber ich habe immer das gute Gefühl, helfen zu können.
Schmitt: Die schlimmsten Einsätze sind es, wenn man eine persönliche Beziehung zu den Notfallopfern hat. Oder wenn wir belächelt werden für unsere Arbeit. Es ärgert mich, wenn wir scherzhaft als "Feierwehr" betitelt werden, wenn wir die Kameradschaft pflegen. Dabei setzen wir uns für die Menschen ein, machen kontinuierlich Übungen und lernen ständig dazu. Die Technik macht Fortschritte, beispielsweise bei den Airbags in den Fahrzeugen, mit Elektroautos der Photovoltaikanlagen. Früher hatten die Menschen mehr Respekt. Heute fehlt ihnen oft das Verständnis für uns. Es gibt mehr Ich-Menschen.
Schmitt: Ich kann mir nicht vorstellen, dass es einmal keine Feuerwehr im Ort gibt. Sie wird gebraucht und wird sich immer an neue Gegebenheiten und Vorschriften anpassen.
Büttner: Ja, unsere Feuerwehr hat Zukunft. Ich hoffe, dass weitere Frauen und Männer zu unserer First-Reponder-Gruppe und überhaupt als aktive Mitglieder dazukommen. Es wird immer Menschen geben, die Hilfe brauchen.