
Am Freitag um 15 Uhr geht es los, und der Wetterbericht lässt auf ein schönes Festival-Wochenende hoffen: Beim 15. Würzburger Festival für Straßenkunst (Stramu) verwandelt sich die Innenstadt vom Mainufer bis zur oberen Eichhornstraße bis Sonntagabend wieder in eine große Bühne mit Livemusik, Straßentheater und Artistik.
Auch wenn beim Stramu im Vergleich zu anderen Festivals nur wenig auf- und abgebaut werden muss: Die Organisation von Europas vermutlich größtem Straßenkunst-Festival beschäftigt Projektleiter Mike Sopp das ganze Jahr. Er und sein Team haben heuer 64 Künstler und Bands aus 18 Nationen eingeladen. Die Hälfte der Auftretenden kommt aus der Region Würzburg.
600 Bewerbungen für das Stramu
Die rund 70 Betten für die Übernachtungen der auswärtigen Künstler hat der 35-jährige Eventmanager bereits Anfang des Jahres in der Jugendherberge und in einer Pension. Die meisten reisen am Donnerstag an und bleiben bis Montag - zumindest die Profis, die sich nach dem anstrengenden Wochenende mit einem guten Dutzend Auftritten einen freien Tag gönnen. "Wer nicht von der Straßenmusik lebt und am Montag zur Arbeit muss, muss natürlich schon am Sonntag heim", sagt Mike Sopp.
Er kam vor acht Jahren als Praktikant zum Stramu und durfte sich von Anfang an um die Betreuung der Künstler kümmern. Daran änderte sich auch nichts, als er vor zwei Jahren die Festivalleitung von seiner Vorgängerin Antje Molz übernahm.

Bereits im April lädt Sopp die Künstler ein, nachdem er aus gut 600 Bewerbungen das Stramu-Programm zusammengestellt hat. Schon in der Einladung stehen alle Informationen, die die Künstler brauchen. "Ich habe jede Frage schon mal beantwortet, das macht es natürlich leichter", betont Sopp.
Straßenkünstler sind selbstständig
Dazu kommt, dass Straßenkünstler ohnehin ein sehr selbstständiges Völkchen sind - sie reisen an, checken in der Unterkunft ein, melden sich kurz im Festivalbüro, bauen ihr Equipment auf und legen los: "Wir stellen ihnen nur einen Pavillon und einen Stromanschluss zur Verfügung. Ganz selten kommt es vor, dass ich mal für einen Künstler ein Bahnticket buchen muss." Die meisten kommen allerdings mit dem Auto, weil sie Instrumente, Verstärker und andere Dinge transportieren müssen.
Reisekosten, Verpflegung und Übernachtung übernimmt der Veranstalter, für die Gage der Künstler sind beim Stramu die Zuschauer verantwortlich - mit einer kleinen Ausnahme: "Straßentheater bekommen zusätzlich eine kleine Aufwandsentschädigung, weil sie im Gegensatz zu Musikern keine CDs verkaufen können", erläutert Sopp.
120 Mitarbeiter helfen beim Festival
Während des Festivals ist er für das Lösen kurzfristig auftretender Probleme zuständig - zum Beispiel, wenn ein Künstler noch ein Bett für seine Freundin braucht oder eine Band aus Kopenhagen am späten Abend in Frankfurt strandet, weil der nächste Zug nach Würzburg erst am kommenden Morgen fährt: "Da musste ich mir dann schnell einen Kombi von einem Kollegen leihen und sie abholen."
Beim Stramu selbst kann sich der 35-Jährige auf ein gut eingespieltes Team verlassen. Rund 120 Menschen kümmern sich im Festivalbüro und in der Stadt um die Künstler und Besucher. 150 000 Euro, wenn man zur finanziellen Unterstützung von Stadt und Sponsoren auch deren Sachleistungen zählt, beträgt der Etat des Stramu.
Die gute Organisation ist auch einer der Gründe dafür, dass die allermeisten Künstler nach ihrem ersten Stramu-Auftritt gerne wiederkommen - das ist laut Sopp nicht überall so: "Man muss die Voraussetzungen schaffen, dass die Künstler vernünftig arbeiten können. Bei neueren Festivals steckt das manchmal noch in den Kinderschuhen."
Das 15. Stramu findet von Freitag bis Sonntag an 25 Orten in der Innenstadt statt. Den Spielplan und alle weiteren Infos gibt es im Internet unter "www.stramu-wuerzburg.de". Wir berichten an allen drei Tagen in einem Liveblog aufmainpost.de.