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Landkreis Würzburg
Corona: Wie Stadt und Landkreis Würzburg das Impftempo erhöhen wollen
Sonderimpfungen für Jugendliche, ein Boosterzentrum in der Kürnachtalhalle und mehr mobile Impfteams: Ideen gibt es viele, allein das Personal fehlt.
Im Würzburger Rathaus ist ein Impfzentrum eingerichtet. Die Nachfrage ist groß, wie die langen Schlangen vor dem Eingang zeigen. 
Foto: Thomas Obermeier | Im Würzburger Rathaus ist ein Impfzentrum eingerichtet. Die Nachfrage ist groß, wie die langen Schlangen vor dem Eingang zeigen. 
Thomas Fritz
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:55 Uhr

Schlange stehen für den ersten, zweiten oder gar schon dritten Piks mit einem Corona-Impfstoff. Egal, wo – die Nachfrage nach Biontech, Moderna oder einem anderen Vakzin ist sehr hoch. Allerdings können nicht alle immer sofort bedient werden. Landrat Thomas Eberth (CSU) will sich jetzt dafür einsetzen, dass die Zahl der zugeteilten Impfdosen erhöht wird. 

Montagfrüh in Hettstadt. Im Rathaus wird ab 11 Uhr geimpft. Die Schlange davor ist gefühlt endlos. "Gut 300 Leute standen an", berichtet Bürgermeisterin Andrea Rothenbucher am Tag danach. Und am späten Nachmittag, dann die "Katastrophe".  Rund 150 Personen muss sie ohne Impfung wegschicken. "Das mobile Impfteam muss ja irgendwann auch mal Feierabend machen", sagt sie. "Und ein Arzt alleine schafft auch nicht mehr." Am Impfstoff habe es nicht gelegen. Es gebe genügend, allerdings hätte das Impfteam nicht mehr Dosen nach Hettstadt mitnehmen können.   

Landrat Thomas Eberth ist mit der aktuellen Situation nicht zufrieden 

Der Freistaat Bayern hat Stadt und Landkreis Würzburg 1160 Impfdosen am Tag zugeteilt. Auf 100 000 Einwohner kommen also etwa 400 Dosen. "Landrat Thomas Eberth (CSU) setzt sich dafür ein, die Anzahl zu erhöhen", teilt die Pressestelle des Landratsamtes auf Nachfrage dieser Redaktion mit. 

"Mitte September wurde uns erklärt, Corona ist vorbei."
Thomas Eberth, CSU-Landrat

Dass Eberth mit der Situation im Moment nicht zufrieden ist, wird am Montag im Kreisausschuss deutlich. Am Ende der Sitzung geht er auf die aktuelle Lage ein und rechtfertigt sich: "Mitte September wurde uns erklärt, Corona ist vorbei." Die großen Impfzentren mussten geschlossen und Verträge mit 125 Angestellten konnten nicht mehr verlängert werden. "Über Drittimpfungen wurde nie gesprochen", so Eberth. "Und jetzt dauert es einfach, alles wieder hochzufahren."

Nicht mehr der Impfstoff ist Mangelware, jetzt fehlt es an Personal

Jetzt sei nicht mehr der Impfstoff Mangelware, sondern der Arbeitsmarkt das Problem. "Die größte Herausforderung ist es, Personal zu bekommen", erklärt der Landrat. Stadt und Landkreis haben den Dienstleister nun auch beauftragt, das Personal maximal hochzufahren, teilt die Pressestelle des Landratsamtes mit. Auch die Bundeswehr wurde um Unterstützung gebeten. Das Landratsamt fordert sechs Soldatinnen oder Soldaten an, um die Impf-Verwaltung zu unterstützen. Und drei medizinische Fachkräfte, die medizinische Hilfsdienste vornehmen. 

In sechs größeren Landkreisgemeinden soll es mehrmals in der Woche Impfmöglichkeiten geben. Um Planungssicherheit zu haben, sei vorgesehen, Termine zu buchen. Im Kreisausschuss berichtete Eberth auch von Planungen, ein Boosterimpfzentrum in der Kürnachtalhalle in Lengfeld einzurichten. Dieses werde von der Stadt Würzburg gerade geplant, heißt es aus dem Landratsamt. 

Einen Vorschlag der Flugplatz Giebelstadt GmbH, auf dem großen Areal Impfungen an Drive-In-Schaltern anzubieten, wie sie in anderen bayerischen Städten und Gemeinden seit dem Sommer möglich sind, lehnen die verantwortlichen Ärzte aus medizinischen Gründen ab. Es fehle ein Ruheraum und im Notfall auch an der medizinischen Unterstützung, begründet das Landratsamt die Entscheidung. Landrat Eberth will dafür die Impfsprechstunden intensivieren. "Gerade die Altersgruppe zwischen zwölf bis 18 Jahren liegt uns am Herzen. Sie haben einen gewissen Impfdruck auf dem Kessel", sagte er im Kreisausschuss.    

Eberth will bei den Drittimpfungen nicht priorisieren 

Und was ist eigentlich mit den Hausärzten? "Einzelne Praxen impfen nicht mehr", sagt Dr. Christian Pfeiffer aus Giebelstadt. Denn jetzt würden viele Patienten mit Infekten das Personal in den Praxen binden. "Das macht es schwierig", weiß er. Zumal viele auch nicht auf ein Online-Buchungssystem zugreifen können. "Wenn ich das nicht hätte, würde ich es auch nicht schaffen." 

Dennoch seien Hausärzte und -ärztinnen in Stadt und Landkreis Würzburg "beim Impfen gut dabei", sagt er. Beispielsweise am vergangenen Freitag. "1200 Impfungen wurden an diesem Tage in den Praxen verabreicht", weiß Pfeiffer, der auch Vorsitzender des bayerischen Hausärzteverbandes in Unterfranken ist.

Bei den Hausärzten liege gerade das Augenmerk darauf, dass vor allem jene geimpft werden, die noch gar nicht dran waren, erklärt der Giebelstädter Hausarzt. Bei Auffrischimpfungen werde in seiner Praxis hingegen priorisiert. Entsprechend der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) sollten, wenn die zweite Impfung sechs Monate zurück liegt, zunächst Personen über 70 Jahre, mit erheblichen Vorerkrankungen oder jene, die in der Pflege oder im medizinisches Bereich tätig sind, eine dritte Impfung angeboten werden. Pfeiffer nimmt in seiner Praxis noch den pädagogischen Bereich dazu. Landrat Eberth will bei den Drittimpfungen, die Stadt und Landkreis Würzburg bereitstellen, keine Priorisierung einführen.  

Sonderimpftermine für Jugendliche

Für Zwölf- bis 18-Jährige gibt es jetzt Sondertermine: Ab dem 23. November 2021 immer dienstags in Giebelstadt (Rathaus, von 13.30 bis 16.30 Uhr) sowie ab 26. November immer freitags in Kürnach (Impfpraxis, von 13.30 Uhr bis 16.30 Uhr) statt.
Jugendliche im Alter von zwölf bis 16 Jahren müssen hierbei von einer erziehungsberechtigten Person begleitet werden. An beiden Tagen und Orten werden jeweils vorher von 10 bis 12.30 Uhr öffentliche Impfsprechstunden angeboten.
Quelle: Landratsamt
 
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  • Arcus
    Ich bin erstaunt was der CSU Landrat Eberth alles nicht weiß und gewusst hat. Alle, aber auch alle Fachleute haben spätestens im Spätsommer genau vorhergesagt, was passieren wird, wenn die Impfquote nicht deutlich erhöht wird. Ihre Prognose war richtig, wie wir heute wissen. Auch die sog Boosterimpfungen waren absehbar.
    Hätte Eberth mal besser auf Fachleute, als auf den CSU Parteichef Söder gehört, stünden wir uns im Landkreis Würzburg jetzt nicht stundenlang die Beine in den Bauch und werden dann doch ungeimpft nach Hause geschickt.
    Jetzt verlangt der Populist Söder eine 3 Impfung für alle. Begriffen hat er anscheinend noch nicht, dass es seine Administration bisher noch nicht mal geschafft hat, mehr als 12% der überall 60 jährigen mit der 3te Impfung zu versorgen.
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  • bd123
    Es fehlt hier wieder mal die Strategie: Planung, Organisation, Umsetzung, Überprüfung des Ziels - und beim Abweichen vom Ziel die Korrektur. Es wird nur re-agiert und nicht agiert und vorausschauend gehandelt. Meine Meinung.
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  • gilchrist@gmx.de
    Die Herrschaften in Stadt und Landkreis sollten mal so langsam in die "Puschen" kommen. Seit gefühlt 14 Tagen führt man "strategische Gespräche". In der freien Wirtschaft wenn man so arbeiten würde. Zu der Situation in Hettstadt, wenn ich weiß das ich nur 150 Dosen dabei habe, ist es eigentlich ein einfaches die Menschen zu zählen und nicht stundenlang warten zu lassen und sie dann nach Hause zu schicken. Dazu kommt dann noch die "Kirchturmpolitik" der Ortsvorsteherin die Hettstadter Bürger bevorzugt oder war das ausschließlich eine Veranstaltung für Hettstadt?
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  • klafie
    eigentlich hätte der arzt auch mal überstunden einlegen müssen!! und die leute nicht einfach wegschicken dürfen. in anderen betrieben wird ja auch länger gearbeitet wenn viel arbeit anfällt. da war es gut, dass ich um 10.00 in hettstadt war, sonst hätte ich mich vermutlich auch grün und blau geärgert! mal gespannt, ob bei der nächsten impfmöglichkeit wieder so viele leute schlange stehen, denke, dies ist zu bezweifeln!
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  • kafupo
    Interessant ist, dass einerseits gewünscht ist, dass möglichst jeder geimpft wird. Aber wenn eine Familie mit Migrationshintergrund mehrere Monate (legalen) Besuch von den ausländischen Großeltern bekommt, gibt es keine Möglichkeit, diese während dieser Monate hier impfen oder boostern zu lassen, auch wenn man bereit wäre, die Impfung privat zu bezahlen. Ich nehme an, dasselbe trifft auch auf eine ganze Reihe von Menschen mit laufenden Asylverfahren, Duldung, und anderem nicht-permanenten Aufenthaltsstatus zu.
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  • rasputin32
    Vor 4,6 Wochen waren solche Impftermine nur schwach besucht, an Boostern dachte fast niemand.
    Mit der Streichung der kostenlosen Tests begann der Zustrom, wie letztes Jahr auf WC -Papier
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  • Meinungsvertreter
    Der Fisch stinkt ganz offensichtlich vom Kopf. Herr Söder hat ja auch jüngst behauptet, die derzeitige Situation sei nicht absehbar gewesen. Entweder er lügt oder er ist inkompetent. Eine andere Erklärung kann es nicht geben, denn Warnungen und Hinweise gab es genug. Die konnte man sogar als Laie verstehen. Statt zu handeln - und spätestens seit September gibt es Handlungsbedarf - hat die CSU die Hände in den Schoß gelegt und gehofft, dass alles irgendwie von alleine gut wird.
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  • info@softrie.de
    Seit der vierten Welle halte ich sämtliche Politiker bis auf wenige Ausnahmen auf einer geistigen Höhe von Andreas Scheuer. Ich glaube sogar, die Politiker würden ihre eine Absetzung unterschreiben, wenn das von den Staatsministern verfasst wird. Habe letztens eine Rede von Heiko Maas anhören müssen und war entsetzt, wie schwach diese verfasst war.
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  • FamilieGoetz
    Ich habe eine ernstgemeinte Frage:

    WER hat Landrath Thomas Eberth, CSU, erklärt, dass Corona vorbei ist?

    Ich meine das ganz ernst. Es war durchgängig klar, dass mit Delta unsere Impfquote von 65% nicht ausreichend ist. Wer berät die Politik und warum ist diese scheinbar nicht in der Lage, nicht gewillt oder was auch immer kompetente Wissenschaftler zu lesen?

    Kurzum, ich bin mittelmäßig fassungslos.

    PS Ich habe heute am Impfzentrum am Rathaus kurz die Wartenden gefragt. DREI Stunden sind die Menschen angestanden! Exakte sechs Monate müssen bis zur Drittimpfung gewartet werden. Das ist organisiertes Staatsversagen.

    Eyh, wenn`s so weiter gebt, schaut dass ihr die Logistik Aldi oder Lidl oder dm in die Hand gebt. Da wären wir in Kürze durch.
    Und eine kleine Frage, seit WANN, also seit JETZT haben Stadt und Landkreis den Dienstleister beauftragt die Kapazitäten hochzufahren? Wo finden wir bitte Vertrauen in die Kompetenz des Staates?
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  • 2ostsee
    Heute in Giebelstadt: Impfen von 13.00 bis 16.30 Uhr um 12.30 Uhr schon viele Wartende, dann um ca. halbzwei werden 70 Nummern verteilt wer keine erhält kann wieder gehen. Um 14.00 Uhr sind gerade mal 9 Menschen geimpft. Es ist ein Witz! Warum werden keine Termine vergeben? Bei dem Tempo wird die Wartezeit sehr lange - Aber in Giebelstadt ist man warten ja gewohnt. Ich denke da an die Umgehungsstraße.
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  • kafupo
    Dann machen Sie doch einfach online einen Termin bei Dr. Pfeiffer, und Sie kommen praktisch ohne Wartezeit dran.
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  • al-holler@t-online.de
    klappt auch in Wü: Mein Nachbar, 74, zweite Impfung Mitte Juni, hat gestern bei seinem Hausarzt für 30.11. seinen T. für die dritte bekommen - und ist damit zufrieden.
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  • p.kriebel@gmx.net
    Klappt auch im Lkr Kitzingen.
    Hab am letzten Freitag bei meinem Hausarzt angerufen. Bin am kommenden Samstag mit der 3ten Impfung dran.
    Gar kein Problem.
    Das die Hausärzte mittlerweile auch am Samstag impfen, finde einerseits super, aber andererseits ist das Personal da auch irgendwann durch.
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  • klafie
    ich war gestern auch in hettstadt, schon 1 stunde vor beginn, und hatte das glück, geimpft zu werden und war um 12.00 uhr wieder zu hause.
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  • eddipost
    "Mitte September wurde uns erklärt, Corona ist vorbei." Thomas Eberth, CSU-Landrat.
    Schon ein bisschen arg blauäugig. Und wer hat's erklärt?
    Aber am 5. August schon die Schließung des Impfzentrums Giebelstadt planen. Ach so.
    https://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/corona-in-wuerzburg-das-ist-der-aktuelle-stand-in-der-pandemie-art-10641590 (Achtung: pay wall)
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  • Winfriedvath@web.de
    In dem Artikel, der unter dem angegebenen Link zu finden ist, gibt es einen weiteren Link zu einem Beitrag, in dem es heißt: "Hochbetagte und Patienten mit einem geschwächten Immunsystem sollen schon ab September erneut gegen das Coronavirus geimpft werden. Während die Ständige Impfkommission (Stiko) mangels ausreichender Datengrundlage noch keine generelle Empfehlung für eine dritte Impfung abgegeben hat, wies das bayerische Gesundheitsministerium die Gesundheitsämter am Mittwoch an [gemeint ist der 4. August], sich auf einen Start der Auffrischimpfungen vorzubereiten. Das teilte Michael Dröse, einer der beiden Verwaltungsleiter der Würzburger Impfzentren, gegenüber dieser Redaktion mit."

    Der Landrat sagt aber: "Über Drittimpfungen wurde nie gesprochen". Das kann offensichtlich nicht stimmen.
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  • al-holler@t-online.de
    Zitat:
    "Mitte September wurde uns erklärt, Corona ist vorbei."
    Thomas Eberth, CSU-Landrat
    wenn er das angesichts der Delta-Variante geglaubt oder gar als Vorwand für Nichtstun genommen hat ist er fehl am Platz - und das meint ein notorischer CSU-Wähler........
    ansonsten: so @eddipost oben
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