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Würzburg
Neuer Sitz für Corona-Schnellteststrecke? Warum die Finanzierung ungewiss ist 
An der Würzburger FOS/BOS sind Eltern und Schüler in Sorge wegen dort stattfindender Corona-Schnelltests. Gleichzeitig ist die Finanzierung der Teststrecke noch nicht gesichert.
Schul- und Corona-Schnelltestbetrieb: Räumlichkeiten in der Franz-Oberthür- Schule im Würzburger Frauenland werden momentan auch für die Corona-Schnellteststrecke genutzt. 
Foto: Thomas Obermeier | Schul- und Corona-Schnelltestbetrieb: Räumlichkeiten in der Franz-Oberthür- Schule im Würzburger Frauenland werden momentan auch für die Corona-Schnellteststrecke genutzt. 
Katja Glatzer
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:12 Uhr

Die Schilder stechen sofort ins Auge: "Stop - Kein Eingang zum Schnelltestzentrum" - heißt es am Haupteingang der Franz-Oberthür-Schule, auf deren Gelände auch die FOS/BOS integriert ist. Daneben ein Schild mit einer exakten Wegbeschreibung zur Teststrecke. Warum? 

Seit dieser Woche haben die Abschlussklassen an der FOS/BOS im Würzburger Frauenland wieder Präsenzunterricht, circa 700 Schüler werden hier nun im Wechsel unterrichtet. Doch nicht nur Unterricht findet auf dem Gelände der Franz-Oberthür-Schule statt, sondern auch Menschen finden hierher den Weg, die einen Corona-Schnelltest machen wollen, um ihre Angehörigen im Senioren- oder Pflegeheim zu besuchen. Die Schilder sollen also verhindern, dass Schüler und zu testende Personen Berührungspunkte haben. 

Sorge: Bleibt die Teststrecke überhaupt erhalten?

Hinzu kommt: Während bei der Stadt bereits nach einem geeigneten neuen Standort für die Schnellteststrecke Ausschau gehalten wird, ist derzeit noch unklar, ob diese überhaupt erhalten bleiben kann. Wie der SPD-Fraktionsvorsitzende Alexander Kolbow in einer Pressemitteilung äußerte, sei nämlich die Finanzierung des Schnelltestzentrums durch den Freistaat nicht gesichert. Dass eine Finanzierung derzeit überprüft wird, bestätigt auch Paul Justice, Krisenmanager in Pandemiezeiten am Landratsamt. Alternativ sei aber bereits im Gespräch, ob die Stadt Würzburg die Kosten der Teststrecke aus eigener Tasche übernehme, erläuterte Dritte Bürgermeisterin Judith Jörg im Gespräch mit dieser Redaktion.             

Die klare Beschilderung soll verhindern, dass zu testende Personen und Schüler aufeinander treffen. 
Foto: Thomas Obermeier | Die klare Beschilderung soll verhindern, dass zu testende Personen und Schüler aufeinander treffen. 

Aber der Reihe nach: Kurz vor Weihnachten, als die Schule ihre Pforten schon für die Weihnachtsferien geschlossen hatte, wurde auf dem Gelände der Franz-Oberthür-Schule in kürzester Zeit das Schnelltestzentrum aufgebaut. "Wir haben uns für das Schulgebäude entschieden, weil es mehrere Zugänge hat. So wird der Eingang auf der einen Seite sein, der Ausgang auf der anderen. Somit gibt es keine Berührungspunkte zwischen den Testpersonen", hatte Krisenmanager Justice damals dieser Redaktion berichtet. Ein wichtiges Kriterium war auch, "dass die Räumlichkeiten gut zu desinfizieren sind".

Dringlichkeitsantrag der SPD-Fraktion 

Bis zu 100 Tests können am Tag hier in etwa durchgeführt werden. Während bisher Mitarbeiter des Malteser-Hilfsdienstes und der DLRG die Schnelltests durchführten, sind es seit dieser Woche die Bundeswehr und die Freiwillige Feuerwehr. "Aus Kostengründen", wie SPD-Fraktionsvorsitzender Alexander Kolbow kritisierte.

In der Sitzung des Bau- und Ordnungsausschusses am Donnerstag gab es deshalb von der SPD-Fraktion einen Dringlichkeitsantrag auf Fortführung des Corona-Schnelltestzentrums durch Malteser und DLRG. „Die Schnellteststrecke ist essentiell wichtig, um eine Vereinsamung von pflegebedürftigen und betagten Menschen zu verhindern.“ Der SPD-Stadtratsfraktion sei bei der Testung eine möglichst hohe Fachlichkeit des Personals wichtig, so Kolbow. „Bei einem falsch durchgeführten Test wäre es möglich, dass Spreader das Virus ungewollt weitertragen.“

Ein Pfeil weist den Weg zur Corona-Teststrecke.
Foto: Thomas Obermeier | Ein Pfeil weist den Weg zur Corona-Teststrecke.

Wohl auf diese Kritik reagierte die Stadt mit einer Pressemitteilung: „Es verdient Respekt und tiefe Dankbarkeit, dass ehrenamtliche Feuerwehrkräfte in ihrer Freizeit einen solchen wichtigen Beitrag leisten“ wird Wolfgang Kleiner, berufsmäßiger Stadtrat und Leiter des Kommunalreferats, zitiert. Die Aufgaben der Feuerwehr hätten sich im Laufe der letzten Jahre stark erweitert. "So ist sie auch in Krisensituationen wie in dieser Pandemie gefordert wie noch nie zuvor. Auch die Unterstützung der Bundeswehr verdient ein großes Dankeschön“ so Kleiner weiter. Bezüglich des Vorwurfs der SPD-Fraktion hieß es: "Alle Feuerwehrkräfte, die einen Abstrich durchführen, verfügen über eine medizinische Ausbildung und wurden zuvor in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt von einem Arzt in die Abstrichnahme eingewiesen."

Eltern und Schüler in Sorge wegen des Testzentrums am Schulstandort

Was den derzeitigen Standort an der Schule angeht, äußerten einige Schüler und ihre Eltern ihre Sorge aufgrund der Teststrecke und einer eventuellen Ansteckungsgefahr. Das bestätigt FOS/BOS-Schulleiterin Susanne Kraus-Lindner auf Nachfrage. "Ich nehme diese Sorgen sehr ernst und bin der Meinung, dass ein laufender Schulbetrieb und eine Corona-Teststrecke unter einem Dach keine Dauerlösung sein kann." Zumal es in diesen Zeiten wirklich darum gehe, Kontakte zu minimieren", dazu gehöre auch, "dass so wenige Personen wie möglich auf dem Schulgelände unterwegs sind". Sie wandte sich ans Kultusministerium und auch an Würzburgs "Schulbürgermeisterin" Judith Jörg, die am vergangenen Montag beim Ortstermin mit Schulleitern, Hausmeistern und Krisenmanager Justice die Situation begutachtete.

"Wir sind auf der Suche nach einem neuen Standort, die Teststrecke an der Oberthür-Schule wird nur noch bis zum 14. Februar ansässig sein", so Jörg. Im Gespräch war zunächst die Talavera, nun liege der Fokus auf der Kürnachtalhalle in Lengfeld, eine städtische Mehrzweckhalle für sportliche, kulturelle und gesellschaftliche Veranstaltungen. Gleichzeitig sagte sie, dass in Zeiten der Pandemie oft Kompromisse erforderlich seien. Eine erhöhte Ansteckungsgefahr, die für die Schüler durch das Testzentrum ausgeht, sehe sie nicht.

Die Kürnachtalhalle in Lengfeld könnte Standort der neuen Corona-Schnellteststrecke werden.
Foto: Thomas Obermeier | Die Kürnachtalhalle in Lengfeld könnte Standort der neuen Corona-Schnellteststrecke werden.

Erstens seien Vorkehrungen getroffen worden, dass sich Schüler und Testpersonen im Inneren nicht begegnen, "wenn das auf dem Schulhof der Fall sein sollte, dann ist das im Freien und mit Maske". Zum anderen gingen die Personen nicht wie in den Testzentren an der Talavera und am Uniklinikum zum Testen, weil der Verdacht auf Kontakt mit einem Coronainfizierten bestehe, sondern, "weil sie ihre Angehörigen in den Pflegeheimen besuchen wollen". 

Dennoch wurden die Vorkehrungen nach dem Ortstermin verschärft. Man wolle verhindern, dass Schüler und Schnelltestler überhaupt aufeinander treffen, so Jörg. Dazu habe man auch den B-Trakt, in dem sich die Teststrecke befindet, komplett abgeschottet. "Da findet derzeit gar kein Unterricht statt." Schulleiterin Kraus-Lindner ist dankbar, dass die Franz-Oberthür Berufsschule der FOS/BOS zehn derzeit leerstehende Räume zur Verfügung gestellt hat, "das entschärft die Situation".  

Thema nächste Woche im Stadtrat

In der nächsten Stadtratssitzung am Donnerstag, 11. Februar, soll das Thema, wie es mittelfristig mit dem Testzentrum weitergeht, auf der Agenda stehen. Dritte Bürgermeisterin Jörg zeigte sich aber zuversichtlich, dass es weitergeht - notfalls auch ohne Finanzierung durch den Freistaat. Die Wichtigkeit des Schnelltestzentrums sei den meisten Stadträten präsent. Am kommenden Montag trifft sich Jörg mit den Verantwortlichen zum Ortstermin an der Kürnachtalhalle.     

Auch die Antigen-Schnelltest-Stellen in  Bergtheim (Willi-Sauer-Halle, Oberpleichfelder Straße 10) und Ochsenfurt (TVO-Halle, Jahnstraße 4) werden in der kommenden Woche weiter betrieben. Die Öffnungszeiten wurden an die jeweilige Auslastung der Teststellen angepasst. Die Terminvergabe läuft weiter über die BRK-Hotline 0931 80 00 828. 



 
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