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Gaukönigshofen
Corona-Problem: Jäger suchen dringend Abnehmer für ihr Wildfleisch
Geschossenes Wild muss auch verwertet werden. Doch wo, wenn Restaurants geschlossen sind? Jäger müssen das heimische Wildbret loswerden – für Hobbyköche jetzt eine Chance.
Rehböcke und Schmalrehe dürfen ab 1. Mai wieder geschossen werden (Symbolbild). Aber es fehlt in diesem Jahr coronabedingt an Abnehmern für das Fleisch.
Foto: Boris Roessler, dpa | Rehböcke und Schmalrehe dürfen ab 1. Mai wieder geschossen werden (Symbolbild). Aber es fehlt in diesem Jahr coronabedingt an Abnehmern für das Fleisch.
Claudia Schuhmann
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:51 Uhr

Immer am 1. Mai geht der Bock auf. Die Redewendung stammt aus der Jägersprache und bezeichnet den Beginn der Jagdsaison für das Rehwild. Für Feinschmecker startet damit die Wildsaison: Gerichte mit frischem Fleisch von Rehböcken und Schmalrehen, die noch keinen Nachwuchs haben, stehen dann auf den Speisekarten vieler Restaurants. Zumindest eigentlich. Was aber, wenn die Gaststätten nur sehr eingeschränkt arbeiten und lediglich Außer-Haus-Verkauf anbieten können?

Der Lockdown in der Gastronomie hat auch Auswirkungen auf Unterfrankens Jäger. Ihr Problem: Sie müssen zwar die von den Landratsämtern immer für drei Jahre festgelegten Abschussquoten erfüllen. Aber sie finden kaum noch Abnehmer für das Rehfleisch. Gerhard Klingler, Vorsitzender der Kreisgruppe Ochsenfurt im Bayerischen Jagdverband, rührt deshalb jetzt die Werbetrommel für das frische heimische Wildbret. Wenn Restaurants kaum noch Bedarf hätten, dann sollten die Verbraucher die Chance zu nutzen, sich mit dem Fleisch aus den heimatlichen Wäldern und Feldern einzudecken, findet Klingler.

Erlegtes Wild muss sinnvoll verwertet werden

Die Jägerschaft gerät durch den fehlenden Bedarf in der Gastronomie in ein Dilemma. Denn das Fleisch der erlegten Tiere muss einem sinnvollen Zweck zugeführt werden - also verspeist. Auf das Erlegen zu verzichten, kommt wegen der Abschussquoten nicht in Betracht. Die getöteten Tiere einfach zu entsorgen, ebenso wenig, sagt Klingler. Weder das Jagdrecht noch die Ethik lassen so etwas zu: "Es ist ein Frevel, Tiere zu töten und dann wegzuwerfen." Abgesehen von der Anschaffung weiterer Tiefkühltruhen gebe es für die Jäger eigentlich nur eine Option: Sie müssen andere Abnehmer finden.

Der Kreisgruppen-Chef wendet sich deshalb an die lokale Bevölkerung. Für den Jäger aus Gaukönigshofen ist klar: Besseres Fleisch als das der heimischen Wildtiere könne es gar nicht geben. "Wildtiere sind viel in Bewegung, sie sind die Athleten der Felder und Wälder. Ihr Fleisch zeichnet sich durch eine feinfaserige Muskelstruktur mit wenig Bindegewebe und leicht verdaulichem Eiweiß aus", wirbt Klingler. Wildbret sei "grundsätzlich sehr fettarm" und setze sich "überwiegend aus mehrfach ungesättigten Fettsäuren zusammen". Gut für Herz-Kreislauf-System, Gedächtnisleistung und Sehvermögen, sagt der Jäger.

Heimisches Wildfleisch ist ein Bioprodukt

Im Gegensatz zu Nutztieren sucht sich das Wild sein Futter selbst aus, deshalb ist Wildfleisch für Klingler der Prototyp des Bioprodukts. Rehe seien ganz besonders naschhaft: "Sie nehmen nur auf, was ihnen schmeckt." Dazu gehören Blüten, Knospen oder frische Austriebe. Zum bloßen Grasfressen lasse sich kein Reh herab.

Diese Vorliebe unter anderem für frische Baumtriebe ist auch der Grund dafür, dass die Behörden die Zahl der Rehe begrenzen wollen und Abschussquoten festlegen. Zum Schutz der Wälder gelte es, allzu schlimme Verbissschäden zu vermeiden. Je nach den örtlichen Gegebenheiten ist es für die Jäger leichter oder schwieriger, das Rehwild vor die Flinte zu bekommen. Allein im Landkreis Würzburg gibt es laut Auskunft des Landratsamtes 218 Jagdreviere. Gerhard Klingler muss in seinem Revier fünf Rehe schießen.

Den örtlichen Jäger ausfindig machen

Der Jäger aus Gaukönigshofen verkauft sein Wildfleisch normalerweise an Gasthöfe wie den "Bären" in Randersacker. Aber dort fehlt jetzt der Bedarf: "Wir kochen derzeit nur für unsere Hausgäste, da gibt es dann nur ein Gericht", sagt Rita Morhard, die den "Bären" mit ihrem Mann seit fast 37 Jahren führt. Im Gasthof übernachten dürfen den Corona-Vorschriften zufolge nur Geschäftsreisende oder  Personen mit triftigen Gründen, keine Touristen. Da nicht jeder Reh mag, könne sie Klingler das Wildbret, das sie sonst sehr gerne nehme, im Augenblick nicht abkaufen, bedauert die "Bären"-Chefin.

Auch mariniert und gegrillt lässt sich Rehfleisch sehr gut zubereiten.
Foto: greensolutions | Auch mariniert und gegrillt lässt sich Rehfleisch sehr gut zubereiten.

Wie viele seiner Kollegen vor dem gleichen Problem stehen und nun händeringend Abnehmer suchen, kann Gerhard Klingler nicht beziffern. Jeder Jäger regle den Absatz selbst, deshalb gebe es auch keine gemeinschaftliche Vermarktungsplattform. Wer das lokale Wildfleisch kaufen will, muss erst einmal den Jäger ausfindig machen, der für das Revier an seinem Wohnort zuständig ist. "Interessenten sollten in der Gemeindeverwaltung oder beim Jagdvorstand nachfragen, wer der jeweilige Jagdpächter ist", rät Klingler. Und am besten frage man nicht zu kurzfristig an.

Angesichts der nahenden warmen Jahreszeit hat der Jäger noch einen Tipp: Wildfleisch kann auch gut gegrillt werden. Schön einmariniert und nicht zu dünn geschnitten, reichten drei bis fünf Minuten, um das Fleisch auf dem Grill zu garen. Nicht länger, weil es dann schnell trocken werde. Ansonsten aber: "Das ist ein richtiger Trend!"

Rezept-Tipp: "Forstmeisters Marinade" für zartes Rehfleisch

Zutaten (für 4 Personen):

- 800 g Rehrücken (ausgebeint) vom Jährlingsbock oder Schmalreh
- eine Handvoll frisch gepflückte Weißtannenspitzen
- 500 g Wurzelgemüse
- 250 ml trockener Rotwein
- 10 Wacholderbeeren
- je ein TL schwarze Pfefferkörner, Thymian, Majoran (frisch oder getrocknet), Salz
Zubereitung:
1. Das Wurzelgemüse (Sellerie, gelbe Rüben, Lauch und Petersilienwurzeln) in kleine Würfel schneiden. In einem großen Topf mit ca. 1,5 Litern Wasser aufkochen.
2. Rotwein und Gewürze zugeben und ca. 10 Minuten bei kleiner Hitze köcheln lassen.
3. Die Marinade mit Salz abschmecken und die frischen Tannenspitzen zugeben. Abkühlen.
4. Den sauber parierten Rehrücken in ca. 5 cm große Stücke schneiden und für ca. 24 Stunden in dem vorbereiteten Sud marinieren. Dazu kühl stellen.
5. Das Fleisch ca. 2 Stunden vor dem Braten aus der Kühlung nehmen, um es auf Raumtemperatur zu bringen. Kurz vor dem Zubereiten das Wildfleisch aus der Marinade nehmen.
6. Trocken tupfen und in der sehr heißen Pfanne in ausreichend Butterschmalz kräftig anbraten. Hitze reduzieren und das Fleisch langsam mit zum gewünschten Punkt garen.
7. Kurz ruhen lassen, dann portionsweise aufschneiden und servieren.
Dazu passen frischer Wildkräutersalat und Brot.

 
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  • A. K.
    ich habe ein Kilo Rehrücken, parürt für 19.- gekauft
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  • G. R.
    Der Klingler wieder! Blinder Aktionismus! Wer dem Endverbraucher Wild küchenfertig und zu einem seriösen Preis anbietet hat mit der Vermarktung überhaupt keine Probleme!
    Bereits mehrfach angegeben
    https://www.bjv-service.de/wildbret/
    Unterfranken wählen, wer da nix findet is selber schuld!!
    Dass es schwieriger wird Schwarzwild zu vermarkten, ist nicht neu. Aber auch da hilft die Veredelung enorm! Wer das nicht selbst kann, geht eben zu einem entsprechenden Dienstleister!
    So zu tun, als ob dieses wertvolle und hochwertige Lebensmittel "weggeschmissen" würde ist absoluter Unfug und selten dämlich!!!
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  • S. T.
    Ich wüsste einen Abnehmer: den Wolf!
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  • U. S.
    Wie wäre es wenn man das Wild einfach am Leben lässt? Quote hin oder her, was nutzt sinnloses morden um letztendlich das Fleisch doch noch wegzuwerfen?
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  • J. H.
    "Ein Männlein steht im Walde, ganz still und stumm. ..." Unter dem Mäntelchen findet man also massig Wildfleisch. Aha!

    Der Wolf soll es ja nicht haben, da man es dann nicht mit dem Gewehr schießen muss, welches man sich für teuer Geld gekauft hat. Das Spielzeug möchte ja genutzt werden. Auf Pappschilder schießen ist irgendwie nicht das selbe. Also schießt man das Wild und weiß dann nicht wohin damit.

    Da Wildfleisch aber eh radioaktiv verstrahlt ist, sage ich "Ich bin so satt, ich mag kein Blatt".

    Ist aber egal, spätestens ab der 3. Umetikettierung ist die Herkunft eh nicht mehr nachweisbar, dann landet das Zeug in Fertiglasagne oder Babynahrung. Bis jetzt ist noch jedes Gammelfleisch bei uns verwertet worden. Wäre ja auch schade. Da wird zwar von den Verbrauchern ein bisschen gemurrt, wenn's rauskommt, aber die vergessen schnell und es läuft weiter wie bisher. War schon immer so. Halali!
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  • R. N.
    @derrik
    gebe Ihnen vollkommen recht,ich selbst hab schon mit einen Geigerzähler im Wald
    erhöhte strahlung gemessen
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    Gehe seit über 56 Jahren intensiv und ständig auf die Jagd,esse das von mir erlegte Wild,und habe auch in Bezug auf Absatz vielen Wildprets nie Schwierigkeiten gehabt.Daß in der heutigen Zeit die Abnehmer immer unfähiger werden das erworbene Stück selber küchenfertig zu machen ist offensichtlich,und am liebsten hätten es die“modernen Hausfrauen“in Unkenntnis und Unfähigkeit der Wildzubereitung am liebsten tellerfertig,jedoch billigst seviert. Wer mit dem Geigerzähler nach nunmehr 35 Jahren Tschernobyl durch den Wald rennt um die erhöhte Strahlung zu messen sollte auf jeden Fall das Verspeisen von begleitenden Pilzen,Gemüsen und Preiselbeeren zum Wildgericht verhindern und überprüfen ob er selber noch richtig tickt.
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  • R. B.
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  • N. L.
    Völlige unverständlich dieser Artikel, wenn man händeringend nach Abnehmern für Wildfleisch sucht warum macht man dann keine Werbung oder inseriert in der Zeitung ?
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  • S. K.
    Kleiner Tipp: Schießhaus SW, Wild-Verkauf auch zu Corona-Zeiten...leider der Biergarten dort seit über 1 Jahr geschlossen....
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  • J. G.
    Meine Güte !!!!
    Die armen Jäger ...... die sich an die Presse wenden müssen

    Die arme Presse, die einen solch unglaublichen Bericht verfasst !

    Das ist aber sowas von vorbei ..... an der Realität - unglaublich !
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  • W. E.
    Ich würde es schon abnehmen, aber nicht, wenn ich mich durch zig Telefonnummern telefonieren muss, um vielleicht etwas zu bekommen. Das ist doch nicht verbrauchernah.
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  • G. S.
    Schon immer vermisse ich in den Märkten Produkte aus Wildfleisch. Warum müssen die Jagdpächter warten bis sich Interessenten melden. Wenn man erreichen könnte, dass im Handel entsprechende Angebote gemacht werden könnten, wäre das Problem halbwegs gelöst. Ich denke da an Hersteller von Konservenartikel, Metzgereien etc. Würde gerne z. B. mal einen Wildschweinschinken essen. Nicht zu erhalten. Höchstens total überteuert im Internet. Auch könnten die jeweils örtlichen Zeitungen auf Wunsch entsprechende Ansprechpartner nennen.
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  • N. T.
    Gehen Sie mal nach Margetshöchheim, da gibt es in der Ortsmitte eine hervorragende handwerkliche Metzgerei, der Besitzer ist selbst Jäger. Hier bekommen Sie Wildbratwurst, Wildschinken, Wildsalami und andere Leckereien aus der Region.
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  • J. N.
    Wie wäre es, wenn man das Wildbret einfach über den Lebensmittelhandel verkauft? Für einen vernünftigen Preis, sei dazu bemerkt.
    Und bitte jetzt nicht das Argument "der Einzelhandel bezieht ausschließlich über eigene Großhändler" es darf ja wohl nicht sein, dass aufgrund irgendwelcher nicht nachvollziehbaren Bürokratien hochwertiges Fleisch weggeworfen werden muss...
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  • J. G.
    Gibts ne Übersicht mit Jägern die man kontaktieren kann? Wir würden sehr gerne was abnehmen
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  • J. S.
    https://www.bjv-service.de/wildbret/
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  • S. C.
    Kein Problem, ich würde Wild zum fairen Preis abnehmen.
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  • R. F.
    ich würde sofort ein ganzes Reh kaufen.
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