
Welche Schicksale sich hinter den Corona-Maßnahmen verbergen, lässt sich oft nur mutmaßen. In einer Sondersitzung des Bezirksausschusses hat der Bezirk Unterfranken, der mehrere Krankenhäuser unterhält und für die überörtliche Sozialhilfe aufkommt, auf Anfrage der Grünen nun einen Bericht vorgestellt, der einen Hinweis auf das Ausmaß und die Auswirkungen der Corona-Krise gibt. "Die Pandemie hat uns alle überrascht", stellte Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel fest. Der Bezirk sei mit seinen Einrichtungen "intensiv betroffen", habe aber erheblich dazu beigetragen, die Krise in den Griff zu bekommen.
Den Mitarbeitern des Bezirks sei es gelungen, die Leistungen an die Träger sozialer Einrichtungen und Hilfeempfänger weiterhin auszuzahlen. Auch hat der Bezirk die Kapazitäten an Intensivbetten mit Beatmungsgeräten rasch ausgebaut. Es habe sogar bereits Pläne gegeben, die Jugendbildungsstätte in Würzburg zum Hilfskrankenhaus umzubauen. Dennoch gab es in Münnerstadt (Lkr. Bad Kissingen) in einer Spezialeinrichtung zwei Todesfälle.
Seit kurzem ist nun der Bezirk in seinen Einrichtungen dabei, zumindest teilweise zur Normalität zurückzukehren. Von den 350 Mitarbeitern in der Verwaltung ist gut die Hälfte im Heimbüro. In der Verwaltung gab es keinen Corona-Fall.
Unklar, ob Krankenkassen zahlen müssen
Unterdessen steigt der Druck für weitergehende Lockerungen. "Viele fühlen sich alleine gelassen und vergessen", schilderte Behindertenbeauftragte Karin Renner (CSU) ihre Eindrücke. Sie habe etwa mit einem Vater Kontakt, der seit elf Wochen sein in einem Heim untergebrachtes Kind nicht mehr abholen durfte: "Überall finden Lockerungen statt, warum nicht bei uns?" Dem Bezirk sind jedoch die Hände gebunden: Die dafür nötigen Signale müssten von der Regierung ausgehen. Regierungspräsident Eugen Ehmann nahm an der Ausschusssitzung teil.
Groß ist die Aufregung auch bei den Trägern von Sozialeinrichtungen, für die der Bezirk die nötigen Finanzen zur Verfügung stellt und bei denen bisher nicht feststeht, inwiefern die Krankenkassen bei einer geschlossenen Einrichtung zu Zahlungen verpflichtet sind. Dies betrifft vor allem etwa Werkstätten für Behinderte oder Wohnheime. "Wir verspüren enormen Druck der Leistungserbringer", so der Leiter der Sozialverwaltung Peter Ditze, der Anrufe im Minutentakt entgegennehme. Meist kann er sie beruhigen: Vieles werde zumindest teilweise weiter finanziert.
Keine Planungssicherheit für Krankenhäuser
Auf dem Weg zur Normalität sind auch die vom Bezirk betriebenen Einrichtungen. In der Dr.-Karl-Kroiß-Schule gibt es eine Notbetreuung, die Unterricht für 58 hörgeschädigte Schüler zulässt. Den mobilen Dienst, die die Kindergärten aufsuchen, gibt es allerdings bis auf Weiteres nicht. Ähnlich ist die Situation in der Interdisziplinären Frühförderstelle, die 110 Kinder, die einen regulären Kindergarten besuchen, betreut. Schwierig war die Situation auch in den beiden, seit Jahren überbelegten Forensiken in Lohr (Lkr. Main-Spessart) und Werneck (Lkr. Schweinfurt). Es war "unheimlich schwer, den Abstand einzuhalten", gestand der Geschäftsleiter für die Krankenhäuser und Heime Jürgen Oswald ein.
Budgetverhandlungen habe es bisher nicht gegeben. Bei den Krankenhäuser fehle daher derzeit die Planungssicherheit. Freigehaltene Betten für Corona-Patienten, geringere Belegungszahlen und der Wegfall ambulanter Behandlungen hätten größere Defizite hinterlassen. Die zugesagten 560 Euro für freigehaltene Betten dürften in den meisten Fällen nicht ausreichen. In der Somatik waren nur 20 Prozent, in der Psychiatrie nur 70 Prozent der Plätze belegt. Bei den Rehakliniken war an regulären Betrieb nicht zu denken.
Dotzel nimmt Bund in die Pflicht
Was die Coronakrise für die Finanzen bedeutet, ist derzeit noch schwer zu sagen. Für 2020 dürfte immerhin ein ausgeglichener Haushalt möglich sein. Es soll weder eine Haushaltssperre noch eine Absage der geplanten, sich auf 36 Millionen Euro belaufenden Baumaßnahmen geben. Gernot Janke, der Direktor der Bezirksverwaltung, sieht "wenig Handlungsspielraum, um zu Einsparungen zu kommen". Die sinkende Finanzkraft der Kommunen dürfte jedoch 2021 und vor allem in den Jahren danach den Bezirk hart treffen. Woher das fehlende Geld kommen könnte bleibt vorerst offen. "Wenn jeden Tag ein neuer Rettungsschirm aufgemacht wird, frage ich mich schon, wann unser Rettungsschirm aufgemacht wird", stellte sich CSU-Rat Stefan Funk vor die Kommunen, die über eine Umlage den Bezirk finanzieren. Dotzel setzt daher auf den Bund, und dass er seinen Verpflichtungen nachkommt, die höheren Ausgaben durch neue Bundesgesetze abzudecken.
Kürzlich erst der Artikel mit der Überschrift "Hat Unterfranken das Coronavirus bald besiegt?" Jetzt leiten Sie einen Artikel mit "In einer Sondersitzung des Bezirksausschusses wurde eine erste Bilanz NACH DER PANDEMIE gezogen." ein???
Habe ich zwei Jahre verschlafen? Oder wie kann man so fahrlässig in der Wortwahl sein, den Eindruck zu vermitteln, dass Corona nicht mehr gefährlich sei? Gut, wenn das Virus aufgrund der heißen und v.a. trockenen Wetterperiode, die wir bis vor Kurzem hatten, sich nicht so leicht verbreitet hat wie zuvor. Aber seit die Leute nur noch "Lockerung" und "Reiseziele" im Kopf haben, achtet doch kaum einer mehr auf Abstände und sonstige Hygienevorgaben. Da ist es brandgefährlich, diesem Trend auch noch durch eine unvorsichtige Wortwahl am Anfang von Artikeln noch zu unterstützen. Nicht jeder Leser liest so einen Artikel durchgängig bis zum letzten Wort, sondern viele begnügen sich mit den ersten Sätzen...
Hier kann man doch gar keinen Vergleich mit früheren Jahren ziehen!
Ich hätte kein Problem, wenn Sie und Ihresgleichen sich mal für 3 Wochen auf engem Raum versammeln und abfeiern würden. Bleiben Sie in der Zeit aber bitte allen Anderen fern, die sich nicht an der Aktion beteiligen wollen. Und zum Arzt sollten Sie dann wegen ner "leichten Grippe" dann natürlich auch nicht gehen.
Die haben ja Wichtigeres zu tun.
Dann ist es vermutlich auch ganz normal, dass das Militär in Italien die Särge aus den Städten fährt, und die Särge in den USA mit dem Gabelstapler geschlichtet und danach mit der Planierraupe zugedeckt werden.
Oder vielleicht waren das ja auch nur Fakenews und in Hollywood inszenierte Bilder, wie damals die Mondlandung...