
Über ein Drittel aller Unternehmen, die Anfang September auf eine Umfrage des Stadtmarketingvereins Würzburg macht Spaß (WümS) im Würzburger Wirtschaftsraum geantwortet haben, sehen durch die Coronakrise ihre Überlebensfähigkeit gefährdet. Ausgewertet wurden die Antworten von 112 Unternehmen. Davon haben 70 Prozent ihren Sitz in der Würzburger Innenstadt, 39 Prozent davon wiederum sind Einzelhändler.
Dass hauptsächlich Würzburger Unternehmer geantwortet haben, führt Wolfgang Weier, Geschäftsführer des Vereins, auf die Rolle von WümS zurück. "Unsere Aktivitäten konzentrieren sich ja schon eher auf die Innenstadt", vermutet er. Was er für bemerkenswert hält: "Die durchschnittliche Betriebsgröße ist 38 Mitarbeiter, das heißt, es haben nicht nur die ganz Kleinen geantwortet."
Fast die Hälfte (45 Prozent) der Unternehmer, die geantwortet haben, konnten während des Lockdowns überhaupt keinen Umsatz verzeichnen. Hierdurch bedingt, aber auch durch die gesunkenen Kundenfrequenzen berichtete ein Drittel von Umsatzeinbußen von über 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
"Auch ich habe wie viele andere Fachleute gedacht, Würzburg würde ziemlich gut durch die Krise kommen und mit rund zehn Prozent Unternehmensaufgaben gerechnet", sagt Weier. Da sei es dann schon erschreckend, wenn 40 Prozent der Unternehmer ihre Geschäftslage als schlecht oder sehr schlecht beurteilten und 35 Prozent um den Fortbestand ihres Unternehmens fürchteten.
Die Firma Schlier hatte innerhalb von vier Wochen zwei Online-Shops auf die Beine gestellt
"Ganz zu Beginn des Lockdowns im März hatten wir schon Existenzängste, da habe ich zum ersten Mal im Leben schlecht geschlafen", gibt Carl Schlier, Chef des Modehauses in der Domstraße, zu. "Wir hatten von Mitte März bis Ende April geschlossen, den Verlust machen wir nicht mehr wett. Inzwischen haben wir aber sehr viel gelernt und uns angepasst", fährt er fort. "Ich habe den Online-Shop zum Beispiel zwei Jahre vor mir hergeschoben, und dann haben wir zwei Shops innerhalb von vier Wochen auf die Beine gestellt. Auch sind die Umsätze nach der Wiedereröffnung deutlich besser gelaufen, als wir befürchtet hatten."

Was ihn besonders gefreut habe, sei der enorme Zuspruch von Seiten der Kunden gewesen, wie auch der Rückhalt aus den Reihen der eigenen Belegschaft. "Das war schon ein Sympathiebeweis und ein Zusammenhalt, das war einzigartig", freut er sich. "Existenängste habe ich heute nicht mehr so wie im März, weil ich weiß, was wir tun können. Wenn jetzt natürlich in unserer wichtigsten Jahreszeit vor Weihnachten wieder ein Lockdown kommt, wäre das die Katastrophe schlechthin", sagt er.
"Wir hatten Umsatzeinbußen im drastischen Bereich."
Frank Walla vertreibt Damen- und Herrenmode in seinen drei Geschäften Männersache und Frauensache in der Wolfhartsgasse und im Woo-Store in der Eichhornstraße. "Wir hatten Umsatzeinbußen im drastischen Bereich", sagt er. "Aber wir haben es geschafft, durch bessere Steuerung des Wareneinkaufs unsere Geschäfte effizienter zu machen. Und wir versuchen jetzt auch mehr Kunden durch eine bessere Beratung, sprich ein besseres Einkaufserlebnis, in die Geschäfte zu holen", verrät er. Auch extra beschaffte Luftreiniger sollen den Einkauf sicherer machen. Walla hat den Lockdown ebenfalls genutzt, um zum bestehenden Vertriebsweg über Instagram zwei weitere Online-Shops einzurichten.
Er glaubt, dass es in den nächsten Wochen noch einmal zu größeren Einschränkungen kommen wird. "Ich habe mich aber mental und geschäftlich darauf vorbereitet und einen Plan gemacht, was ich dann alles umsetzen möchte. Es hilft ja nichts, zu jammern, man muss es als Chance sehen", sagt der Geschäftsmann.
Ob er einen erneuten Lockdown überstehen würde, weiß er nicht
Friseurmeister Andreas Schraud in der Zeller Straße hat derzeit ein ganz anderes Problem: "Ich bekomme keine Leute", sagt er. Zu Beginn der Corona-Krise hatten ihn große Existenzängste gequält, gibt er zu. Den Lockdown hat er relativ glimpflich überstanden, weil er Gutscheine verkaufte. "Das hat geholfen, allerdings waren dann die Umsätze hinterher niedriger, bei steigenden Kosten. Allein die Handschuhe kosten jetzt fünfmal so viel wie im Januar", erläutert Schraud. Auch er befürchtet einen erneuten Lockdown. "Ob ich den noch einmal überstehen würde, weiß ich nicht", sagt er.
„Wir hoffen natürlich, dass es nicht ganz so drastisch kommt und, dass sich auch die eher pessimistisch eingestellten Unternehmen durch das anstehende Weihnachtsgeschäft wieder berappeln“, sagt Wolfgang Weier. Sollte dieses jedoch wegen neuerlicher coronabedingter Einschränkungen oder auch durch die Furcht der Menschen vor einem Innenstadtbesuch schmaler ausfallen, "dann sehe auch ich zappenduster“.
Bei uns klappt das ziemlich gut. Abstand passt, Hnadschuhe gibt es und der Desispender ist auch (zwar nicht immer) gefüllt.