
Die beiden Corona-Jahre haben den Rimparer Kindergärten einiges abgefordert. Schließungen, wechselnde Schutzmaßnahmen, unzufriedene Eltern, aber auch Mitarbeiter, die am Limit arbeiten, haben für Unruhe gesorgt. In der Marktgemeinde gab es Überlegungen, darauf mit einer Änderung der Organisationsstruktur zu reagieren. In einem Workshop hatten sich die Räte darauf geeinigt, die Einsetzung einer pädagogischen Gesamtleitung zu prüfen. Kritische Stellungnahmen der Kindergartenaufsicht am Landratsamt sowie des Kommunalen Arbeitgeberverbands (KAV) haben nun jedoch dazu geführt, dass sich die Räte einstimmig gegen eine Umstrukturierung ausgesprochen haben.
Rimpar will sich um Familienstützpunkt bemühen
"Wir belassen es bei der alten Struktur und versuchen uns in diesem Rahmen zu verbessern", fasste Bürgermeister Bernhard Weidner das Ergebnis zusammen. Auf jeden Fall soll die Abstimmung unter den Einrichtungen verbessert werden. Auch möchte sich Rimpar darum bemühen, einen Familienstützpunkt in der Marktgemeinde einzurichten. Weidner kann sich vorstellen, für die Familienarbeit und die Schulsozialarbeit eine zusätzliche Halbtagesstelle für einen Sozialpädagogen einzurichten. Die Marktgemeinde lege großen Wert auf eine familienfreundliche Gestaltung der Kinderbetreuung und halte daran fest, diese in Eigenregie zu organisieren, so Weidner.
Die Marktgemeinde betreibt derzeit neun – mit dem neuen Kindergarten in der Austraße bald zehn – Einrichtungen, darunter zwei Schülerhorte. Die Einrichtungen werden getrennt betrieben und haben jeweils eigene Leitungen. Zuletzt stand im Gemeinderat eine Entscheidung über die neue Leitung im Kindergarten Schlossmühle an. Auf Antrag der SPD war sie vertagt worden.
Als Alternative hatten die Ratsfraktionen von SPD und IGU-Rimparer Liste in Positionspapieren für eine pädagogische Gesamtleitung geworben. Sie erhoffen sich davon eine Entlastung der Einrichtungen, eine stärkere Vereinheitlichung etwa bei den Schließtagen oder dem Vorschulprogramm und die Vermeidung von Gruppenschließungen bei Personalmangel.
Landratsamt und Arbeitgeberverband sehen Gesamtleitung kritisch
In ihren Stellungnahmen haben die Kindergartenfachaufsicht beim Landratsamt Würzburg sowie der Kommunale Arbeitgeberverband auf einige kritische Punkte hingewiesen. Die Kindergartenfachaufsicht bezweifelt, dass es gelingt, bei einem einheitlichen Konzept den Altersgruppen gerecht zu werden. Auch würde in einigen Einrichtungen kein entscheidungsbefugter Ansprechpartner mehr zur Verfügung stehen.
Der Arbeitgeberverband verweist darauf, dass es zu betriebsbedingte Änderungskündigungen kommen müsste. Die bisherigen Leitungen würden tariflich herabgestuft. Der Verband erwartet arbeitsrechtliche Auseinandersetzungen und negative Folgen für das Betriebsklima.

Als Kern der Schwierigkeiten in den Kindergärten diskutierten die Räte den akuten Personalmangel. Die Corona-Krise hatte die zuvor schon angespannte Situation weiter zugespitzt. Die Omikron-Virusvariante führte, so Weidner, zu einen außergewöhnlich hohen Krankenstand, eingeschränkte Öffnungszeiten bis hin zu Gruppenschließungen. Zum Zeitpunkt des Gemeinderatssitzung verzeichnete er 13 Ausfälle von Vollzeitkräften, davon die Hälfte als Langzeiterkrankte. Bei insgesamt 52 Vollzeitstellen für rund 500 Kinder sei dies kaum auszugleichen. Mehrere Leitungswechsel erschwerten die Situation.
Was tun? Zusätzliche Stellen kosten und belasten den ohnehin angespannten Gemeindehaushalt. Während des Jahres neues Personal zu gewinnen, sei ohnehin beinahe aussichtslos, so Weidner. Denkbar wäre der Einsatz von Zeitarbeitskräften. "Das Elend unter den Mitarbeitern ist so groß, dass wir nicht drum herum kommen", so der Bürgermeister.
Viele Kinder wurden von der Einschulung zurückgestellt
Eine gute Betreuung sei die Voraussetzung für zufriedene Eltern. Doch es fehlt auch an Plätzen.
Auf der Warteliste stünden gegenwärtig 20 Kinder, zehn von ihnen bleiben voraussichtlich ohne Kindergartenplatz. Auch hier habe sich Corona ausgewirkt. Viele Kinder, die bereits in die Schule könnten, seien auf Wunsch der Eltern zurückgestellt worden. Als Folge dieser sogenannten "Korridorkinder" können Krippenkinder nicht in den Kindergarten nachrücken.
Trotz der Schwierigkeiten hat der Rat für eine spürbare Anhebung der Gebühren gestimmt, nachdem die Gemeinde die Gebühren erst im September 2019 angehoben hatte. Eltern von unter dreijährigen Krippenkindern zahlen nun pro Monat zwischen 140 und 305 Euro für ein Kind, Kindergarten-Kinder liegen zwischen 120 und 225 Euro.
Günstiger wird dagegen der Hort, der nun zwischen 120 und 165 Euro kostet. Die Eltern von Kindergarten-Kindern erhalten vom Freistaat einen Beitragszuschuss von 100 Euro. "Wir behalten das Geld nicht einfach, sondern investieren es in Qualität", versicherte der Bürgermeister. Den jährlichen Zuschuss der Gemeinde für die Kindergärten beziffert er auf 1,5 Millionen Euro, auch dies "eine stolze Summe", so Weidner.