Von überall her klopft und hämmert es, Bohrgeräusche erfüllen die Talavera, es regnet und trotzdem sind die Arbeiter fleißig am Werkeln. Das Zelt steht an diesem Mittwochnachmittag bereits, doch im Innern herrscht noch Rohbau. Vom 31. Januar bis 9. Februar gastiert der Circus Flic Flac mit seinem Jubiläumsprogramm "Punxxx" in Würzburg.
Wer das Zelt sieht, denkt sofort an Akrobaten und Clowns, an eine Show, die den Atem zum Stocken bringt. Doch hinter den Kulissen ist ein Circus noch viel mehr als das. Ein Blick hinter die Manege von Flic Flac zeigt ein Unternehmen, das einer kleinen Stadt ähnelt: mit Straßen, Stromversorgung, Zu- und Abwasserleitungen und einem auffallenden Zaun als Begrenzung. Eine Siedlung, die innerhalb von wenigen Tagen ab- und wieder aufgebaut wird. Flic Flac beschäftigt knapp 100 Mitarbeiter aus 20 Nationen – davon 35 Artisten aus 14 Ländern. Doch wer sind die Menschen, die nicht auf der Bühne stehen, aber die Show maßgeblich möglich machen?
Die Frau für Alles
Ortstermin im Bürowagen des Circusses auf der Talavera. Wohlig warm wird es beim Betreten, und das nicht nur wegen der über 20 Grad im Wagen, auch wegen der guten Stimmung. Es wird gescherzt, gequatscht und gelacht. "Hier ist die Zentrale von Thüdi und Alex", erzählt Barbara Rott, Pressesprecherin von Flic Flac bei der Begrüßung. "Thüdi" - in Wirklichkeit heißt die in Deutschland geborene Vietnamesin Thuy Duong Do - arbeitet als Tour- und Artistikmanagerin im Circus. Was in anderen Unternehmen in der Personalabteilung, beim Chef vom Dienst und im Sekretariat erledigt wird, wird bei Flic Flac von einer einzigen Frau gemanagt.
"Thüdi" kümmert sich um die Artisten, um Arztbesuche, Übersetzungen, um VISA-Angelegenheiten, Arbeitsgenehmigungen. Gleichzeitig leitet sie das Büro, kocht Kaffee, beantwortet diverse Anfragen und assistiert der Direktion. "Hier wird man auf jeden Fall auf Trapp gehalten", sagt die 29-Jährige freundlich. Sie liebt ihren Job, auch wenn sie nach nur drei Tagen einarbeiten auf sich alleine gestellt war. "Seit Oktober 2019 bin ich dabei. Das Meiste war Learning by Doing", sagt sie. Vorher war die gelernte Volkwirtschaftlerin vier Jahre lang in einer Anwaltskanzlei angestellt. Besonders schätzt sie die Vielfalt und wie abwechslungsreich ihr Beruf nun ist. "Kein Tag gleicht dem anderen."
Der Mann mit dem kreativen Köpfchen
Das Büro teilt sie sich mit Alexander Sellin, dem Mann "mit dem kreativen Köpfchen", wie Rott ihn nennt. Der 33-Jährige ist Designer, diplomierter IT-Spezialist, Entwickler des "Punxxx"-Konzepts, Grafiker, stellvertretender Ticketchef und zuständig für das Online Marketing. All die Plakate, die zur Tour an den Würzburger Straßen hängen, wurden von Sellin gestaltet. Bevor er 2016 zu Flic Flac gestoßen ist, hat er bei einer IT-Firma in Düsseldorf gearbeitet. "Der Circus ist hingegen groß, professionell und so abwechslungsreich", schwärmt er. Und auch bei einer anderen Sache kommt er ins Schwärmen, denn der eigentliche Grund, weshalb er zum Circus gekommen ist, heißt Lucas.
Lucas Sellin ist der Ehemann von Alexander, gemeinsam teilen sie ihre Circus-Liebe und ihr Circus-Leben. Seit 2014 gehört er fest zum Team hinter den Kulissen. Die Besucher begegnen ihm hauptsächlich im Vorzelt, dort kümmert er sich um ihre hungrigen Belange. Als Gastroverantwortlicher ist er für Essen, Softdrinks oder Cocktails während der Einlasszeiten und der Pausen zuständig. Bei bis zu 1450 Zuschauern pro Vorstellung kommen da einige Gerichte und Getränke zusammen, die über die Theke gehen. "Es ist schon immer einiges zu tun", sagt er. "Aber ich mach das gerne."
Der Mann für die Emotionen
Doch was wäre ein gutes Essen, eine spannende Show und Circus-Flair ohne die passende Musik? Nicolai Karasch ist der Mann, der die Herzen der Zuschauer mit Emotionen füllt, er ist der Tontechniker bei Flic Flac. Ursprünglich kommt er aus der Radio-Branche, aber "ich wollte einfach mal etwas anderes machen", erzählt er. Vor eineinhalb Jahren entdeckte er die Stellenanzeige, seitdem ist er als der Mann für die Akustik im Circus nicht mehr wegzudenken. Fällt einmal die Musik aus, wäre die ganze Show vorbei und Karasch wäre verantwortlich. Sein Job ist - wie die meisten der Berufe hinter den Kulissen - unverzichtbar, die Verantwortung groß, doch "dieser Spirit hier hat mich sofort gefesselt", sagt der 33-Jährige. Und seine Kollegen stimmen ihm mit einem Nicken zu.
Die Premiere von "Punxxx" in Würzburg findet an diesem Freitag um 20 Uhr auf der Talavera statt. Noch bis zum 9. Februar gibt es täglich zwei Shows. Der Vorverkauf läuft. Alle Infos und Tickets unter www.flicflac.de.