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Würzburg
Catcalling: Wie 2 Würzburgerinnen mit Kreide gegen sexuelle Belästigung kämpfen
Hinterherpfeifen auf der Straße ist für Frauen kein Kompliment, sondern sexuelle Belästigung. Wie sich Würzburgerinnen gegen Catcalling stark machen.
Mit dem Begriff 'Catcalling' wird  verbale sexuelle Belästigung bezeichnet. Eine Petition fordert seit 2020, die strafrechtliche Verfolgung solcher Ausrufe. 
Foto: Fabian Gebert | Mit dem Begriff "Catcalling" wird  verbale sexuelle Belästigung bezeichnet. Eine Petition fordert seit 2020, die strafrechtliche Verfolgung solcher Ausrufe. 
Gina Thiel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:37 Uhr

Es ist Sommer und eine junge Frau läuft im kurzen Kleid, genüsslich ein Eis essend, die Straße entlang. Eine Gruppe von Männern kommt ihr entgegen und fragt: "Wo hast du denn gelernt, so schön am Eis zu lecken?" Der Kommentar verunsichert sie. Kurze Zeit später die nächste unangenehme Situation, ein junger Mann schreit ihr "Schöne Schenkel" hinterher. Einige Menschen drehen sich daraufhin um. Allmählich bekommt sie den Drang, dieser unangenehmen Situation zu entfliehen und nach Hause zu gehen, um sich eine lange Jeans anzuziehen. 

Für viele Frauen in Würzburg ist das, besonders in den Sommermonaten, täglich Realität. Doch Pfiffe, Kussgeräusche oder Kommentare wie "Geiler Arsch" sind keine Komplimente, sondern verbale sexuelle Belästigung,  wie Vivien Roßmann und Julia Spengler erklären. Die beiden 18-Jährigen haben die Instagram-Seite "Catcallsofwue" gegründet und kreiden regelmäßig verletzende Sprüche auf Würzburgs Straßen an. 

Vivien Roßmann (links) und Julia Spengler (rechts) sind in Würzburg häufiger mit ihrem bunten Kreidekasten unterwegs. Sie wollen auf das Thema 'Catcalling' aufmerksam machen.
Foto: Fabian Gebert | Vivien Roßmann (links) und Julia Spengler (rechts) sind in Würzburg häufiger mit ihrem bunten Kreidekasten unterwegs. Sie wollen auf das Thema "Catcalling" aufmerksam machen.

Würzburgerin Antonia Quell startete 2020 Petition gegen Catcalling

Öffentliche Aufmerksamkeit erreichte der Begriff "Catcalling", mit dem verbale sexuelle Belästigung bezeichnet wird, bereits im Jahr 2020. Die Würzburger Studentin Antonia Quell startete damals eine Online-Petition und forderte, dass verbale sexuelle Belästigung ins Strafgesetzbuch aufgenommen wird. Heute benutzt die 21-Jährige den Begriff nur noch ungern. "Catcalling ist mittlerweile zu einem Modebegriff geworden, der natürlich viel Aufmerksamkeit auf sich zieht, aber auch sehr euphemistisch ist", erklärt sie.

Der sogenannte "Catcaller" versucht mit seinem Ausruf die Aufmerksamkeit der Frauen zu gewinnen und damit, um diese zu werben. Doch ein solches Verhalten, gepaart mit anzüglichen Sprüchen, reduziert Frauen auf Sexualobjekte. Mit ihrer Petition hat Quell für einen regelrechten medialen Hype um das Thema gesorgt. "Gesellschaftlich hat sich seitdem sehr viel getan", erklärt die Würzburger Studentin.

Obwohl es zu Beginn eine gewisse Resignation, besonders seitens der Männer gegeben habe, sei die Botschaft mittlerweile bei vielen angekommen. "Besonders Männer waren sehr verwirrt. Da haben sich viele auf den Schlips getreten gefühlt, aber je mehr erklärt und je mehr Hintergrundinformationen verbreitet wurden, desto mehr Verständnis kam zurück", erklärt Quell.

Das regelmäßige Ankreiden in Würzburg erregt Aufmerksamkeit 

Doch noch immer sei das Problem allgegenwärtig und häufig werden die Verletzungen der Betroffenen nicht ernst genommen. Vivien Roßmann und Julia Spengler wollen auf Instagram und in Würzburg ein Zeichen dagegen setzen. "Wir wollen mit unserer Seite auch einen Safe-Space bieten", sagt Spengler.

Weil Verletzungen immer subjektiv seien und jeder ein individuelles Empfinden hat, sei die Grenze zwischen Flirt und verbaler Belästigung nicht leicht zu ziehen. "Ich sage immer, wenn du nicht wollen würdest, dass sowas zu deiner Mutter oder Freundin gesagt wird, dann ist es nicht in Ordnung", so Spengler.

Vivien Roßmann (links) und Julia Spengler kreiden verbale sexuelle Belästigung auf Würzburgs Straßen an, um das Thema ins Bewusstsein der Menschen zu rücken. Denn: Catcalling ist kein Kompliment.
Foto: Fabian Gebert | Vivien Roßmann (links) und Julia Spengler kreiden verbale sexuelle Belästigung auf Würzburgs Straßen an, um das Thema ins Bewusstsein der Menschen zu rücken. Denn: Catcalling ist kein Kompliment.

Seit 2020 schreiben sie die Sprüche, die sie über Instagram zugesendet bekommen, mit bunter Kreide auf die Straße. Es sind vor allem Frauen zwischen 14 und Ende 20, die sich an den Würzburger Instagram-Kanal wenden. Ungefähr ein bis zwei Nachrichten bekommen Roßmann und Spengler jede Woche zugesandt. Darunter sind Aussagen wie "Komm schon Süße, du willst es doch auch" oder "Na keinen BH an? Bei den großen Dingern?"

"Ankreide"-Aktionen sind Herausforderungen 

Die beiden jungen Frauen gehen noch zur Schule und verwalten den Instagram-Kanal parallel zu ihrem Abitur. Im Schulstress mussten auch schon einmal ihre Freistunden für eine "Ankreide-Aktion" herhalten.

Ein vollgepackter Terminkalender ist aber nicht die einzige Herausforderung, mit der die Schülerinnen zu kämpfen haben: "Manchmal werden wir beim Ankreiden angepöbelt." Auch eine Anzeige habe es schon gegeben. Doch das positive Feedback überwiege. "Es bleiben auch oft Personen stehen und sagen, dass sie unsere Arbeit mutig finden und das sowas gebraucht wird", erzählt Spengler. Auch Antonia Quell freut sich über den Einsatz der beiden Gymnasiastinnen.

Die Würzburger Studentin Antonia Quell hat eine Petition ins Leben gerufen, die sich dafür einsetzt, dass verbale sexuelle Belästigung strafbar wird.
Foto: Archivbild: Antonia Quell | Die Würzburger Studentin Antonia Quell hat eine Petition ins Leben gerufen, die sich dafür einsetzt, dass verbale sexuelle Belästigung strafbar wird.

Seit der Gründung ihrer Online Petition habe sich  politisch einiges getan, erklärt Quell. Der Bundestagsabgeordnete Johannes Fechner (SPD) plane sich im Januar mit den Regierungsparteien an einen Tisch zu setzen und eine entsprechende Regelung im Strafgesetz oder im Ordnungswidrigkeitengesetz zu finden, so die 21-Jährige. 

Strafrechtlerin hält Pläne nur für schwer umsetzbar

Die Rechtsanwältin Christina Glück, ehemalige Vorsitzende des Würzburger Anwaltvereins, gibt sich, angesprochen auf das Thema, weniger optimistisch, betont jedoch: "Ich persönlich bin offen für alles, was hilft, damit Menschen und insbesondere Frauen nicht unterdrückt werden." Dennoch befürchte sie, dass das Strafgesetz bei diesen Fällen nicht weiterhelfen wird. Das habe vor allem zwei Gründe: "Es ist im Strafrecht immer sehr schwierig, wenn zwei Aussagen gegeneinander stehen." Und auch die subjektive Wahrnehmung der "Catcalls" könne strafrechtlichen Konsequenzen im Wege stehen, so Glück: "Wo sind die Grenzen? Was ist ein Flirt und was ist strafbare sexuelle Belästigung?" 

Eine mögliche Lösung sieht die Rechtsanwältin im Zivilrecht. Damit komme man in der Praxis oft weiter, da man konkrete Unterlassungsanweisungen gegen die Täterinnen und Täter erwirken könne. "Das Strafrecht hilft nicht dabei Genugtuung zu schaffen." Oft müssten Betroffene hart für ihr Recht kämpfen und seien vielen Fragen ausgesetzt. "Das ist eine Tortur", so Glück.

Neben den Herausforderungen in der Gerichtsverhandlung, sei aber auch der Weg dorthin für Geschädigte oft nur schwer ertragbar. Nicht selten würden Polizei, Staatsanwaltschaft oder Richter, die Klagen von Frauen nicht mit dem nötigen Ernst behandeln, erklärt Glück. Dass hätten ihre jahrelangen Erfahrungen im Bereich Sexualstrafrecht gezeigt. 

Anzeige für den Anbieter Instagram über den Consent-Anbieter verweigert

Catcalling ist unabhängig vom Geschlecht

Die Frage, ob auch Männer Catcalling widerfahren könne, findet Quell "unnötig", denn: "Einvernehmlichkeit funktioniert in beide Richtungen und auch Frauen müssen darauf Rücksicht nehmen." Deshalb sei es auch wichtig, dass verbale sexuelle Belästigung in das Gesetz aufgenommen werde. "Vor dem Gesetz ist jeder gleich, unabhängig vom Geschlecht."

Roßmann und Spengler wünschen sich, mit Blick auf zukünftige Entwicklungen, auch, dass sie ihren Eimer mit Straßenkreide irgendwann zu Hause lassen können. "Man muss bedenken, dass wir das nicht machen, weil wir so Lust darauf hatten", sagt Spengler. " Unsere Instagram-Seite besteht nur, weil Menschen in Würzburg verbal sexuell belästigt werden." 

 
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  • isi1948@freenet.de
    xycqual13
    ihre Bemerkung @wanderer11 @Gert-raud Ihr seid so peinlich...
    Das darf hier nicht so unkommentiert stehenbleiben.
    Dies ist eine öffentliche Plattform wo jederman seine Meinung schreiben kann ,ob es ihnen passt oder nicht sei dahingestellt !
    staatliche Zensur gibt es nur in einer Diktatur !
    Ich bin kein "Frauenhasser" weder politisch rechts oder links !
    Ich bin eine Generation die von ihren Eltern mit Liebe erzogen worden ist und gebe sie an meinen Kindern weiter.
    Habe keine antiautoritäre Erziehung genossen, sondern auf meinen Lebensweg mitbekommen " Achte und Ehre deinen Mitmenschen "
    Artikel 1 "die Würde des Menschen ... " vielleicht mal lesen !
    Darum brauche ich nicht wie es z.Z überall aktuell ist das Netz für eine Plattform wie " Catcalling "
    Zu guter letzt : in meinen Bekanntenkreis stellte ich diese Frage !
    : die allgemeinten Antworten der Frauen....Wenn ich mich heute als Frau zum Ausgehen schminke,gut kleide und kein "normaler"
    Mann bemerkt
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  • d.temming@gmx.de
    Hinterherpfeifen = sexuelle Belästigung? Ich und viele andere würden uns über sowas freuen. Wenn's nach Euch geht, sollte man einen Blick auf den Hintern wohl auch unter Strafe stellen. Die Verweichlichung der Menschen geht unaufhaltsam weiter.
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  • xycqual13
    @coladeris ich finde es wirklich erschreckend wie man so denken kann. Catcalling IST ein Problem, es ist in anderen europäischen Ländern auch bereits strafbar. Es ist erniedrigend und herabwürdigend von Männern einfach nur als Objekt der Begierde gesehen zu werden, wie ein Stück Fleisch in der Auslage. Wenn man das 2022 noch immer nicht verstanden hat, muss man die letzten 10 Jahre unter einem Stein gelebt haben. Gleich sagt womöglich auch noch jemand der Klaps auf den Hintern durch den Chef sei eine „nette Geste“. Und damit wäre dann alles klar mit welchem Mindset manche durchs Leben gehen
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  • d.temming@gmx.de
    @xycqual13:

    1. Nein, sobald es zu Berührungen kommt, ist eine Grenze überschritten. Da gibt's nichts zu diskutieren. Nicht gleich schlussfolgern, wenn ich A gut finde, finde ich B auch gut. So ist es nicht!

    2. Früher, wenn jemandem etwas nicht gepasst hat, hat man es gesagt. Man muss nicht immer gleich die Gesetzeskeule rausholen. Soll man Schreien auch unter Strafe stellen? Mein Chef schreit mich oft an und mir ist das unangenehm.. Und? Get over it!

    Ich denke an die vielen Menschen, die KEIN Problem damit haben. Und diejenigen die ich kenne, die sowas nicht toll finden, die ignorieren es oder sagen ganz straight "Halt Stopp!" Und das genügt in 100% aller Fälle. Die Wattebauschteenies von heute trauen sich ja nicht mal das zu sagen.
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  • mai2023
    .. glaubt ihr wirklich mit einer Aktion die mann/frau "catcalling" nennt etwas zu ändern..... Ihr müsst die dinge beim namen nennen damit jeder sie versteht....
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  • stefan.behringer@web.de
    Hinterher Pfeifen ist jetzt nicht gerade modern.
    Aber sexuelle Belästigung?......ich weiß nicht.
    Ich würde mich drüber freuen und vielleicht zurück lächeln. Passiert aber (leider) nur noch selten 😒😭
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  • xycqual13
    @wanderer11 @Gert-raud Ihr seid so peinlich...
    Das darf hier nicht so unkommentiert stehenbleiben, alleine dass andere sehen, dass es nicht nur solch realitätsverweigernden Kommentare wie eure gibt.
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  • rasputin32
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  • isi1948@freenet.de
    M Ä N N ER 😊aufgepasst ! Die FEMISTEN*innen wollen uns ausrotten !!! 😒
    https://genderdings.de/gender-politik/feminismus/
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