Wenn man es genau nimmt, sind die Zuschauer im ausverkauften Theater am Neunerplatz Versuchskaninchen: Kabarettist HG. Butzko testet an ihnen sein neues Programm "echt jetzt". Vorpremiere nennt man sowas.
Warum der große Butzko ausgerechnet das kleine Theater am Neunerplatz für die, wie er selbst sagt, "Welturaufführung" auserkoren hat? Aus Dankbarkeit natürlich. 1997, vor 21 Jahren, hat der gebürtige Gelsenkirchener sein erstes Kabarettprogramm auf dieser Bühne gespielt. Damals lebte er in Würzburg, war Schauspieler am Mainfranken Theater, das damals noch "Stadttheater" hieß - und mischte beim Schauspielunterricht der freien Theater-Szene mit. Der damalige Neunerplatz-Impresario Thomas Heinemann unterstützte den jungen Kabarettisten, Bockshorn-Chef Matthias Repiscus wurde auf ihn aufmerksam, Kollegen wie Vince Ebert, der verstorbene Hans Dieter Hüsch und Frank-Markus Barwasser empfahlen ihn. Heute ist Butzko ein hoch dekorierter und renommierter Künstler.
Schon oft gehörte Kalauer ...
Alle zwei Jahre serviert er dem Publikum ein neues Programm. "echt jetzt" ist sein zehntes - ein, laut Pressetext, "Zwischenfazit", aber "kein best of mit abgestandenen Nummern, sondern eine frische Bestandsaufnahme".
Das ist, leider, nicht ganz richtig. Zwar können und müssen Kabarettisten das Rad nicht neu erfinden. Aber Kalauer wie den, dass SPD "sehr peinliche Deppen" heißt, dass aus den USA, dem "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" das "Land der unmöglichen Begrenztheit" geworden ist und dass Angela Merkel an "Intelligenzkontinenz" leidet, hat man halt schon arg oft gehört. Auch dass Butzko den gesamten zweiten Teil seines Programms der "Digitalisierung" widmet, wäre nicht zwingend nötig gewesen. Dafür ist das Thema einfach schon zu alt.
... und echte Highlights
Aber natürlich gibt es auch echte Highlights. Zum Beispiel, wenn Butzko Donald Trump und Gerhard Schröder einen "Ehrenplatz in der Zäpfchenpackung" von Wladimir Putin zuweist. Oder wenn er der Tatsache Achtung zollt, "dass eine Regionalpartei ein ganzes Land vor sich her treibt". Oder wenn er sich wundert, dass es vor zehn Jahren, "als die Banken uns in die Scheiße gerissen haben", keine Hetzjagden "auf Banker gegeben" hat und "keine Sparkassen-Filialen angezündet wurden".
Warten auf Helge Schneider
Fazit eines vom Publikum durchaus goutierten Abends: "echt jetzt" ist ein wenig klamaukiger,ein bisschen platter und deutlich monothematischer geraten als die vorherigen Programme. Vielleicht ändert Butzko ja noch das eine oder andere bis zur "richtigen" Premiere im Bockshorn am 10. November. Auf jeden Fall warten wir alle mit dem Künstler, bis sich "Merkel die Maske vom Gesicht reißt und Helge Schneider zum Vorschein kommt".