zurück
Sommerhausen
Bus rutschte auf Glatteis in Torbogen: Der Rums riss die Menschen in Sommerhausen aus ihren Betten
Ein Linienbus rutschte am frühen Mittwochmorgen auf dem Blitzeis in ein denkmalgeschütztes Tor in Sommerhausen. Eine schwerverletzte Frau musste ins Krankenhaus.
In den frühen Morgenstunden ist am Mittwoch ein Linienbus ans Tor in Sommerhausen gefahren. Dabei wurde eine Frau schwer verletzt, sechs weitere Personen leicht. 
Foto: NEWS5 / Pascal Höfig | In den frühen Morgenstunden ist am Mittwoch ein Linienbus ans Tor in Sommerhausen gefahren. Dabei wurde eine Frau schwer verletzt, sechs weitere Personen leicht. 
Lara Meißner
 |  aktualisiert: 23.01.2025 02:39 Uhr

Der laute Rums habe ihn und seine Frau aus dem Schlaf gerissen, erzählt der Sommerhäuser am Morgen danach. Auch sein Nachbar sei vom lauten Knall geweckt worden, als um kurz vor 5 Uhr direkt nebenan ein Linienbus ins Ochsenfurter Tor gerauscht ist - mutmaßlich aufgrund des Blitzeises auf den alten Pflastersteinen. "Es hat Stunden gedauert, bis sie den Bus da raus hatten, der hat sich komplett verkeilt", sagt der Sommerhäuser und nickt hinüber zum Torbogen. Vor wenigen Minuten hat dort ein spezialisiertes Abschleppfahrzeug den vollständig demolierten Bus abtransportiert.

Sieben Personen wurden bei dem Unfall verletzt, eine Frau schwer - "in Lebensgefahr schwebt sie aber glücklicherweise nicht", so ein Sprecher der Polizei am Mittwochvormittag. Die Frau und einige der anderen Verletzten mussten vom Rettungsdienst in umliegende Kliniken gebracht werden. Insgesamt waren laut Angaben des Polizeipräsidiums elf Menschen mit dem Linienbus in Richtung Würzburg unterwegs, als das Unglück geschah.

Am nächsten Morgen um 10.30 Uhr ist am Torbogen kaum noch was zu sehen von den Vorfällen in den frühen Morgenstunden. Mit neonpinker Sprühfarbe ist auf den Pflastersteinen eingezeichnet, wie schräg der Bus sich in den Torbogen geschoben hat. Ein zum Torturm gehörendes Mäuerchen rechts der Fahrbahn wurde am stärksten in Mitleidenschaft gezogen: Ein großes Stück der Maueroberseite ist weggebrochen, das Verkehrsschild daneben wurde vom Bus komplett umgemäht. Ein Fernsehsender dreht eine Live-Schalte vom Unfallort, schaulustige Einwohnerinnen und Einwohner schlendern an der Unglücksstelle vorbei, ein Mitarbeiter des Bauhofs flext mit einem kleinen Winkelschleifer die letzten Reste des Verkehrsschilds ab.

"Der Bus sah übel aus, überall waren Splitter", sagt er. "Am Boden war Blut. Es muss einfach spiegelglatt gewesen sein." Zwar streue der Bauhof regelmäßig Salz, "aber gerade auf Pflastersteinen gibt es das Problem, dass das Salz in die Fugen rutscht." Er kennt die Straße gut: "Gerade der Übergang vom viel weniger rutschigen Asphalt auf die Pflastersteine ist tückisch", sagt er. 

Auch Sommerhausens Bürgermeister Wilfried Saak ist am Mittwochvormittag schon seit Stunden auf den Beinen. Seit kurz vor sechs weiß er von dem Unglück. Weiß er auch etwas zu den Straßenverhältnissen am Morgen? "Vor fünf Uhr war die Straße noch nicht frisch gestreut, wir streuen erst um sechs Uhr", so der Bürgermeister.  

Die Mauer (rechts vorne)  und Teile des Torbogens wurden bei dem Unfall beschädigt.
Foto: Lara Meißner | Die Mauer (rechts vorne)  und Teile des Torbogens wurden bei dem Unfall beschädigt.

Seine Sorge gilt neben den Verletzten auch dem denkmalgeschützten Gemäuer. Das Ochsenfurter Tor ist ein sogenanntes Einzeldenkmal, sein Untergeschoss, durch das auch die Durchfahrt führt, stammt aus dem 15. und dem 16. Jahrhundert, der Aufbau aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Jetzt gelte es, Kontakt mit der Denkmalschutzbehörde aufzunehmen, meint der Bürgermeister. "Wir brauchen ein statisches Gutachten, damit wir wissen, wie es um den Torturm steht."

Und auch wie es zu dem Unfall kam, wird einen Gutachter beschäftigen. Der wurde auf Anordnung der Staatsanwaltschaft hinzugezogen, heißt es in einer Mitteilung der Polizei. "Derzeit wird ermittelt, wie die Straßenverhältnisse zum Unfallzeitpunkt waren und aber auch, in welchem Zustand der Bus vor dem Unfall war", so ein Sprecher des Polizeipräsidiums auf Nachfrage der Redaktion. Nach ersten Schätzungen liege allein der Schaden am Bus bei einem mittleren fünfstelligen Betrag.  

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Sommerhausen
Lara Meißner
Blitzeis
Glatteis
Polizei
Schwerverletzte
Staatsanwaltschaft Würzburg
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Alfred Holl
    Es gibt eine Pflicht als Fahrer, die Fahrweise den Wetterbedingungen anzupassen und es gibt eine Gemeindliche Verkehrssicherungspflicht. Und auch wenn Spekulationen Spaß machen, wird man nun abwarten müssen, bis alle die ermitteln zu Ende ermittelt haben, um sich ein Urteil zu bilden.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Georg Ries
    Gemeinde(haupt)straßen werden von 6 bis 22 Uhr geräumt und gestreut. Anliegerstraßen bis 20 Uhr. Das wissen auch Busunternehmen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Wehe, Wehe dem Hausbesitzer, der vor seinem Haus nicht geräumt hat.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Johannes Metzger
    Der frühe Bus ab Ochsenfurt ist in der Regel ja gut besetzt, da um diese Zeit noch keine Züge von OCH nach Wü fahren.
    Daß das Pflaster bei Glatteis besonders gefährlich ist und war im Rathaus bekannt. Dass man trotz Warnungen stur am Streubeginn festgehalten und die Gefahrenlage nicht bewertet und daraus seine Schlüsse gezogen hat macht mir mehr Sorgen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Jo Schmitt
    Oh! Die Gemeinde kommt bzw. kam - trotz Warnung - also ihrer Verkehrssicherungspflicht nicht nach? Und das auf einer ÖPNV-Route?

    Amtshaftung, ick hör dir trapsen!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Johannes Metzger
    hier geht`s nicht nur um den ÖPNV, sondern auch um Rettungsfahrzeuge.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Harry Amend
    Und waran machen Sie jetzt fest, dass der Unfall auf Grund der von Ihnen genannter "sturem Streubeginn" passiert ist? Sie sollten sich erst einmal mit dem Thema Blitzeis bzw. Eisregen auseinandersetzen vor man irgendwelche Behauptungen aufstellt. Eine Gemeinde weiß sehr wohl wo ihre Gefahren liegen und wo welche Busse fahren.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Johannes Metzger
    Wenn die Gemeinden wisse wo Gefahren lauern und welche Busse fahren darf ja der gesunde mENSCHENVERSTAND auch eingeschaltet bleiben. Auch bei Blitzeis und Eisregen. Gerade dann, wenn beides ziemlich präzise vorhergesagt wurde.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten