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Sonderhofen
Bundeswehreinsatz in Mali: Die tägliche Suche nach Sprengfallen
Raketen und Blindgänger: Der Job eines Kampfmittelabwehroffiziers ist gefährlich. Michael B. über seinen Einsatz in Mali, Corona und was er an Sonderhofen vermisst.
Michael B. aus Sonderhofen ist als Kampfmittelabwehroffizier im Ausbildungszentrum Koulikoro in Mali im Einsatz.
Foto: G. Hohmann | Michael B. aus Sonderhofen ist als Kampfmittelabwehroffizier im Ausbildungszentrum Koulikoro in Mali im Einsatz.
Julia Back
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:30 Uhr

Ein Bild von seiner Freundin, ein Sprüche-Banner von seinen Kumpels und selbst gemalte Bilder von Patenkind Timo und dessen Schwester Jana - das ist gerade alles, was Michael B. (Name der Redaktion bekannt) an seine Heimat Sonderhofen erinnert. Der 32-Jährige Kampfmittelabwehroffizier aus der 10. Panzerdivision Veitshöchheim ist von April bis September in Mali im Einsatz.

Das westafrikanische Land ist seit 2012 Angriffen von islamistischen Terroristen und Tuareg-Rebellen ausgesetzt. Die Europäische Union unterstützt seit 2013 die Ausbildung der malischen Streitkräfte mit der Europäischen Trainingsmission (EUTM), an der 28 Staaten beteiligt sind. Welche Aufgaben der Sonderhöfer Michael B. dabei hat, wie gefährlich sein Alltag ist und warum er den heimischen Bäcker vermisst, erzählt er im Interview. Ein Anruf aus dem Feldlager in Koulikoro.

Frage: Zwischen Sonderhofen und Koulikoro liegen über 4000 Kilometer. Wie geht es Ihnen in der Ferne?

Michael B.: Mir geht es sehr gut, die Arbeit zusammen mit den internationalen Kräften macht viel Spaß. Mali ist ein schönes Land und die Bevölkerung ist sehr freundlich uns gegenüber. Manchmal hat man Heimweh, aber das ist ja normal, wenn man so lange von daheim weg ist. 

Sie sind Kampfmittelabwehroffizier. Was sind Ihre Aufgaben und wie gestaltet sich Ihre Arbeit?

Michael B.: Bei meiner Arbeit geht es darum, die eigene Truppe vor Kampfmitteln zu schützen. Das können Blindgänger, Sprengfallen, Minen, Mörser, Raketen oder Handwaffenmunition sein. Und als Offizier bin ich der Vorgesetzte meiner Trupps, die aus einem deutschen und einem spanischen Trupp bestehen. Normalerweise gehört dazu noch ein spanischer Kampfmittelaufklärungstrupp, der aber aufgrund der Coronamaßnahmen und der daraus resultierenden Personalreduzierung gerade nicht in Mali ist.

Das hört sich nach einem gefährlichen Job an.

Michael B.: Jein. Im Endeffekt ist die Munition nicht gefährlich - man muss nur wissen, wie man damit umgeht. Eine Hauptaufgabe von uns ist, dass wir vor Blindgängern schützen müssen. Wenn zum Beispiel auf der Schießbahn geschossen wird und die Munition blind geht, also der Zünder nicht auslöst, entschärfen und beseitigen wir diese. Wir stellen auch die Handwaffenmunition sicher, die die Malis finden. Wenn eine gewisse Menge gesammelt wurde, gehen wir auf den Sprengplatz und vernichten die Munition, damit diese nicht missbraucht werden kann.

Und was ist die zweite Hauptaufgabe?

Michael B.: Zu unserer Arbeit gehört auch, Sprengfallen zu entschärfen. Aber diese Bedrohungslage ist im Raum Koulikoro derzeit niedrig. 

Kann ich mir das wie im Film vorstellen? Sie nähern sich im dicken Schutzanzug einer Sprengfalle und entschärfen diese dann?

Michael B.: So ungefähr kann man sich das vorstellen. Ich bin auch für diese Aufgabe ausgebildet. Wir alle haben die gleiche Befähigung, aber ich bin das koordinierende Element, das die ganzen Trupps fachlich führt.

Also ist ihr Job doch gefährlich.

Michael B.: Es kommt darauf an, wie die Bedrohungslage hier ist. Zur Zeit ist diese relativ niedrig. Unser momentaner Hauptauftrag ist die Kontrolle aller einfahrenden Fahrzeuge im Camp. Wir suchen diese auf Kampfmittel und Sprengfallen ab.

Stehen Sie dabei unter Strom oder ist das mittlerweile Routine?

Michael B.: Das ist Routine. Dafür wurde ich langjährig in Deutschland ausgebildet. Die Ausbildung zum Kampfmitteloffizier ist eine der längsten und schwierigsten innerhalb der Bundeswehr.

Michael B. aus Sonderhofen im Camp in Koulikoro.
Foto: G. Hohmann | Michael B. aus Sonderhofen im Camp in Koulikoro.
Sie arbeiten in einem internationalen Team. Welche Herausforderungen gibt es in der Zusammenarbeit?

Michael B.: Zum einen ist es die Sprachbarriere. Im spanischen Trupp spricht nicht jeder englisch und dann muss man sich eben mit Händen und Füßen verständigen, aber das kriegt man auch hin. Oder man fängt an spanisch zu lernen und mit den Standardfloskeln klappt das dann ganz gut. Daneben sind es die verschiedenen Ausbildungen. Wir sind im Camp 13 verschiedene Nationen, darunter Finnen, Italiener, Schweden, Österreicher, Portugiesen oder Esten. Davon wurde jeder anders ausgebildet und hat eine andere Armeestruktur. Das ist zum einen manchmal schwierig, zum anderen erweitert das aber auch den Horizont. So sieht man, wie die anderen Armeen arbeiten.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit den malischen Soldaten?

Michael B.: Sehr gut. Sie sind sehr freundlich, ein paar Einzelne können sogar deutsch, weil sie in Deutschland ihre militärische Ausbildung genossen haben und sogar dort studiert haben.

Spüren Sie denn die Corona-Pandemie bei Ihnen?

Michael B.: Es gibt auch Coronafälle hier in Mali. Wir im Camp haben auch Auflagen, wie Abstand halten, Hände waschen und desinfizieren. Wenn wir das Camp verlassen, müssen wir immer Handschuhe und Maske tragen und den Kontakt zur Bevölkerung meiden. Corona geht auch nicht an uns vorbei. Wir sind auch nicht in voller Truppenstärke hier. Wir sind auf Trainingsmission und das Training wurde bis vor kurzem komplett eingestellt, um keinen Infektionsherd darzustellen.

Sie leben mit Ihrer Freundin zusammen in Sonderhofen. Wie geht sie damit um, wenn Sie in Mali im Einsatz sind?

Michael B.: Klar hat sie ein mulmiges Gefühl. Aber das ist bereits mein zweiter Einsatz. Ich war 2017 knapp sieben Monate in Afghanistan und das war noch einmal etwas Anderes. Hier unten geht es mir gut und ich habe gute Kameraden um mich herum. Das beruhigt sie dann auch.

Oberstleutnant Florian Schleiffer führt das deutsche Einsatzkontingent. Er ist aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld. Sie sind aus dem Ochsenfurter Gau. Haben Sie schon einen fränkischen Stammtisch gegründet?

Michael B.: Noch nicht. Obwohl der Truppführer vom deutschen Trupp aus Bamberg ist – aber das war es dann mit den Franken. Aber wir sind ja aus der 10.Panzer Division aus Veitshöchheim hier in Mali, von daher kennt man sich auch.

Sie haben angesprochen, dass Sie manchmal Heimweh haben. Was vermissen Sie?

Michael B.: Deutsches Brot. Wir kriegen hier nur Weißbrot und das ist für einen Deutschen schon gewöhnungsbedürftig. Ich kriege auch Brotbackmischungen geschickt, aber es ist halt etwas anderes, wenn ich frühs zum Bäcker gehe und dort Schwarzbrot oder Roggenbrot bekomme.

Was machen Sie als Erstes, wenn Sie wieder daheim sind?

Michael B.: In den Wald gehen und das kühle Klima genießen. Aber vor allem, wie es sich für einen Franken gehört: Brotzeit.

Die EU-Ausbildungsmission in Mali

Mit dem neuen EU-Mandat bis 2024 wird die deutsche Personalstärke von 350 auf 450 angehoben. Tatsächlich waren vor der Corona-Pandemie meist bis zu 180 Soldaten in Mali. Die Differenz zur Maximalstärke dient als Puffer bei Kontingentwechseln oder Dienstreisen. Die Soldaten sind im Schnitt 4-6 Monate in Mali im Einsatz. Im Ausbildungszentrum Koulikoro, circa 60 Kilometer von der Hauptstadt Bamako entfernt, ist die Mehrzahl des deutschen Kontingents stationiert. Die Bundeswehr bildet das malische Militär u.a. in der Logistik, im Orts- und Häuserkampf, in der Feldlagersicherung und im Schießen aus. Das westafrikanische Land Mali hat rund 18,7 Millionen Einwohner. Nach Informationen der Johns Hopkins Universität in den USA gab es in Mali bislang rund 2552 bestätigte Corona-Fälle. 124 Menschen starben im Zusammenhang mit der Virusinfektion (Stand: 7.8.2020).
Quelle: tsc/jsc
 
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  • Arcus
    Die Auslandseinsätze der Bundeswehr sehe ich mit gemischten Gefühlen. Der Einsatz in Afghanistan jedenfalls war ein Flop. Viele Tode Soldaten und die Situation im Land ist heute schlechter als je zuvor.
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  • d.temming@gmx.de
    Eine Aufgabe, die meinen Respekt verdient, in diesem doch sehr unprofessionell geführten Pfadfinderverein, der im Kriegsfall jämmerlich versagen würde.
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  • Frankenpatriot
    Kann unsere Bundeswehr den Franzosen im Niger helfen und dort verstärken im Kampf gegen diese Terroristen und um die Mörder von diesen Entwicklungshelfern zu finden und zu schnappen?? Diese Mörder müssen vor Gericht gebracht werden und von der Justiz bestraft werden. Außerdem braucht der Niger Hilfe gegen diese Terroristen um Afrika zu stabilisieren.

    Denn dieser feige Mord an den französischen Entwicklungshelfern darf nicht ungesühnt bleiben. Wo bleibt da die innereuropäische Solidarität und die Solidarität mit Afrika??
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  • Einwohner
    Unfug. Wir haben dort nichts zu suchen. In diesen Ländern ist unsere Unterstützung und Hilfe nicht gewünscht und unsere Art zu Leben schon gar nicht. Wir sollten nicht immer denken, die deutsche Demokratie funktioniert in allen anderen Ländern auch und die Bevölkerung kann damit umgehen.
    Bitte sofort unsere Soldaten dort abziehen.
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  • Frankenpatriot
    Ich möchte einfach mal die Gelegenheit nutzen, um unserer Bundeswehr in Mali Danke für diesen Kampfmitelräum-Einsatz zu sagen. Das ist etwas Gutes, was ihr da tut. Damit schützt ihr Menschenleben und Kinder vor Verstümmelungen durch Waffenreste, Munitionsreste und Bombenreste und durch solche Sprengfallen.

    Das ist besser als solcher illegaler Kriegswaffenhandel wie er im Hamburger Hafen läuft:

    https://www.mopo.de/hamburg/politik/pistolen--gewehre---panzer-ruestungsexport-boom-im-hamburger-hafen-37161032

    "Immer wieder wurde in den vergangenen Jahren in Hamburg gegen Rüstungsexporte demonstriert – immerhin werden zahlreiche Kriegsgeräte über den Hafen verschifft. Der Protest wird aber offensichtlich ignoriert. Im vergangenen Quartal gab’s sogar einen regelrechten Waffenexport-Boom!"

    Dieser illegale Kriegswaffenhandel der Bundesregierung muss unterbunden werden und bestraft werden (Kriegswaffenkontrollgesetz).
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