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EU-Bundeswehreinsatz in Mali: Der neue Chef kommt aus der Rhön
Das Bundeswehr-Kontingent im westafrikanischen Mali hat jetzt einen Chef aus Unterfranken. Doch der Start für Oberstleutnant Florian Schleiffer verlief anders als geplant.
Bei der Arbeit: Oberstleutnant Florian Schleiffer (links) mit einem Angehörigen des österreichischen EUTM-Kontingents in Mali.
Foto: Gerrit Hohmann | Bei der Arbeit: Oberstleutnant Florian Schleiffer (links) mit einem Angehörigen des österreichischen EUTM-Kontingents in Mali.
Torsten Schleicher
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:35 Uhr

Seit 2012 ist das westafrikanische Mali Angriffen von islamistischen und Tuareg-Rebellen vor allem im Norden des Landes ausgesetzt. Die Europäische Union unterstützt seit 2013 die Ausbildung der malischen Streitkräfte mit der Europäischen Trainingsmission (EUTM), an der 28 Staaten beteiligt sind. Das deutsche Kontingent führt seit April Oberstleutnant Florian Schleiffer (45), der aus der Rhön stammt und auch heute mit seiner Familie im Landkreis Rhön-Grabfeld lebt. Sein militärischer Heimatstandort ist die 10. Panzerdivision in Veitshöchheim (Lkr. Würzburg).  

Führt seit April das deutsche Kontingent der Europäischen Ausbildungsmission in Mali (EUTM): Oberstleutnant Florian Schleiffer.
Foto: Bundeswehr | Führt seit April das deutsche Kontingent der Europäischen Ausbildungsmission in Mali (EUTM): Oberstleutnant Florian Schleiffer.
Frage: Der Beginn Ihres Einsatzes als deutscher EUTM-Kontingentführer ist mit der Hochphase der Corona-Pandemie zusammengefallen – mit welchen Auswirkungen? 

Florian Schleiffer: Im April hat die Mission die Ausbildung unterbrochen. Für mich hatte das ganz konkrete Auswirkungen. Schon vor der Verlegung nach Mali habe ich daheim in der Rhön eine 14-tägige häusliche Quarantäne gehabt, dasselbe galt für die Soldatinnen und Soldaten, die mit mir gemeinsam in den Einsatz geflogen sind. Am 9. April ging es dann nach Mali, wo wir zunächst nach Gao kamen, in das Lager, in dem der deutsche Anteil der UN-Blauhelmtruppen untergebracht ist. Dort war ich gemeinsam mit den Kameradinnen und Kameraden meines Kontingents noch einmal 14 Tage in Isolation. Erst dann ging es ins Ausbildungszentrum nach Koulikoro. 

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Ihren Auftakt hatten Sie sich wahrscheinlich etwas anders vorgestellt. 

Schleiffer: Ja, aber es hat natürlich keiner eine Glaskugel. Ich habe aber auch gespürt, dass alle, die mit mir unterwegs waren, sehr flexibel sind. Alle wussten: Hier kommen Dinge auf uns zu, die uns keiner vorher gesagt hat. Da ist es gut, dass wir auf solche Eventualitäten vorbereitet werden. Denn viele Lasten sind jetzt auf wenige Schultern verteilt. Im Moment haben wir statt etwa 180 zwischen 50 und 60 Frauen und Männer – ein operatives Minimum.

Das heißt, im Zuge von Corona sind Soldaten heimgeschickt worden?

Schleiffer: Nein, denn die Corona-Pandemie begann, als ohnehin der Kontingentwechsel anstand. Ich wurde darüber informiert, dass von meinem Kontingent dann bestimmte Dienstposten zunächst nicht nachbesetzt werden. 

EU-Bundeswehreinsatz in Mali: Der neue Chef kommt aus der Rhön
Was macht diese verhältnismäßig kleine Truppe jetzt?

Schleiffer: Wir halten den Betrieb so aufrecht, dass Material und Fahrzeuge so gewartet werden, dass sie einsatzbereit bleiben. Ich selbst habe einen Doppelhut auf: Ich bin nicht nur der deutsche Kontingentführer, sondern auch im EU-Stab hier im Ausbildungszentrum eingebunden. Wir planen jetzt schon, wie wir später wieder ausbilden werden. Es geht auch darum, wie wir die Ausbilder, die später wieder herkommen, so vorbereiten, dass sie sehr schnell ihre Aufgaben wahrnehmen können. Denn sie können ja nichts von Vorgängern übernehmen. Außerdem halten wir die Telefonverbindung zu künftigen malischen Ausbildern und unterstützen sie. 

Die Ausbildungsmission läuft schon seit sieben Jahren und soll jetzt um vier Jahre verlängert werden. Ist der Einsatz in Mali ein Fass ohne Boden? 

Schleiffer: Das Ziel ist, die Malier irgendwann so weit ausgebildet zu haben, dass sie sich selbst ausbilden können. Das braucht die nötige Zeit. Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass Mali – sowie die Sahel-Staaten insgesamt – von verschiedenen Staaten in einem ganzheitlichen Ansatz die Hilfe dazu bekommt. 

Die EUTM Mali ist als reine Ausbildungsmission konzipiert. Im Beschluss des EU-Rats über die Verlängerung und Ausweitung des Mandats bis 2024 ist jetzt aber auch von militärischer Unterstützung die Rede. Was bedeutet das?

Schleiffer: Richtig ist, dass sich der Aktionsradius der Mission vergrößern wird und dass man auch mit anderen Ländern der Sahel-Zone zusammenarbeiten wird. Ganz klar ist aber, dass die EUTM kein Kampfeinsatz wird. EUTM Mali ist und bleibt eine nicht-exekutive Ausbildungsmission. Wir werden auch nicht die Malier direkt begleiten, wenn sie in Kampfeinsätze gehen. Gleichwohl aber gibt es Überlegungen, dass wir nicht nur im Süden des Landes, in Koulikoro, ausbilden, sondern dass wir auch nach Zentralmali gehen, um den Maliern die Möglichkeit zu geben, ihre Ausbildung dort zu erhalten, wo sie dann auch die Kräfte brauchen. 

In Deutschland gibt es jetzt teils weitreichende Corona-Lockerungen. Ist bei Ihnen schon absehbar, wann Sie wieder zur normalen Ausbildung zurückkehren?

Schleiffer: Wenn ich in meinen Kalender schaue, dann kreist mein Bleistift, bleibt aber nicht an einem bestimmten Tag stehen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist noch nicht absehbar, wann die Ausbildung wiederaufgenommen werden kann. In Mali wird das Corona-Thema durchaus ernst genommen. Die großen Anschlagtafeln, auf denen sonst für Waren geworben wird, sind jetzt voll mit Warnhinweisen und Piktogrammen zu Corona. Uns ist es gerade jetzt wichtig, hier zu sein und unseren malischen Freunden zu zeigen, dass wir sie nicht im Stich lassen.

Die EU-Ausbildungsmission in Mali

Mit dem neuen EU-Mandat bis 2024 wird die deutsche Personalstärke von 350 auf 450 angehoben. Tatsächlich waren vor der Corona-Pandemie meist bis zu 180 Soldaten in Mali. Die Differenz zur Maximalstärke dient als Puffer bei Kontingentwechseln oder Dienstreisen.  Die Soldaten sind im Schnitt 4-6 Monate in Mali im Einsatz.
Im Ausbildungszentrum Koulikoro, circa 60 Kilometer von der Hauptstadt Bamako entfernt, ist die Masse des deutschen Kontingents stationiert. Die Bundeswehr bildet das malische Militär u.a. in der Logistik, im Orts- und Häuserkampf, in der Feldlagersicherung und im Schießen aus.
Das westafrikanische Land Mali hat rund 18,7 Millionen Einwohner. Nach Informationen der Johns Hopkins Universität in den USA gab es in Mali bislang rund 1200 bestätigte Corona-Fälle. 72 Menschen starben an den Folgen der Virusinfektion.
Quelle: tsc
 
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