Seit 2012 ist das westafrikanische Mali Angriffen von islamistischen und Tuareg-Rebellen vor allem im Norden des Landes ausgesetzt. Die Europäische Union unterstützt seit 2013 die Ausbildung der malischen Streitkräfte mit der Europäischen Trainingsmission (EUTM), an der 28 Staaten beteiligt sind. Das deutsche Kontingent führt seit April Oberstleutnant Florian Schleiffer (45), der aus der Rhön stammt und auch heute mit seiner Familie im Landkreis Rhön-Grabfeld lebt. Sein militärischer Heimatstandort ist die 10. Panzerdivision in Veitshöchheim (Lkr. Würzburg).
Florian Schleiffer: Im April hat die Mission die Ausbildung unterbrochen. Für mich hatte das ganz konkrete Auswirkungen. Schon vor der Verlegung nach Mali habe ich daheim in der Rhön eine 14-tägige häusliche Quarantäne gehabt, dasselbe galt für die Soldatinnen und Soldaten, die mit mir gemeinsam in den Einsatz geflogen sind. Am 9. April ging es dann nach Mali, wo wir zunächst nach Gao kamen, in das Lager, in dem der deutsche Anteil der UN-Blauhelmtruppen untergebracht ist. Dort war ich gemeinsam mit den Kameradinnen und Kameraden meines Kontingents noch einmal 14 Tage in Isolation. Erst dann ging es ins Ausbildungszentrum nach Koulikoro.
Schleiffer: Ja, aber es hat natürlich keiner eine Glaskugel. Ich habe aber auch gespürt, dass alle, die mit mir unterwegs waren, sehr flexibel sind. Alle wussten: Hier kommen Dinge auf uns zu, die uns keiner vorher gesagt hat. Da ist es gut, dass wir auf solche Eventualitäten vorbereitet werden. Denn viele Lasten sind jetzt auf wenige Schultern verteilt. Im Moment haben wir statt etwa 180 zwischen 50 und 60 Frauen und Männer – ein operatives Minimum.
Schleiffer: Nein, denn die Corona-Pandemie begann, als ohnehin der Kontingentwechsel anstand. Ich wurde darüber informiert, dass von meinem Kontingent dann bestimmte Dienstposten zunächst nicht nachbesetzt werden.
Schleiffer: Wir halten den Betrieb so aufrecht, dass Material und Fahrzeuge so gewartet werden, dass sie einsatzbereit bleiben. Ich selbst habe einen Doppelhut auf: Ich bin nicht nur der deutsche Kontingentführer, sondern auch im EU-Stab hier im Ausbildungszentrum eingebunden. Wir planen jetzt schon, wie wir später wieder ausbilden werden. Es geht auch darum, wie wir die Ausbilder, die später wieder herkommen, so vorbereiten, dass sie sehr schnell ihre Aufgaben wahrnehmen können. Denn sie können ja nichts von Vorgängern übernehmen. Außerdem halten wir die Telefonverbindung zu künftigen malischen Ausbildern und unterstützen sie.
Schleiffer: Das Ziel ist, die Malier irgendwann so weit ausgebildet zu haben, dass sie sich selbst ausbilden können. Das braucht die nötige Zeit. Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass Mali – sowie die Sahel-Staaten insgesamt – von verschiedenen Staaten in einem ganzheitlichen Ansatz die Hilfe dazu bekommt.
Schleiffer: Richtig ist, dass sich der Aktionsradius der Mission vergrößern wird und dass man auch mit anderen Ländern der Sahel-Zone zusammenarbeiten wird. Ganz klar ist aber, dass die EUTM kein Kampfeinsatz wird. EUTM Mali ist und bleibt eine nicht-exekutive Ausbildungsmission. Wir werden auch nicht die Malier direkt begleiten, wenn sie in Kampfeinsätze gehen. Gleichwohl aber gibt es Überlegungen, dass wir nicht nur im Süden des Landes, in Koulikoro, ausbilden, sondern dass wir auch nach Zentralmali gehen, um den Maliern die Möglichkeit zu geben, ihre Ausbildung dort zu erhalten, wo sie dann auch die Kräfte brauchen.
Schleiffer: Wenn ich in meinen Kalender schaue, dann kreist mein Bleistift, bleibt aber nicht an einem bestimmten Tag stehen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist noch nicht absehbar, wann die Ausbildung wiederaufgenommen werden kann. In Mali wird das Corona-Thema durchaus ernst genommen. Die großen Anschlagtafeln, auf denen sonst für Waren geworben wird, sind jetzt voll mit Warnhinweisen und Piktogrammen zu Corona. Uns ist es gerade jetzt wichtig, hier zu sein und unseren malischen Freunden zu zeigen, dass wir sie nicht im Stich lassen.