
Der Konflikt um den geplanten Muschelkalkabbau vor den Toren Bütthards zwischen dem Kleinrinderfelder Steinwerk Erich Seubert und den Kritikern eines neuen Steinbruchs ist festgefahren. Daran hat auch eine außerordentliche Bürgerversammlung nichts geändert. Einvernehmliche Kompromisse scheinen in weiter Ferne. Wie soll es nun weitergehen?
Westlich von Bütthard, nur 200 Meter vom Ortsrand entfernt, liegt in geringer Tiefe ein abbauwürdiges Muschelkalk-Vorkommen. Das haben Erkundungsbohrungen ergeben. Den 6,4 Hektar großen Acker über dem Gestein hat die Firma Seubert bereits gekauft und möchte demnächst beim Landratsamt ein Abbaugenehmigung beantragen.
Bürgerinitiative sammelt Unterschriften
Unter den Anwohnern fürchtet man Dreck, Staub und Lärm durch den Muschelkalkabbau. Auch Bürgermeister Peter Ernst spricht sich klar gegen den Steinbruch aus. Vor wenigen Wochen hat sich eine Bürgerinitiative (BI) formiert. In einer Unterschriftensammlung haben bereits mehr als die Hälfte der 635 wahlberechtigen Büttharder gegen den Steinbruch unterzeichnet, so die BI.
Das sind die Rahmenbedingungen, unter denen die beiden Geschäftsführer, Maximilian Seubert und sein Vater Thomas Seubert, erneut das Vorhaben vorstellen, diesmal nicht in einer Gemeinderatssitzung, sondern im Kreis von 100 Bütthardern, die zur außerordentlichen Bürgerversammlung erschienen sind.
Maximilian Seubert argumentiert mit der Nachhaltigkeit des heimischen Baustoffs, mit seiner wirtschaftlichen Bedeutung für die Region und seiner jahrhundertlangen Verwendung, die auch das Ortsbild Bütthards prägt - und mit den Zugeständnissen, zu denen man über gesetzliche Verpflichtungen hinaus bereit sei. Dazu zählen zusätzlicher Lärm- und Sichtschutz, die Meidung von Ortsstraßen und Gewerbesteuerzahlungen von rund 40 000 Euro pro Jahr.
Rund 15 Jahre soll die Ausbeutung des 5,5 Hektar großen Vorkommens andauern, schätzt Maximilian Seubert. Danach soll der Steinbruch zu Ackerfläche und einem Biotop zurück verwandelt werden. Der Abbau soll nur tagsüber und maximal sieben Monate im Jahr geschehen. Der Stein werde ohne Sprengung von Baumaschinen geborgen und zur Verarbeitung ins Kleinrinderfelder Werk transportiert. Höchstens 20 Lkw-Fahrten täglich seien während dieser Zeit zu erwarten.
BI geht von höherer Belastung aus
Auf die meisten Besucher der Bürgerversammlung wirkt dies wenig überzeugend. Vom Wertverlust der angrenzenden Wohnhäuser und von eigenschränkten Entwicklungsmöglichkeiten der Gemeinde ist die Rede. "40 000 Euro Gewebesteuer sind utopisch", sagt BI-Sprecher Daniel Staffen-Quandt. Auf ihrer Internetseite zieht die BI außerdem die Begrenzung der Arbeitszeit in Zweifel und rechnet vor, dass bis zu 132 Lkw-Fahrten täglich zu erwarten seien.
"Das stimmt nicht, Sie sammeln Unterschriften mit falschen Tatsachen", wirft Maximilian Seubert der BI deshalb vor. Die jedoch argumentiert mit möglichen weiteren Vorkommen und weiteren Unternehmen, die sich um eine Abbaugenehmigung bemühen könnten. "Wir müssen uns wehren, weil sonst noch andere kommen, und dann leben wir in einer Mondlandschaft wie in Kirchheim", fasst einer der Bürger seine Bedenken in Worte.
Doch es gibt auch Stimmen, die sich diesem Widerstand nicht anschließen wollen. "Wir wollen alle Muschelkalk, nur abbauen wollen wir ihn nicht lassen, stattdessen karren wir Granit um die halbe Welt", sagt einer der Diskutanten. "Im Moment gilt überall das Sankt-Florians-Prinzip", wirft ein anderer ein. Auf die vorgeschlagenen Kompromisse nimmt eine weitere Bürgerin Bezug und meint: "Wenn man zusammen einen vernünftigen Weg findet, ist es vielleicht gar nicht so schlecht."
Geschäftsführer Thomas Seubert weist darauf hin, dass es grundsätzlich Sache des Landratsamt sei, über die Abbaugenehmigung zu entscheiden. Zwei bis drei Jahr dauere das Verfahren, in dessen Rahmen auch die Einhaltung von Immissions- und Naturschutzgesetzen überprüft werde.
Grundsätzlich sei man überzeugt, dass der Steinbruch genehmigungsfähig ist und der Antrag deshalb Erfolg haben wird. Dennoch habe man sich dafür entschieden, die Bürger in die Diskussion mit einzubeziehen, um nach möglichst verträglichen Lösung zu suchen. "Wenn man nicht zu Kompromissen bereit ist, wäre es für uns das Einfachste, den Antrag einfach einzureichen", so Thomas Seubert.
Für Maximilian Seubert stellt sich deshalb die Frage, wie es nach der außerordentlichen Bürgerversammlung weitergehen soll. "Kann man über Vereinbarungen reden, oder hat das überhaupt keinen Sinn?" fragt er. Bürgermeister Peter Ernst muss ihm eine Antwort schuldig bleiben. Zunächst werde sich der Gemeinderat noch einmal mit dem Thema befassen. "So lange werden Sie sich noch gedulden müssen", sagt Ernst.
Da würde ich auch auf die Barrikaden gehen! Unglaublich!
200m vom Ort entfernt und bei Windkraftanlagen sind es 1000m.
Was für ein Irrsinn!
Und vor allem könnten die Unternehmer einfach den Antrag stellen, der u.U. einfach durchgwunken wird. Dann hat man als Anwohner Staub, Lärm und Verkehr einfach zu ertragen.
Ein Witz ist diese deutsche Gesetzgebung.