Polizei und Stadtverwaltung schätzen sie nicht. Aber die „Bürgerwehr“ mit dem lateinischen Namen Lupus (Wolf) patrouilliert weiter durch Würzburg. Nun hat das Amtsgericht ein Verfahren wegen „Bildung bewaffneter Gruppen“ gegen eine arbeitslose Friseurin aus Gemünden (Lkr. Main-Spessart) eingestellt. Die 24-Jährige ist Lupus-Mitglied und war an Aktionen der selbst ernannten Ordnungshüter beteiligt.
Bis zum September 2013 traten sie martialisch auf: schwarze Cargo-Hosen, schwarze Blousons und weiße Hemden mit Schulterklappen und einem heulenden Wolf auf Ärmel und Rücken. Im Hosenbund klemmten Funkgeräte, am Gürtel baumelten Handschellen und Pfefferspray-Dosen. Die Angeklagte, Inhaberin eines kleinen Waffenscheins, hatte auch eine Schreckschuss- oder Signalwaffe bei sich. Die „Einsatzgruppe Lupus“ lief Streife in Würzburg, mischte sich in Streitigkeiten ein, legte auch mal jemandem Handschellen an, von dem sie vermutete, er habe Straftaten begangen. Als Legitimation reichte den Wölfen die Strafprozessordnung, die es Bürgern im Rahmen des „Jedermannsrechts“ erlaubt, jemanden vorläufig festzunehmen, den sie auf frischer Tat ertappen.
„Chef“ der Wölfe ist der Verlobte der Angeklagten, der sich laut Badischer Zeitung mal erfolglos für den Polizeidienst beworben hatte. Für den Zeitungsbericht vom März 2014 ließ er sich zusammen mit der Angeklagten von einem Reporter begleiten und fotografieren. Mit einer von der Polizei ausrangierten kugelsicheren Weste sei die Frau damals unterwegs gewesen, schreibt der Journalist. Ihr Engagement verstehe sie als Zivilcourage. „Für uns ist das ein Hobby“, wird sie zitiert, „das macht einfach Spaß. Außerdem ist die Polizei nicht immer rechtzeitig zur Stelle.“
Als der Artikel erschien, hatten die Hobby-Polizisten von Lupus bereits Ärger mit der echten Polizei. Beamte hatten Wärmekamera, Handschellen, Funkgerät und Pfefferspray sichergestellt, es wurde ermittelt. Die Wölfe mussten Uniformen, Bewaffnung und ihre Bezeichnung „Einsatzgruppe“ ablegen. „Wir haben Hinweise auf Amtsanmaßung, Nötigung, verbotene Uniformierung und gefährliche Körperverletzung“, hatte ein Polizeisprecher im September 2013 gegenüber dieser Zeitung erklärt. Dann hatte er gesagt, dass in „ganz Unterfranken“ kein Bedarf für eine Bürgerwehr bestehe. Auch Würzburgs Sicherheitsreferent Wolfgang Kleiner hatte betont, dass die Stadt „mit Sicherheit“ keine Hilfssheriffs brauche.
Gruppe noch in Würzburg aktiv
Gegen die Angeklagte erging ein Strafbefehl. Wegen „Bildung bewaffneter Gruppen“ und „Amtsanmaßung“ sollte sie 80 Tagessätze zu je zehn Euro, insgesamt also 800 Euro zahlen. Weil sie Einspruch einlegte, findet jetzt eine öffentliche Verhandlung vor dem Amtsgericht Würzburg statt. Außer Uniformierung und Bewaffnung wird der Frau vorgeworfen, einem Mann an einer Tankstelle einen Platzverweis erteilt und „den Eindruck erweckt zu haben“, ein „öffentliches Amt“ auszuüben.
Vor Gericht erzählt die 24-Jährige, dass ihr Verlobter ihr die Gruppe vorgestellt habe. „Ich bin beigetreten, weil ich gut fand, was die machen“, sagt sie. „Viele schauen ja weg, wenn was passiert.“ Seit 2013 sei sie „mit auf Streife“ gegangen und habe immer wieder mal „Rettungsdienst und Polizei gerufen“. Die Sache mit der Uniformierung sei allerdings „blöd von uns“ gewesen, gibt sie zu. Das sehe der Verlobte, dessen Verfahren noch läuft, inzwischen auch so.
Nachdem die Friseurin beklagt, dass sie wegen ihres Engagements bei Lupus weder Arbeit noch Wohnung finde und von Hartz-IV lebe, stellt das Gericht das Verfahren gegen Zahlung einer Geldauflage von 300 Euro in sechs Raten ein.
Lupus ist in Würzburg immer noch aktiv. Auf der Facebook-Seite der „Gemeinschaft“ und bei Youtube finden sich Videos von „Überwachungsmaßnahmen“ der selbst ernannten Ordnungshüter am 9. September und am 12. Oktober in der Würzburger Innenstadt. In einem Untertitel heißt es: „Unsere Videos sollen dazu dienen, Ihnen unsere Tätigkeit zu zeigen und Kritik und Anregungen zu ermöglichen.“
Indes sorgt im südthüringischen Hildburghausen ein Fall von Selbstjustiz für Schlagzeilen. Dort soll am Freitag eine selbsternannte Bürgerwehr regelrecht Jagd auf den rumänischen Fahrer eines Kleintransporters gemacht haben. Das berichtet die "Thüringer Allgemeine". Wegen des Vorfalls ermittelt nun das Landeskriminalamt.
Es ist absolut inaktzeptabel wenn selbsternannte Hilfssheriffs (bei denen es für den Polizeidienst nicht gereicht hat) herumlaufen und Personen kontrollieren wollen. Sich dabei auch noch anzumaßen mit Handschellen, Pfefferspray und Pistolen aufzutreten schlägt dem Fass den Boden aus.
Ich würde mich weigern, mich von denen kontrollieren zu lassen, denn dazu haben sie keinerlei Recht. Und dann? Würde ich dann mit dem Gesicht auf dem Boden liegen, die Hände am Rücken in Handschellen?
Wehret den Anfängen!
Allein die Beschreibung der angeblichen Uniform stellt schon klar, in welche Gesinnungsecke die Mitglieder angeblich gehören.... MP, neutrale Berichterstattung sieht anders aus, neutral seid ihr schon lange nicht mehr!
ganz im Gegenteil, man hat sich immer heftig davon distanziert.
Und die offensichtlich blöde Idee, dass LUPUS Uniformen tragen soll,
kam übrigens von der Polizei.
Bei Einsätzen kam es immer wieder vor, dass nicht nur Bürger,
sondern auch sehr oft Polizisten
die LUPUS Mitglieder mit Zivilpolizisten verwechselt haben.
Das Pilotprojekt, zwei Personen in eine Uniform zu stecken,
während sie nachts in der Gegend herum fahren war also ein Versuch,
die Unterscheidung zwischen Polizei und Nachbarschaftswache auf den ersten Blick zu ermöglichen.
Es wäre vielleicht eine gute Gelegenheit für die zuständigen Politiker, darüber nachzudenken, wohin der Weg führen könnte, wenn man die Polizei "kaputtspart" (bzw. der Staat sein "Gewaltmonopol" - gefühlt oder tatsächlich - ungenügend bis gar nicht ausübt).
Allerdings das mit den Kürzungen im Polizeidienst nachzudenken empfehlenswert.
Auch das Arbeit oder Wohnung finden wäre mit dem Engagement an sich kein Problem, aber jeder Personalleiter und viele Vermieter benutzen Google und dort stehen nun mal Berichte wie dieser drin.
Auch die schwarzen Uniformen hat es niemals gegeben.
Die Uniformen, welche über einen kurzen Zeitraum im Rahmen eines Pilotprojektes von zwei Personen getragen wurden, waren blaue Hosen und weiße Hemden.
Interessant ist auch, dass die Hetzjagd damit abgerundet wird, dass man einen Fall ohne Zusammenhang nennt, in welchem schlimme Dinge passiert sind.
Nur um den Leser nochmal klar zu machen, was er zu denken hat.
Ich sage nicht, dass LUPUS unbescholtene Menschen sind, die sich nie etwas zu schulden haben kommen lassen.
Aber wer sich den Artikel noch mal genau durchliest, dem wird klar:
Das ist Vorverurteilung auf BILD Zeitungsniveau.
Die Einstellung des Verfahrens bedeutet aber vor allem,
dass die Staatsanwaltschaft keinen Grund sieht,
auf eine Verurteilung zu bestehen.
Damit ist die Angeklagte weder schuldig gesprochen,
noch von den Anklagepunkten freigesprochen.
Im Endeffekt weiß man also genau so wenig wie vorher,
die einzige Erkenntnis ist, dass die Staatsanwaltschaft hier keinen zwingenden Bedarf dazu sieht, dass eine Strafe verhängt werden müsse.
davon 4568 haben es als Hauptwohnsitz eingetragen.
Einwohnerzahlen Gemünden
Nichts gegen Gemünden, aber es gibt dort kaum jemanden, der den anderen nicht kennt.
Das eine arbeitssuchende 24jährige Friseurin,
die auch schon in Gemünden als Friseurin tätig war, also nicht jedermann sein kann,
sollte wohl jedem klar sein.
Jetzt gerade aktuell ist die junge Dame dabei, sich vor der Verwandtschaft,
den Bekannten und entferntesten Schwippschwappschwägern sich dafür zu rechtfertigen,
dass sie laut Suggestion der Mainpost
alleine aufgrund ihrer Arbeitslosigkeit nicht bestraft wurde.
Warum sie nicht bestraft wurde, und ob berechtigte Zweifel an den Vorwürfen bestanden,
das wird in dem Artikel in keinem Wort thematisiert.
Und der Urteilsspruch in Sachen Uniform ist auch noch lange nicht gefallen
Zwar ist trotzdem noch einiges falsch dargestellt,
zum Beispiel eine schwarz-weiße Uniform stand bei Lupus nie zur Debatte.
Das hätte zu martialisch, zu aggressiv ausgesehen.
Richtig ist, dass der LUPUS Chef
das Aufnahmeverfahren der Bayrischen Landespolizei mitgemacht hat.
Warum er aber jetzt nicht bei der Polizei ist,
ob er dort abgelehnt wurde oder aus eigener Entscheidung nicht in dem Beruf tätig ist, kann weder der Badischen Zeitung, noch der Mainpost bekannt sein.
Auch die Schussicheren Westen sind nicht von der Polizei "ausrangiert", sondern kommen originalverpackt vom Hersteller, entsprechen jedoch nicht mehr den neuen Standards für Polizeikräfte. Da LUPUS eher mit Glasflaschen und Messern rechnet als mit Kalashnikovs ist die Einschränkung unerheblich.
Auch die Bezeichnung "Einsatzgruppe" hat nicht abgelegt werden müssen,
sondern das Pilotprojekt der "Einsatzgruppe LUPUS" wurde vom Verein aus ohne Verbot eingestellt