In dem Büchlein "Haut ab! Des iss unner Feuer" des Mundartautors Wilhelm Wolpert verwechselt ein Lokalpolitiker vor Aufregung die Ansprachen. Er denkt, er sei beim Gesangverein eingeladen, hat aber das vorgefertigte Manuskript für das Feuerwehrfest vor sich. Kurzerhand ersetzt er wichtige Begriffe aus der Sängersprache mit denen der Feuerwehr, die Rettungsleiter wird zur Tonleiter, der Leitspruch der Wehr wandelt sich in "Gott zur Ehr', dem Nächsten ins Gehör!"
Das fränkische Gschichtla des Mundartautors Wilhelm Wolpert hat Klara Schömig kürzlich bewusst bei ihrer Festansprache zum Jubiläum der örtlichen freiwilligen Feuerwehr vorgetragen. "Ich will, dass die Leute mir zuhören und sie nicht langweilen", sagt Günterslebens amtierende Bürgermeisterin. Das Leben sei ernst genug: "Man darf doch auch mal lachen oder auch nur schmunzeln."
Feuerwehr in Güntersleben als wichtiges Thema der Bürgermeisterin
Am 9. Juli entscheidet sich, ob sie oder Herausforderer Michael Freudenberger die kommenden sechs Jahre die Amtsgeschäfte im Rathaus führen. Ein wichtiges Thema ist dabei die Feuerwehr. Die nicht selten hohen Ausgaben sind ein fester Posten im Haushalt. Damit ist die Bürgermeisterin mitten in der Politik, die sie den Menschen nahe bringen möchte.
Bei einem klassischen Festkommers mit Ehrungen keine leichte Aufgabe. Dabei sind es gerade auch solche Veranstaltungen, von denen der Zusammenhalt lebe, so Schömig. "Das Zuhören und sich Kümmern" sind für sie zwei der entscheidenden Aufgaben eines Bürgermeisters. Gerade jetzt in einer Zeit der Krise. Sie spricht ungern von Wahlkampf, sondern von einem "Wahlwettbewerb". "Das Kämpferisch liegt mir völlig fern." In einem Dorf wie Güntersleben zähle die Persönlichkeit.
Sie will gestalten. Im Juli 2017 zur Bürgermeisterin gewählt, blieben ihr etwa zwei Jahre Zeit, um in erster Linie die Projekte fortzuführen zu beenden, die ihr Amtsvorgänger im Rahmen der Umgestaltung des Altorts angestoßen hatte. Dann kam Corona: Die Bürgermeisterin wurde von einem Tag auf den anderen zur Krisenmanagerin.
Bürgermeisterin Schömig hat in der Corona-Krise viele Erfahrungen gesammelt
Kindergärten und Schule schlossen, die Seniorenarbeit stand still, immer wieder kamen E-Mails mit Vorgaben des Ministeriums und des Landratsamts. Nicht nur im eigenen Haus, auch in den Planungsbüros und den Ämtern stockte die Arbeit. Schließlich stoppt das Landratsamt sogar die Bauarbeiten auf der Kreisstraße. Für Güntersleben eine mittelschwere Katastrophe. Für die Bürgermeisterin eine Tatsache, mit der es umzugehen galt.
Damit, sich auf Unerwartetes einzulassen, hat Schömig Erfahrung: Auf einem der kleineren Bauernhöfe bei Rimpar aufgewachsen, begann die 1960 geborene, gelernte Bürokauffrau 1990 im Rathaus zu arbeiten. Es folgten unterschiedlichste Aufgaben: Wald, Kläranlage, Bauordnungs- und Bauplanungsrecht. Schließlich war sie im Bauamt im Einsatz, damals noch eine reine Männerrunde. 2005 wurde sie schließlich Kämmerin. Heute ist sie Chefin von 13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Wenn einer ausfällt, könne sie jederzeit einspringen, sagt sie.
Als es vor wenigen Monaten im Kreistag darum ging, ob die Kreisumlage um vier Prozentpunkte angehoben werden soll, war sie als frühere Kämmerin eine gefragte Ratgeberin. Am Ende fiel die Anhebung halb so hoch aus. Hier habe hier Bürgermeisterherz geschlagen, sagt sie. Auf diese die Gemeindekassen schonende Entscheidung ist sie dann doch etwas stolz. Genauso wie auf den spontanen Einfall mit dem sie die Rede beim Festkommers der Feuerwehr abschließt, dass dem Würzburger Landrat ein Missgeschick wie in Wolperts Gschichtla doch sicher nicht passieren würde. Die ihr eigene Tonlage hat Klara Schömig schon vor langem gefunden.