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Gerbrunn
Bürgerbegehren in Gerbrunn: Biotop statt Industriegebiet
Gerbrunner Bürger wollen ein Biotop retten und ein Industriegebiet am Rande des Würzburger Hublands verhindern. Was sagt Bürgermeister Wolfshörndl zum Bürgerbegehren?
Bereits vor einem Jahr wurde am Kirschberg eine erste Schneise für ein neues Gewerbegebiet gerodet. 
Foto: Thomas Obermeier | Bereits vor einem Jahr wurde am Kirschberg eine erste Schneise für ein neues Gewerbegebiet gerodet. 
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:15 Uhr

In Gerbrunn hat das Bürgerbegehren "Biotop am Kirschberg erhalten" jetzt mit dem Sammeln von Unterschriften begonnen. Die Initiatoren wollen verhindern, dass auf der 1,3 Hektar großen Fläche in unmittelbarer Nähe zu Wohngebieten in Gerbrunn und zum Würzburger Stadtteil Hubland ein Industriegebiet entsteht. Seit einigen Tagen werden in Gerbrunn Unterschriften an der Haustür und auf der Straße gesammelt. Ist die Sammlung erfolgreich steht der Gemeinde der dritte Bürgerentscheid bevor.    

1,3 Hektar großes Industriegebiet an der Grenze zum Würzburger Stadtteil Hubland 

Wie berichtet, plant Gerbrunn auf einer 1,3 Hektar großen Fläche nördlich der Kitzinger Straße am Äußeren Kirschberg das Industriegebiet „Am Kirschberg – Erweiterung IV“. Neben dem Bau eines Betriebshofs mit Werkstatt und Tankstelle soll hier auch Aushubmaterial und Bauschutt gelagert sowie weiterverarbeitet werden. Laut Initiatoren des Bürgerbegehrens ist das überplante Gebiet als schützens- und erhaltenswertes Biotop kartiert und Teil des Biotopverbunds "Maintalhänge und Nebentäler südliches Würzburg". Es ist Lebensraum für zahlreiche gefährdete und streng geschützte Tierarten wie Zauneidechse, Schlingnatter oder Fledermäuse.

Biotop oder Industriegebiet? Die Grafik zeigt das Areal, um das es sich handelt.
Foto: MP-Grafik | Biotop oder Industriegebiet? Die Grafik zeigt das Areal, um das es sich handelt.

"Viele Informationen sind erst im Zuge des Aufstellungsverfahrens ans Licht gekommen“, so Mitinitiatorin Brigitte List-Gessler. „Über den Verlust wertvoller Lebensräume hinaus befürchten viele von uns unkalkulierbare Umweltbelastungen in Form von Lärm, belastenden Stäuben,  zusätzlichem Schwerlastverkehr und eine gravierende Beeinträchtigung des Ortsbildes." 

Bund Naturschutz, Grüne und BI unterstützen das Bürgerbegehren

Unterstützt wird das Begehren vom Bund Naturschutz, den Grünen und der örtlichen Bürgerinitiative gegen das Industriegebiet. Auch der langjährige Gemeinderat und Hausarzt Klaus Hemprich ist Mitinitiator des Bürgerbegehrens, weil er überzeugt ist, dass der Verlust eines weiteren wertvollen Gerbrunner Biotops nicht hingenommen werden kann. Die Bürger wünschten sich keine weitere Versiegelung, sondern den Erhalt wertvollen Lebensraums für künftige Generationen.

Der Gerbrunner Gemeinderat sollte am 2. März auf Antrag der Grünen darüber entscheiden, wie man mit dem Bürgerbegehren umgeht. Doch Bürgermeister Stefan Wolfshörndl (SPD) und die Mehrheit der Gemeinderatsmitglieder von SPD, CSU und FWG entschieden, das Thema erst nach der Wahl zu behandeln.

"Wir wollen dieses Projekt fortführen", erklärt Bürgermeister Wolfshörndl auf Antrage der Redaktion seine Haltung im Streit zwischen Industriegebiet und Biotop. Die naturschutzrechtlichen Belange seien im laufenden Bebauungsplanverfahren geprüft worden und das Projekt - mit Auflagen - machbar.    

Bürgerbegehren-Bürgerentscheid
Mit einem Bürgerbegehren können Bürger direkten Einfluss auf die Politik nehmen. Damit aus dem Begehren ein Entscheid wird, müssen zehn Prozent der Gemeindebürger es unterschreiben. Das wären in Gerbrunn ungefähr 500. Erfüllt das Bürgerbegehren dann auch die rechtlichen Bedingungen, kommt es zum Entscheid, bei dem alle wahlberechtigten Gerbrunner abstimmen können. Wenn über 20 Prozent abstimmen und die Mehrheit davon für die "Rettung des Biotops am Kirschberg" stimmt, ist der Gemeinderat für ein Jahr daran gebunden. 
 
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Kommentare
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  • listgessler@gmail.com
    Für Bauschuttrecycling gibt es Sonderflächen im Neuen Hafen. Solche Anlagen sind wichtig, aber sie gehören nicht in die Nähe von Wohngebieten und schon gar nicht in eines der wenigen in Gerbrunn verbliebenen Biotope. Wo soll die Igelstation in Zukunft die mühsam aufgepäppelten Igel aussetzen? Was nützt den Zauneidechsen ein Ausgleichsacker auf Randersackerer Gebiet? Es ist verständlich, dass man dem ehrenamtlich und kommunalpolitisch engagierten Unternehmen eine Betriebserweiterung auf Gemeindegebiet ermöglichen will. Doch rechtfertigt dieser Wunsch die Zerstörung weiteren hochwertigen Lebensraums am Kirschberg? Mit Änderung des Naturschutzgesetzes hat Bayern sich verpflichtet, Lebensräume zur dauerhaften Sicherung und Entwicklung der Artenvielfalt zu erhalten und verbessern. Dass überdurchschnittlich viele Gerbrunner sich für das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ ausgesprochen haben, scheint Bürgermeister und Gemeinderat frei nach dem St. Florians Prinzip leider nicht zu kümmern.
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  • Franke1982
    Ich wünsche Euch auch viel Erfolg! Es muss nicht jedes Stückchen Natur in Gerbrunn zubetoniert werden - erst recht nicht für zur Gewinnsteigerung einer Firma. Es bringt uns Gerbrunner auch nichts wenn dann auf dem Papier ein Acker im Umland als Ausgleichsfläche hergerichtet wird. Das einzige was kommt ist der Bauschutt aus dem halben Landkreis und wer weiß woher noch...
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  • renitent
    Sehr gute Initiative von Bürgerinitiative, Bund Naturschutz und Gerbrunner Grünen. Danke für die Stärkung von demokratischer Beteiligung und de Eröffnung einer Chance den Biotopverbund am Kirschberg zu erhalten. Viel Erfolg!
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