Eine zweite große Auktion mit insgesamt 90 Werken aus der umfangreichen Expressionismus-Sammlung des Würzburger Ehepaars Hermann und Hertha Gerlinger ist bei Ketterer Kunst in München nach vorläufigen Schätzungen für über 20 Millionen Euro versteigert worden. Eine erste Auktion im Juni hatte bereits gut sechs Millionen Euro erzielt. Gerlinger will alle Erlöse an gemeinnützige Einrichtungen spenden.
"Auch diese zweite Gerlinger-Auktion war ein überwältigender Erfolg", sagte Rainer Ohler, Gerlinger-Experte des Auktionshauses auf Nachfrage dieser Redaktion. Die meisten Werke seien deutlich über dem Schätzpreis verkauft worden. Nur einige wenige Stücke aus Gerlingers umfangreichem Kunst-Schatz fanden zum aufgerufenen Preis keinen Käufer.
Diesmal kamen laut des Auktionshauses auch einige der Schlüsselwerke aus der einzigartigen Kollektion an Werken der Künstlergruppe "Die Brücke" unter dem Hammer: So ersteigerte ein deutscher Privatsammler das Bild "Das blaue Mädchen in der Sonne" von Ernst Ludwig Kirchner für 4,75 Millionen Euro – Rekord für ein Kirchner-Werk in Europa.
Eine seltene Kirchner-Holzskulptur "Die Hockende" ging nach Angaben des Auktionshauses deutlich über dem Schätzpreis von 700.000 Euro für 4,29 Millionen Euro an einen amerikanischen Privatsammler.
Private Kunstliebhaber zahlten weit mehr als den aufgerufenen Schätzpreis
Auch für zwei Werke von Karl Schmidt-Rotluff aus der Gerlinger-Sammlung wurde weit mehr als der Schätzpreis bezahlt: Die "Lesende" aus dem Jahr 1912 kam für 4,06 Millionen Euro unter den Hammer, die "Rote Düne" von 1913 für 1,945 Millionen Euro.
Die Spitzenwerke seien diesmal an Privatsammler vor allem in Deutschland, aber auch in den USA und der Schweiz gegangen, so Ohler. Dies zeige den hohen Stellenwert, den die "Brücke"-Kunst bei Kunstliebhabern habe, aber auch die hohe Qualität der Gerlinger-Sammlung.
Experte: Kunstwerke werden nicht auf Dauer hinter verschlossenen Türen verschwinden
Ohler glaubt zudem nicht, dass die außergewöhnlichen Kunstwerke damit auf Dauer für die Öffentlichkeit unzugänglich hinter verschlossenen Privat-Türen verschwinden: "Unsere Erfahrung zeigt, dass viele Sammler sehr gerne bereit sind, ihre Kunstwerke als Leihgaben an Museen zu geben – etwa für Sonderausstellungen."
Überraschend gute Erlöse erzielten auch einige Liebhaber-Stücke aus Gerlingers Sammlung – etwa gedruckte "Brücke"-Mitgliederausweise, Werbe-Plakate oder Ausstellungskataloge. "Hier gab es zum Teil hitzige Bietergefechte", berichtet Ohler. Bezahlt wurde für einzelne Stücke bis zu 30.000 Euro.
"Herrmann Gerlinger ist es ganz offensichtlich gelungen, viele neue Sammler für Brücke-Kunst zu begeistern", findet Ohler deshalb: Obwohl schon mehr als hundert Jahre alt, "ist es eben eine sehr moderne Kunst – auch heute noch". Im nächsten Jahr sind bei Ketterer Kunst in München zwei weitere Auktionen mit Werken aus der Sammlung Gerlinger geplant: "Wir sind noch lange nicht am Ende", wirbt der Ketterer-Mann.
Vielleicht liest man später etwas darüber wie die so großzügig Bedachten (lt. eines Artikels in der Main-Post sollte das Geld aus der ersten Versteigerungsrunde zu gleichen Teilen an den Bund Naturschutz, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und an die Stiftung Juliusspital in Würzburg gehen) das Geld einsetzen.
Und @28041953: Kunst liegt immer noch im Auge des Betrachters.
Kann man schätzen oder es persönlich abwerten….
Es bleibt dennoch:
Kunst
Es ist wie beim Wein.
Die Einen gehen nur nach dem Geschmack, was ja auch absolut ok ist. Die Anderen versuchen ein wenig mehr darüber zu erfahren, und die Idee, oder den Aufwand dahinter zu verstehen.
Jeder nach seiner Fasson.