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Würzburg
Briefe an die Redaktion: Niemand erwartet ein Nachtreten
Bearbeitet von Markus Erhard
 |  aktualisiert: 28.01.2024 02:40 Uhr

Zum Artikel "Das sagt das juristische Gutachten" über das Compliance-Gutachten zu den Vorwürfen gegen Kämmerer Robert Scheller in der Main-Post vom 19. Januar erreichte die Redaktion folgende Zuschrift:

Das Compliance-Gutachten über den "Fall" Robert Scheller stellt fest, dass dem Kämmerer weder Fehlverhalten noch Vorteilsnahme oder ein Verstoß gegen die Transparenzvorschriften vorzuwerfen seien: ein Ergebnis, das für jede und jeden, die sich juristisch ein wenig auskennen, von Anfang an absehbar war. Ihre Zeitung berichtet, dass bei einigen Stadträten dennoch "moralische Fragen" blieben. Worin diese Fragen bestehen, nachdem das Fundamentum in re abhandengekommen ist, bleibt unerwähnt.

Derselbe vage, auf Gefühl statt Vernunft gründende Moralismus hat im Sommer letzten Jahres zu der – wie wir jetzt wissen – ungerechtfertigten Empörung geführt; von der "Main-Post" wurde sie in einer Weise befeuert, dass das angebliche "Geschmäckle" nun eher an ihr hängenbleibt. Dass ein Restverdacht – so darf man dieses Wort wohl übersetzen – "für große Teile der Öffentlichkeit" die dominierende Einschätzung sei, ist eine Behauptung, die eigentlich als Kommentar gekennzeichnet werden müsste (abgesehen davon, dass sie völlig unbewiesen ist). Die in demselben Satz erwähnte "Verquickung" hat es laut Gutachten nicht gegeben. Warum wird sie dennoch behauptet?

Der Tenor Ihrer Berichterstattung deutet darauf hin, dass sich hier jemand mit seiner Fehleinschätzung nicht abfinden will. Das mag vielleicht nicht die beschworenen großen Teile der Öffentlichkeit interessieren, sicherlich aber einen Großteil Ihrer Leserschaft. Sicherlich erwartet niemand eine Entschuldigung; aber ein Nachtreten eben auch nicht.

"Juristisch ist alles in Ordnung. Und moralisch?", lautet eine der Überschriften nach Veröffentlichung des Gutachtens. Wenn diese Frage mal nicht auf die Verfasserin des Artikels selbst zurückfällt! Die Mehrheit des Stadtrats scheint da mehr Common Sense zu besitzen – auch wenn es vermutlich auch unterschwelligen Unmut darüber gibt, dass der falsche Alarm die Stadt Würzburg eine Stange Geld gekostet hat.

Damian Dombrowski
97074 Würzburg

 
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