Zum Artikel "Nowitzki-Bild aufs neue Parkhaus?" vom 21. August erreichte die Redaktion folgende Zuschrift.
Als der 46-jährige Dirk Nowitzki vor Jahresfrist in die "Hall of Fame" des US-amerikanischen Basketballs als erster Deutscher aufegenommen wurde, sprachen Sport-Enthusiasten von einem "Ritterschlag". Nun sieht eine anonyme Würzburger Initiative ohne vollständige Namensnennung der beiden Betreiber mit angeblich bereits über tausend Unterschriften eine adäquate Würdigung schlagzeilenträchtig auch in seiner Geburtsstadt vor. Wie diese Zeitung berichtet, soll demnächst möglichst ein überdiemensionales Graffito-Porträt Nowitzkis die klobige Fassade des neuen Parkhauses am Hauptbahnhof zieren. Als imposanter Blickfang sozusagen das Eichenlaub mit Schwertern zum Ritterkreuz der Hall of Fame in Springfield des Bundestaats Massachusetts. Da könnte man langmütig gespannt sein, ob und wann zu nochmaliger Glorifizierung des längst bekennenden Texaners hinzukommen mag.
Kein Aprilscherz wohlgemerkt, diese mit etwas Fantasie betrachtet ranghohe Ehrung am bahnhöflichen Quellenbach zu Würzburg unterhalb berühmter Weinberge am Stein. sondern mitten im journalistischen Sommerloch die Provinzposse eines nach meinem Dafürhalten ungezügelt übereifrigen Lokalredakteurs. Sogar die Internetadresse dieser fragwürdigen Privatinitiative wird für Betrittswillige am Ende des mehr als ausführlichen Artikels vermerkt.
Kritiker fragen denn aktuell, ob Würzburg keine gewichtigeren Probleme habe und das sich hierüber glücklich schätzen dürfte. Tatsächlich ist bisher nicht öffentlich bekannt, ob der ehrenwerte Dirk Nowitzki bisher jemals irgendwelche Projekte in Würzburg aktiv gefördert hat. Innerhalb oder außerhalb seiner eigenen Stiftung. Sei es auf sozialer, kultureller oder städtebaulicher Ebene. Beispielsweise auch des Museums für Franken auf der Festung oder des Martin-von-Wagner-Museums in der Residenz. Vielleicht gibt es ja einen Kunstmaler wie einst jener preisgekrönte Wolfgang Lenz - bekannt unter anderem für die stets sehenswerte Ausgestaltung der Laube des Ratskellers. Ich könnte mir ein witterungsgeschütztes Graffito als Collage einer Riemenschneider-Madonna, wie Porträts Balthasar Neumanns und Wilhelm Conrad Röntgens vorstellen. Eventuell noch künstlerisch umrankt von Weinreben. Das alles wäre dann sogar zeitlos.
Jochen Freihold, 14052 Berlin