Zum Artikel "Radverkehrsbeirat: CSU spricht von 'Ungleichgewicht'" vom 6. Februar erreichte die Redaktion folgende Zuschrift.
Stell dir vor es ist Klimawandel … und einige EntscheiderInnen in deiner Stadtverwaltung empfinden, dass das Auto in unserem Stadtverkehr zu wenig mitgedacht wird und der Radverkehrsbeirat sich zu viel um Radverkehrsthemen kümmert!? Das macht mich doch ein wenig fassungslos.
Ausgerechnet in einer Woche, in denen Meldungen durch die Nachrichten flimmern, wo europäische Städte ihre großen Ziele für die Verkehrswende präsentieren und sogar die Stadt München verkündet, dass mindestens 80 Prozent des Verkehrs im Stadtgebiet durch abgasfreie Kraftfahrzeuge sowie Fuß- und Radverkehr zurückgelegt werden soll, wohlgemerkt bis 2025. Mobilitätswende Bayern – könnte knapp werden, aber mei – pack ma´s an! Da wirkt der Antrag der CSU über die Abschaffung des Radverkehrsbeirats in Würzburg zugunsten eines übergreifenden Verkehrsbeirats, da angeblich die Belange der Autofahrenden zu wenig berücksichtigt wären, doch wie ein schlechter Faschingsscherz. Nachdem ich die entscheidende Sitzung gestreamt habe, ist mir nun klar: Leider nein, die meinen es ernst. Auch mit einem vermeintlichen positiven Ausgang der Sitzung, der Radverkehrsbeirat darf bestehen bleiben, hinterlässt diese Debatte bei mir doch einen schlechten Nachgeschmack.
Hier nun ein Fun Fact, der eigentlich nicht mal so funny ist: Ich bin Versbacherin und zu Fuß, auf dem Rad und auch mit dem Auto unterwegs – nutze also alle Verkehrswege, allein und mit unseren Kindern. Versbach ist mit einer vierspurigen Stadtautobahn beglückt! Allerdings nicht mit Gehsteigen in allen Straßen und achja – auch keinem durchgängigen, gekennzeichneten und damit sicheren Fahrradweg in die Innenstadt und zurück. Diese Ist-Situation in diesem Stadtteil kenne ich seit 37 Jahren nicht anders und leider besteht sie sogar schon länger in dieser Form. Also wenn die CSU von einem Ungleichgewicht der Verkehrsteilnehmenden spricht, stimme ich voll zu! Da sollte neu und inklusiver gedacht werden und mit natürlich ganz viel Partizipation von BürgerInnen! Zum Beispiel Schulkindern, die auf Straßen ohne Gehweg zur Schule flitzen oder eben FahrradfahrerInnen die sich mit wenigen Zentimetern Abstand neben Autos, Bussen, Lastkraftwagen mit oft überhöhter Geschwindigkeit in echten, lebensbedrohlichen Gefahrensituationen befinden… Ja, die sollten deutlich mehr mitgedacht werden, für ein echtes Gleichgewicht in der Verkehrsinfrastruktur dieser Stadt!
Liebe Stadtverwaltung, liebe politische EntscheiderInnen: Mir scheint der allzu populistische Versuch Gruppen, in diesem Fall Verkehrsteilnehmende, gegeneinander auszuspielen irgendwie überholt, das klappt auch auf Bundesebene nicht. Lasst uns bitte genau hinschauen, wie wir die Situation für alle verbessern können! Lasst uns an einer wirklich zukunftsfähigen Mobiliätswende für diese schöne Stadt arbeiten – Für alle! Und besonders für die, die jetzt noch zu klein sind um ihre Lobby zu gründen!
Theresa Kröckel
97078 Würzburg