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Würzburg
Briefe an die Redaktion: Chambinzky – ein Drama in zahllosen Akten
Bearbeitet von Andreas Köster
 |  aktualisiert: 11.12.2023 02:44 Uhr

Zum Artikel "Was wird jetzt aus dem Chambinzky?“ vom 5. Dezember 2023 erreichte die Redaktion folgende Zuschrift.

Was ist los im AMV-Haus? Als Kunde, Gast, Kultur-Interessierter verfolgt man fassungslos eine Tragödie griechischen Ausmaßes. Da ist eine Kultur-Institution, die nach 40 Jahren vor dem Nichts steht – das Theater Chambinzky (oder das bestenfalls eine Notunterkunft erhält, denn das Bockhorn ist für eine andere Nutzung konzipiert) und natürlich auch das KuZu. Da ist die Kulturbühne, die nicht mehr mit Musik aller Art erklingen soll – von Jazz und Irish Folk bis hin zu Soul und Rock. Und da ist ein Lokal, ein sozialer Raum, in dem bald kein Austausch mehr stattfinden könnte – in einer Zeit, da echte Kommunikation immer seltener und doch immer wichtiger wird.

Die Gründe des Ränkespiels nachzuvollziehen, für das sich in den letzten Wochen schrittweise der Vorhang coram publico hebt, ist für Außenstehende nicht möglich. Doch die Rollenverteilung in diesem Drama scheint klar. Der Vermieter, die Akademisch Musikalisch Verbindung Würzburg (AMV), übernimmt die Rolle des Fieslings, der die gute Seele in den Abgrund treibt. Zumindest hat die AMV-Führung bisher nichts getan, um diesem Eindruck entgegenzutreten.

Grundsätzlich steht es jedem Vermieter frei, einen auslaufenden Mietvertrag nicht zu verlängern. Das ist legal, Artikel 14 des Grundgesetzes schützt das Eigentum. Dieser Artikel besagt jedoch im gleichen Atemzug: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“ Und was, bei Gott, bei Apollon und allen Schutzheiligen der Musik, dient in diesen desorientierten Zeiten mehr der Allgemeinheit als die Kultur in ihren vielfältigsten Ausprägungen, für die insbesondere das Chambinzky steht?

Erschütternd für Außenstehende ist nicht zuletzt die elende Art und Weise, wie das Chambinzky enden könnte. Da kommt nicht etwa ein namenloser Investor vorgefahren, der seine Pläne durchzieht, weil er seine wirtschaftlichen Zwänge nicht überwinden kann. Auf der anderen Seite des Verhandlungstisches sitzt vielmehr eine weitere traditionsreiche Institution mit 150-jähriger Geschichte. Eine Studentenverbindung, von der man im besten Sinne ein ehrenvolles Verhalten erwarten darf, bei der ein Wort, einmal gegeben, noch gilt. Doch so wie es sich – nochmal: für Außenstehende – darstellt, bestimmen Taktierereien und Kurswechsel das Verhandlungsgeschehen.

Dabei hat das Chambinzky wahrlich keine leichte Zeit hinter sich, hat das Elend der Corona-Pandemie überlebt und hat viel in seine die Zukunft investiert. Diesem erfolgreichen Überlebenskampf nun jäh in den Rücken zu fallen, ohne bislang scheinbar einen triftigen Grund oder ein alternatives Konzept anzugeben, macht aus dem Ränkespiel zuletzt ein Schurkenstück. Zum Treppenwitz mutiert das Drama schließlich, wenn man sich die Selbstbeschreibung der AMV zu Gemüte führt, nachzulesen auf der Homepage: „Du bist leidenschaftlicher Sänger, Schauspieler oder Instrumentalist? Dann bist du bei uns genau richtig!“

Folgt man diesen Worten, liegt nichts näher für das Theater Chambinzky, als Mieter in diesem Haus in der Valentin-Becker-Straße zu sein und zu bleiben. Also, was ist los, AMV-Haus?

Andreas Grimm
97080 Würzburg

 
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  • Christian Hörner
    Sehr gut geschrieben. Es wäre eine Farce, wenn es nicht so drammatisch wäre.
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  • eva steinmetz
    Danke. Der Brief kommentiert die Situation, wie Sie sich aktuell darstellt, m.E. hervorragend.
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