Zum Kommentar "Eine Kleiderordnung setzt das falsche Signal" vom 11. Mai erreichte die Redaktion folgende Zuschrift:
Sehr geehrte Frau Schmachtenberger, wenn Ihr Kommentar "Eine Kleiderordnung setzt das falsche Signal" zur Meinungsbildung beitragen soll, dann haben Sie Ihr Ziel erreicht. Denn ich bin in weiten Teilen gar nicht Ihrer Meinung.
Die Diskussion um eine Kleiderordnung an Schulen kommt mit den steigenden Temperaturen jedes Jahr auf. Natürlich sind Kleiderordnungen unsinnig und "setzen das falsche Signal". Denn was jemand trägt, gehört zu seiner Persönlichkeit und Individualität. Wer eine Jogginghose trägt, hat noch lange nicht die Kontrolle über sein Leben verloren, wie Karl Lagerfeld meinte.
Es geht bei der jährlich wiederkehrenden Diskussion um Kleiderordnungen nicht um Modeerscheinungen oder ob ein junges Mädchen "nicht die typischen, nicht mehr zeitgemäßen Modelmaße mit sich bringt." Vielmehr geht es darum, dass ein zu viel an nackter Haut im geschützten Raum der Schule sehr wohl "irritiert". Die Kombination aus Hot Pants, "Bauch-Freiheit" und Top mit Spaghetti-Trägern ist keinesfalls ein Ausdruck individueller Mode, sondern Ausdruck und Bewusstwerdung der eigenen sexuellen Reize. Auch die Kleidung kann sozial interagieren. Was aber kommuniziert ein halbnackter, weiblicher Oberkörper? Etwa: "Ich reduziere mich auf das Zur-Schau-Stellen meiner Sexualität?" Das hat in der Schule nichts verloren.
Wenn sich Eltern, Lehrkräfte oder Mitschülerinnen und Mitschüler davon irritiert fühlen, dann dürfen sie das. Besser als jede Kleiderordnung ist das direkte Ansprechen: "Ich empfinde es als unpassend, dass du dich so kleidest." Übrigens ebbt das Phänomen der zu kurzen Bekleidung nach der 8. Jahrgangsstufe wieder erheblich ab, genauso wie die Diskussion um die Kleiderordnung im August an Interesse verliert.
Heike und Martin Glückert
97297 Waldbüttelbrunn