
Zu einem Kurzurlaub weilte dieser Tage die Schauspielerin Gabi Geist, geborene Burger, in ihrer Geburtsstadt Röttingen. Sie lebt zwar schon seit Ende der 1970er Jahre in München, doch schöne Erinnerungen und Kontakte zur Verwandtschaft und Klassenkameraden sind nie abgerissen. Aus der Röttinger Zeit sei ihr noch sehr viel in Erinnerung, erzählt sie strahlend. In dem Taubertalstädtchen habe sie eine sehr barocke Kindheit erlebt, die sie heute noch in ihrem Leben beeinflusst.
Trotz zahlreicher Termine versucht sie, bei jeder Gelegenheit einen Abstecher an die Tauber zu ermöglichen. Bis zu ihrem Umzug in die Landeshauptstadt arbeitete die heute 69-Jährige als Verkäuferin in der elterlichen Bäckerei Burger am Marktplatz in Röttingen. Der Wunsch ihres Vaters Adolf war eigentlich, dass sie wegen ihrer Tüchtigkeit die gut eingeführte Bäckerei übernehmen sollte. Doch dieser Wunsch fand von Kind auf nie ihre Zustimmung, auch wenn es für sie spannend war, mit dem Verkaufsbus über die Ortschaften zu fahren und die Backwaren anzubieten.
Schon als Kind interessierte sich Gabi Geist fürs Theater
Schon damals stand ihr Entschluss fest und sie rief den Bäckerangestellten zu: "Ich heirate keinen Bäcker". "Ich bin einfach abgehauen und zog an die Isar", erzählt sie energisch. Trotz Heimweh wollte sie sich nicht die Blöße geben und die Prophezeiung vom Vater "Du kommst ja eh wieder" erfüllen, und blieb in Oberbayern. Zwischenzeitlich ist sie verheiratet und hat zwei Kinder. Geist hat sich schon als Kind fürs Theater interessiert, sich in den Röttinger Saal des Fränkischen Hofs bei Theater oder Kino geschlichen und sich über Bücher in eine "Traumwelt" gebaut.
Etwas außerhalb von München, in Gauting, hatte sie, wie sie heute meint, etwas Glück und fand den Weg zu Schriftsteller und Filmregisseur Herbert Achternbusch sowie zeitgleich zur Mutter von Schauspielerin Jutta Speidel, die eine Theatergruppe gegründet hatte. Mit Achternbusch arbeitete sie bei 16 seiner Filme eng zusammen. Von 1986 bis 2012 war sie Teil des Ensembles der Münchner Kammerspiele und wechselte mit Intendant Dieter Dorn von 2002 bis 2012 ans Bayerische Staatsschauspiel. Danach arbeitete sie frei, unter anderem am Theater Konstanz.
Im Film "Wohin" spielte Gabi Geist die Hauptrolle
Jüngst wirkte sie in zwei Uraufführungen am TamS Theater München mit. Die ehemalige Röttingerin ist aber auch im Fernsehen präsent, etwa bei "Hubert und Staller", "Tatort", "Rosenheimcops" " oder "Dahoam is Dahoam". Kinobesucher kennen sie von "Die Olympiasiegerin", "Faust", "Scharf wie Chili" "Dreiviertelmond" oder "Zwei Herren im Anzug". Vor ihrem Kurztrip nach Röttingen stand sie nach "Liliom" erneut drei Monate am Stadttheater Fürth bei "Der jüngste Tag", einem Schauspiel von Ödön von Horwarth, auf der Bühne.
Als die für sie tollste Rolle erinnert sie sich an den Film "Wohin" (1988) zurück, in dem sie von Herbert Achternbusch die Hauptrolle übertragen bekam. Der Film lief auch beim Berliner Filmfest. Als "sehr aufregend" bezeichnet sie den Abend, als sie als Hauptdarstellerin einem solch riesigen Publikum vorgestellt wurde. Aber auch sehr beeindruckend war für sie das Engagement, als sie mit den Kammerspielen München zwei Wochen lang ein Gastspiel mit "Faust" in Tokio gab.
Ein Engagement in Röttingen kann sich die Schauspielerin gut vorstellen
Ihre Auftritte im "Tatort" waren zwar kleinere Rollen, aber die seien für die persönliche Entwicklung und Erfahrungen ebenso wichtig gewesen, stellt sie fest. Ein Engagement in Röttingen könnte sie sich ebenfalls gut vorstellen. Dabei ist ihr egal, ob eine Rolle in einem Stück oder zusammen mit ihrem Mann Klaus-Peter Bülz, der ebenfalls Schauspieler ist, eine Lesung zu veranstalten. Die Frankenfestspiele hätten ja einen sehr guten Ruf, meint Geist. Für die Zukunft hofft sie, dass nach Corona die Angebote von Theater und Film wieder zunehmen und alle menschlich und friedlich bleiben.
Mit freundlichen Grüßen
Ralf Zimmermann, Main-Post Digitales Management
nicht richtig angibt !