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Würzburg
Blutkrebs: Astrid G. kämpft um ihr Leben und gegen die Zeit
Diagnose Blutkrebs: Wohl nur eine Stammzelltransplantation kann Astrid G. retten. Doch für ethnisch Gemischte wie die Deutsch-Nigerianerin gibt es kaum passende Spender.
Astrid G. nach ihrer Blutkrebs-Diagnose in der Klinik - mit einem zentralen Venenzugang am Hals.
Foto: Isabell Martens | Astrid G. nach ihrer Blutkrebs-Diagnose in der Klinik - mit einem zentralen Venenzugang am Hals.
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 27.04.2023 07:53 Uhr

Leukämie, Blutkrebs: Eine Schockdiagnose für mehr als 10000 Neuerkrankte in Deutschland jedes Jahr. Die 41-jährige Astrid G. bekam sie im September - akute myeloische Leukämie (AML), eine besonders aggressive Form, weil sich die Krebszellen in kurzer Zeit rasant vermehren. Nun hofft die frühere Würzburgerin und Mutter zweier Kinder auf die passende Stammzellspende für eine Transplantation. Das Problem: Astrid G. ist Deutsch-Nigerianerin, aufgrund der ethnischen Zusammensetzung ist ein genetischer Zwilling äußerst schwer zu finden.

Große Anteilnahme an ihrem Schicksal über das Internet

In den weltweiten Datenbanken sind kaum Menschen mit Eltern aus verschiedenen Kulturkreisen registriert, ethnisch gemischte Spender nur zu knapp drei Prozent. Freunde von Astrid G. versuchen zu helfen, über das Internet und eine eigens eingerichtete Facebook-Seite wurde eine Welle des Mitgefühls ausgelöst - vor allem aber des Appells: Lasst Euch typisieren! Nicht nur für Astrid G., sondern auch für alle anderen Krebspatienten, die auf einen Stammzellspender warten. 

Vor der Krebserkrankung: Astrid und Florian G. mit ihren beiden Kindern (unkenntlich zum Schutz der Privatsphäre).
Foto: Daniel Baldus | Vor der Krebserkrankung: Astrid und Florian G. mit ihren beiden Kindern (unkenntlich zum Schutz der Privatsphäre).

Die Personalerin hat vor Jahren in Würzburg an der Fachhochschule Soziale Arbeit studiert und nebenbei gejobbt, als Modeberaterin im "Maingold". Viele kennen sie noch aus dem Laden, auch für die Dirk-Nowitzki-Akademie war sie im Einsatz. Heute lebt Astrid G. mit ihrem Mann und den beiden Kindern bei Frankfurt. Schicksalsschläge hatte sie schon einige wegzustecken. Ehemann Florian (43) wurde vor fünf Jahren auf seinem Roller von einem Auto erfasst - seitdem sitzt er querschnittsgelähmt im Rollstuhl.

"Ich will meine Kinder aufwachsen sehen."
Krebspatientin Astrid G.

Doch alle Rückschläge - auch der frühe Tod des Vaters, der einst aus Nigeria zum Medizinstudium nach Deutschland gekommen war - haben sie nicht entmutigt. Selbst die aktuelle Situation nicht. "Aufgeben ist keine Lösung", sagt sie im Gespräch mit der Redaktion, "ich will meine Kinder aufwachsen sehen". Neun und elf Jahre sind die beiden Buben alt.

Astrid und Florian G. (seit einem Unfall 2014 im Rollstuhl) bei einer Gala.
Foto: Christian Christes | Astrid und Florian G. (seit einem Unfall 2014 im Rollstuhl) bei einer Gala.

Astrid G. ist sehr dankbar für den vielfältigen Rückhalt auch aus Würzburg, noch regelmäßig ist sie hier zu Besuch. Und nun ruhen Hoffnungen auf der hiesigen Uniklinik, wo mit Prof. Hermann Einsele und seinem Team international renommierte Experten für Leukämie forschen und behandeln.

Zur Stabilisierung und zur erhofften Transplantation an die Uniklinik Würzburg

Erst vor drei Tagen wurde Astrid G. durch den Würzburger Verein "Hilfe im Kampf gegen Krebs" von Gabriele Nelkenstock zu den Spezialisten vermittelt. Die 41-Jährige will die Chemotherapie in der Klinik in Frankfurt abschließen, dann soll sie in Würzburg stabilisiert und vor allem transplantiert werden, sobald ein passender Spender gefunden ist.

Es geht um die so genannten HLA-Merkmale, die zur Hälfte von Vater und Mutter vererbt werden. Diese Gewebemerkmale sollten für eine erfolgreiche Transplantation so gut wie möglich übereinstimmen. Die Suche nach einem Spender ist nur innerhalb der Personengruppe erfolgversprechend, die einen vergleichbaren Gen-Mix besitzt. In Astrid G.'s Fall wären also besonders Spender mit deutsch-nigerianischen Eltern gefragt, ihr Vater stammte aus der Ethnie der Igbo. Aber auch andere westafrikanische Herkunftsländer eines Elternteils würden die Wahrscheinlichkeit erhöhen.

Die schwierige Spendersuche für Menschen mit Migrationshintergrund

"Für einen deutschen Patienten ohne Migrationshintergrund finden wir in mehr als 90 Prozent einen komplett oder fast komplett passenden Spender in den Dateien oder in der Familie", erklärt Krebsmediziner Einsele. Dagegen gebe es für türkischstämmige Deutsche oder Menschen mit afrikanischem Hintergrund fast nie einen Fremdspender.

Sein Team macht sich deshalb auch gezielt auf Suche in bestimmten Herkunftsregionen. Zudem kommen an der Würzburger Uniklinik ganz neue Therapieverfahren zum Einsatz, unter anderem mit speziellen Antikörpern und genetisch veränderten Immunzellen.

Suche für Astrid G. seit September erfolglos

Während ihrer Chemotherapie hat Astrid G. viele andere Leukämie-Patienten kennengelernt. "Sie haben alle mindestens einen oder gleich mehrere Spender gefunden",  für sie selbst ist die Suche seit September erfolglos. Die "Chemo" habe sie gut vertragen. Ihre Erkrankung, sagt sie, merke sie vor allem beim Blick in den Spiegel. Doch wegen eines bestimmten weiter vorhandenen Tumormarkers deutet vieles auf einen Rückfall binnen kurzer Zeit hin. Eine Transplantation, bestätigt Krebsexperte Einsele, müsse in den nächsten Monaten erfolgen. Zeit zu verlieren gibt es nicht.

Registrierung als Stammzellspender: www.stammzellspenderdatei.de (DSSD), Kennwort "Astrid"
Kosten einer Typisierung übernimmt die DSSD zusammen mit der Familie
Internet: www.help-astrid.com
Kontakt: info@help-astrid.com

 
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