Schon lange ist die vierspurige Versbacher Straße, ein Überbleibsel aus den autohörigen 1960er Jahren, vielen Stadtteilbewohnern ein Dorn im Auge. Sie trennt den gewachsenen Altort in zwei Teile. Im Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK), das 2015 vom Stadtrat als „Handlungsanleitung für alle weiteren Planungen des Stadtbezirks Versbach“ abgesegnet worden war, wurde daher auch deren Rückbau auf zwei Spuren gefordert und für das Jahr 2018 ins Auge gefasst.
Dies soll nun baldmöglichst umgesetzt werden, wenn auch zunächst nur provisorisch. Das fordern die Stadträte Sebastian Roth (Die Linke), Jutta Henzler (SPD), Antonino Pecoraro (Grüne), Jürgen Weber, Ingo Klünder und Micaela Potrawa (alle WL), Karl Graf und Charlotte Schloßareck (FDP/BF) sowie Raimund Binder, Heinz Braun und Christiane Kerner (ÖDP). Sie haben einen interfraktionellen Antrag an Oberbürgermeister Christian Schuchardt gestellt, schreibt Sebastian Roth in einer Pressemitteilung.
40 bis 50 Prozent des gesamten Verkehrsaufkommens
Hintergrund ist, wie berichtet, die voraussichtliche Sperrung der Staatsstraße 2294 zwischen Versbach und Rimpar wegen Sanierungsarbeiten in den Sommermonaten. Dies wäre eine einmalige Gelegenheit, heißt es dazu im Antrag. Durch die Sperrung der Straße werde sich der Durchgangsverkehr, laut Antragsteller 40 bis 50 Prozent des gesamten Verkehrsaufkommens, andere Wege suchen. Somit sei bei einem provisorischen Rückbau während dieser Zeit nicht mit massiven Einschränkungen zu rechnen.
Nach Wiedereröffnung der Verbindungsstraße müsse die Lage neu bewertet werden, heißt es weiter. Der Rückbau solle durch Fahrbahn verengende Maßnahmen vorgenommen werden. Eine Idee könnte sein, durch Pflanzkübel auf die kommende, im April anlaufende Landesgartenschau hinzuweisen und somit einen gewissen Werbeeffekt zu erzielen, schreibt Sebastian Roth.
Die Auftragsvergabe steht noch aus
Wann die Sperrung der Staatsstraße erfolgen wird, steht aber laut Auskunft des staatlichen Bauamts Würzburg noch gar nicht fest. Den Baubeginn werde die bauausführende Baufirma festlegen, geplant sei von Seiten des Bauamtes der April dieses Jahres. Der Abschluss der Arbeiten werde für Ende 2018 erwartet, heißt es in der schriftlichen Antwort auf eine Anfrage dieser Redaktion. Allerdings stehe die Auftragsvergabe noch aus. Somit werde die endgültige Verkehrsführung erst auf Grundlage des Vorschlages der dann beauftragten Baufirma festgelegt. Seitens des Bauamtes werde aber in den Ausschreibungsunterlagen eine Vollsperrung der Fahrbahn zwischen Rimpar und Versbach vorgeschlagen.
Einzelne Anwesen, die nicht von den Umleitungsmöglichkeiten erschlossen werden, sollen während der Bauzeit mittels Schranke über den bestehenden Geh- und Radweg erreichbar sein. Dieser Geh- und Radweg werde anschließend ebenfalls von Grund auf erneuert. Im Vorfeld der Planungen habe bereits eine Verkehrsbesprechung auch unter Teilnahme der Busunternehmen stattgefunden, heißt es weiter. Alle weiteren Fragen könnten erst nach Auftragsvergabe beantwortet werden, heißt es in der Antwort des Bauamtes weiter.
Busse weichen über Maidbronn und die B 19 aus
Für die APG-Busse zwischen Rimpar und Würzburg gebe es bereits einen Ausweichplan, sagt Eberhard Hess von der APG. „Der wird, wenn es soweit ist, auch veröffentlicht. Die Busse werden über Maidbronn und die B 19 ausweichen.“ Auch bei der WVV mache man sich Gedanken, bestätigt Pressesprecher Jürgen Dornberger. „Da ist die Linie 12 betroffen, wir denken an Sammeltaxis, die die Fahrgäste dann zu einem Übergabepunkt Kühlenbergstraße/Tännig bringen könnten“, sagt er.
Das deckt sich mit einem zweiten Antrag der Stadträte. Denn für die wegen der Sperrung wegfallenden APG-Busse, laut Roth an einem Werktag rund 90 Verbindungen, wünschen sich die Antragsteller einen „angemessenen Ersatz“ in Form einer Verdichtung der Linie 12 oder auch eine Zusatzbuslinie, die die Haltestellen der Linie 450 bis zum Stadtrand bedient. Auch das solle nach Abschluss der Bauphase erneut geprüft werden, heißt es.
Beide Anträge werden nach Auskunft der Pressestelle der Stadt an diesem Donnerstag im Stadtrat behandelt.
Auf Deutsche: Würzburg exportiert seine Probleme nach Maidbronn. Deshalb muss Würzburg die Minderung der Mehrbelastung ausgleichen und sich finanziell an der geplanten Ortsumgehung Rimpar beteiligen.
Alternativ könnte die Stadt Würzburg auf den zwei zu sperrenden Souren die seit 20 Jahren immer mal wieder in den Köpfen herumgeisternde Strassenbahn errichten. Dann verbunden mit einem P+R-Platz mit mindestens 1.000 Stellplätzen am nördlichen Stadtrand.