zurück
Würzburg
Bistum Würzburg: Nachholbedarf bei Frauen in Führungspositionen
Zu einer geschlechtergerechten Kirche gehören auch Leiterinnen in der Bistumsverwaltung. Der Würzburger Generalvikar will Frauen fördern. Wo gibt es bereits Chefinnen?
Generalvikar Thomas Keßler auf einem Foto von 2017 im Gespräch mit Caritasdirektorin Pia Theresia Franke.
Foto: Angelika Cronauer | Generalvikar Thomas Keßler auf einem Foto von 2017 im Gespräch mit Caritasdirektorin Pia Theresia Franke.
Christine Jeske
 |  aktualisiert: 03.12.2019 11:33 Uhr

Was Veränderung in Bezug auf Gleichberechtigung und Zulassung zu den Weiheämtern betrifft: Da stoßen die Maria 2.0-Frauen bei den meisten Klerikern auf Widerstand. Erst jüngst hat der Münchner  Kardinal Reinhard Marx in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" von "kaum Spielraum" gesprochen, aber eingeräumt, dass die Diskussion noch nicht zu Ende sei. 

Wie sieht es jedoch bei der Besetzung von Frauen an der Spitze von "profanen" Ämtern in der Kirche aus? Laut einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in den 27 Diözesen in Deutschland sind nur in den Verwaltungen von vier der über 10.000 katholischen Pfarreien Frauen - bereits jetzt oder in Kürze - die alleinigen Chefs oder Leiterinnen.

Und wie sieht es in den Bistumsverwaltungen beziehungsweise Ordinariaten aus? Das Bistum Würzburg will Frauen in Führungspositionen einer dpa-Umfrage zufolge systematisch fördern. An Fortbildungen für künftige Führungskräfte nahmen nach Angaben von Generalvikar Thomas Keßler in den vergangenen fünf Jahren 58 Frauen sowie 40 Männer teil. Das sei wichtig, weil das Bistum hier „großen Nachholbedarf“ habe. Künftig sollen nach Keßler Ansicht deutlich mehr Frauen als Abteilungsleiterinnen im Bischöflichen Ordinariat eingesetzt werden.

Bistum Würzburg will deutlich mehr Frauen als Abteilungsleiterinnen

Bereits vor vier Jahren sagte Keßler in einem Interview, dass es bei der beruflichen Frauenförderung Nachholbedarf gebe und sich das Bistum verstärkt damit beschäftigen würde. Er sagte aber auch, "dass Frauen nicht jetzt auf Biegen und Brechen Stellen in Leitungspositionen verschafft werden". Noch harrt die Erhöhung des Frauenanteils der Umsetzung, vielleicht auch an Bewerbungen. Die letzte, vor wenigen Wochen verkündete Personalie war erneut einem Mann vorbehalten: zum bischöflichen Finanzdirektor wurde Sven Kunkel berufen.

Eine Finanzdirektorin im Verbandsrat der Deutschen Diözesen

Bislang gibt es aktuell bundesweit nur eine Finanzdirektorin: Kirsten Straus im Bistum Trier. Sie ist zugleich Mitglied im neu gebildeten Verbandsrat im Verband der Deutschen Diözesen - und dort Kollegin von Würzburgs Bischof Franz Jung, der ebenfalls berufen wurde. Jung hat in seiner Zeit als Generalvikar des Bistums Speyer Erfahrung mit Frauen in Führungspostionen. Sechs Jahre lang, bis Ende 2017, war dort Tatjana Mast Leiterin der Bischöflichen Finanzkammer.

Im Bistum Aachen gibt es eine Personalchefin. Im Bistum Osnabrück wird es ab Mai 2020 mit Astrid Kreil-Sauer im Bereich Finanzen die vierte Abteilungsleiterin geben. Bereits jetzt leiten Frauen dort das Seelsorgeamt, kümmern sich um Personalentwicklung und Kirchengemeinden. Auch in anderen Bistümern sind Frauen führend meist im Bereich "Personal" oder den Abteilungen "Recht" oder "Schule" tätig. Der Passauer Bischof Stefan Oster hat nach Angaben einer Sprecherin seit Amtsantritt „mehrere Frauen mit Leitungsfunktionen betraut“. Im neunköpfige Ordinariatsrat seien zwei Frauen vertreten.

Da das Würzburger Ordinariat gerade neu strukturiert wird, ist es wohl eine Frage der Zeit, bis auch dort eine Frau zum Zuge kommt. Zumindest bei der Bildung gibt es mit Christine Schrappe eine stellvertretende Hauptabteilungsleiterin. Und zum Beispiel – außerhalb der obersten Bistumsspitze –mit Pia Theresia Franke eine Caritasdirektorin sowie mit Katrin Schwarz eine Leiterin von Archiv und Bibliothek.

Mit Informationen von dpa

Frauen in Leitungspositionen
Laut der Studie "Frauen in Leitungspositionen deutscher Ordinariate/Generalvikariate 2018" im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz (veröffentlicht im März 2019) sind Frauen auf der mittleren und oberen Leitungsebene nach wie vor deutlich unterrepräsentiert: 14 von 27 Bistümer nahmen an der Erhebung teil. Demnach hat sich seit 2013 der Frauenanteil in der mittleren Leitungsebene von 19 auf 23 Prozent erhöht, in der oberen Leitungsebene von 13 auf knapp 19 Prozent. 
An einer weiteren Erhebung, die im Juni 2019 beendet wurde, beteiligte sich auch das Bistum Würzburg beziehungsweise der Caritasverband. Die Ergebnisse liegen noch nicht vor.  Informationen im Internet: www.kirche-im-mentoring.de (cj)
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Christine Jeske
Bibliotheken
Bischofskonferenzen
Bischöfe
Bistum Trier
Bistum Würzburg
Caritas
Chefinnen
Deutsche Bischofskonferenz
Deutsche Presseagentur
Franz Jung
Frauen in Führungspositionen
Führungspositionen
Generalvikare
Kardinäle
Reinhard Marx
Sven Kunkel
Thomas Keßler
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • C. M.
    Was hat dieser Artikel jetzt für einen tieferen Sinn?
    Nichts außer wieder einmal Stimmungsmache gegen die katholische Kirche und halt ein bisschen die Zeitung füllen! Die Main-Post sollte in vielen Belangen (nicht beim Frauenanteil) im eigenen Haus kehren! Beispiel aus ganz anderem Sektor: Berichterstattung über Fußballspiele ab der Kreisliga (das interessiert die lokalen Leser, was Sonntag auf den Sportplätzen im Ort los war) … einfach erbärmlich!
    Hierfür könnten "Redakteure(innen)" sinnvoll eingesetzt werden, aber wahrscheinlich unter der Würde von Star-Rechercheiren(innen).
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • R. Z.
    Der Artikel stellt in sehr nüchterner Weise den Anteil von Frauen in Führungspositionen innerhalb der katholischen Kirche dar und soll in keiner Weise Stimmung gegen die Kirche machen.

    Ihre Anregung bezüglich der Kreisligaspiele gebe ich gerne weiter.

    Herzliche Grüße

    Ralf Zimmermann, Main-Post Digitales Management
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • R. H.
    @Mar97828, prinzipiell gebe ich Ihnen recht. Die Berichterstattung in Forst hat auch wiedermal eindrucksvoll gezeigt, wie die Mainpost zur katholischen Kirche steht...

    Das Grundproblem ist aber, das die Stimmungsmache gegen die katholische Kirche ganz massiv von der katholischen Kirche selbst ausgeht, insbesondere von den Führungskräften. Die Berichterstattung trägt aber sehr dazu bei, das man denkt, jeder würde genauso denken.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. B.
    Die katholische Kirche macht jetzt wieder einmal ein paar Lippenbekenntnisse. Auf 1000 Männer in Führungspositionen kommt dann eine Frau und die Welt soll dann wieder in Ordnung sein grinsen grinsen grinsen
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten