
Die Erwartungen sind groß an den Anti-Missbrauchsgipfel in Rom. Rund 190 Vertreter der katholischen Kirche, darunter die Vorsitzenden der nationalen Bischofskonferenzen und Ordensobere, nehmen ab diesen Donnerstag daran teil. Weltweit gebe es in der Kirche große Unterschiede beim Problembewusstsein und beim Stellenwert des Themas, sagte Würzburgs Bischof Franz Jung vorab auf Nachfrage. Aber: "Es darf keine Toleranz gegenüber Missbrauch geben." Das Kirchenrecht gelte überall.
Die Problematik des sexuellen Missbrauchssei bei seiner Einführungswoche für neue Bischöfe im vergangenen Jahr in Rom sehr ausführlich besprochen worden. Damals sei Bischof Jung die unterschiedliche Wahrnehmung klar geworden: In der weltweiten Kirche "bestehen ganz unterschiedliche Erfahrungen und Traditionen, etwa im Umgang mit Sexualität, bei den Erfahrungen von täglicher Gewalt oder bei der Rolle der Priester".
Bischof Franz Jung: Alles tun, damit Kinder und Jugendliche so sicher wie möglich sind
Bischof Jung ist sich mit dem Jesuiten Hans Zollner, dem Kinderschutzbeauftragten des Vatikans, einig: "Alle Verantwortungsträger der Kirche müssen zu einem gemeinsamen Vorgehen verpflichtet werden." Es müsse deutlich werden: "Wir wollen uns der Verantwortung stellen, wir wollen auf die Opfer zugehen, wir wollen tun, was getan werden kann, damit Kinder und Jugendliche so sicher wie möglich sind."
Für die Reformbewegung "Wir sind Kirche" ist der Umgang mit sexuellem Missbrauch die Schicksalsfrage der katholischen Kirche. Sie erhofft sich vom Treffen als Minimalziel ein Problembewusstsein bei allen Teilnehmern, sagte Sprecher Christian Weisner am Mittwoch in München.
Solange dieses abnormale und intolerante Beziehungs-/Sexualitäts-Bild bei der Kirche das Gesetz ist, nützt ein Lippenbekenntnis eines Bischofs herzlich wenig.