Felicitas Rechtenwald ist ehrenamtliche Biberberaterin, die Untere Naturschutzbehörden in Landratsämtern und Rathäusern beim Umgang mit Bibern unterstützen. Die 33 Jahre alte Biologin kümmert sich seit 2015 um Biberreviere im Taubertal, jetzt ist sie auch im Stadtgebiet Würzburg tätig.
Als Biberberaterin sind Sie vor allem gefragt, wenn der Biber Probleme macht. Welche sind das denn üblicherweise?
Felicitas Rechtenwald: Ein Biber baut Dämme, um den Wasserstand so hoch zu bekommen, dass die Eingänge seiner Wohnhöhlen unter Wasser liegen und vor Feinden geschützt sind. Er fällt Bäume, um mit den Stämmen zu bauen oder ihre Rinde zu fressen. An vielen Stellen stört das niemanden. Aber oft gibt es in unserer dicht besiedelten Landschaft zu wenig Platz und der Biber verursacht Probleme, wenn zum Beispiel durch seine Dämme Straßen, Wege oder Äcker überflutet werden oder Bäume umstürzen. Manchmal fressen Biber auch Feldfrüchte.
Wie können Sie da helfen?
Rechtenwald: Zum einen gibt es konkrete Maßnahmen: Dränage-Rohre in Dämmen senken den aufgestauten Wasserspiegel um bis zu 30 Zentimeter, das stört den Biber nicht, kann aber Überschwemmungen verhindern. Drahtmanschetten schützen Bäume, elektrische Zäune Maisäcker. Zum anderen informiere ich betroffene Grundstücksbesitzer über Fördermöglichkeiten und Ausgleichszahlungen. Wichtig ist aber auch, dass die Menschen verstehen, warum Biber für die Natur wichtig sind und wie sie überhaupt leben.
Momentan leben sie ja ganz gut. 1867 waren Biber bei uns ausgerottet. Heute gibt es in Unterfranken rund 1700, die fast alle Gewässer besiedeln. Wie viele Biber werden es denn noch werden?
Rechtenwald: Ein paar mehr wohl schon noch. Aber die Zuwachsrate nimmt in Unterfranken schon ab, da viele geeignete Gewässer schon besetzt sind. Denn Biber sind ortstreu. Wo sie sich einmal nieder gelassen haben, bleiben sie und verteidigen ihr Revier entlang von bis zu zehn Flusskilometern. Wenn Jungtiere mit zwei Jahren die Eltern verlassen, wandern sie bis zu 30 Kilometer weit, um sich ihr eigenes Revier zu suchen. Oft gibt es dann Kämpfe zwischen den Tieren. Manchmal bis zum Tod. Der vorhandene Lebensraum reguliert also die Biberpopulation.
Was macht den Biber wertvoll?
Rechtenwald: Sie schaffen besser artenreiche Biotope, als der Mensch es durch aufwändige Renaturierungsmaßnahmen kann. Aus abgestorbenen Bäumen wird Totholz, das Spechte und Fledermäuse brauchen. Hinter den Dämmen steht im Bach das Wasser, das brauchen bestimmte Fische zum Laichen. Auch Überschwemmungen sind für die Natur positiv. Denn in sumpfigen Gebieten und Tümpeln leben Störche, Amphibien und seltene Libellenarten. Biber machen unsere oft monotone Landschaft vielfältiger.
Seit 2015 engagieren Sie sich ehrenamtlich für Biber. Warum ausgerechnet für dieses Tier?
Rechtenwald: Weil sie eben einfach wirklich großartiges bewirkt, wo man sie lässt. Dabei unterstütze ich sie gerne. Außerdem kann man diese großen Säugetiere einfacher beobachten, als kleine Amphibien oder Insekten.
Haben sich die Biber, die Sie an der Kürnach in Würzburg betreuen, schon gezeigt?
Rechtenwald: Leider nur ihre Spuren, also Rutschbahnen zum Bach, angenagte und gefällte Bäume. Biber sind ja hauptsächlich in der Dämmerung und nachts aktiv. Aber im Taubertal und bei privaten Kanutouren beobachte ich immer wieder welche.