Die Umwelt- und Gesundheitsinitiative Würzburg-Tunnel (BI) und ZfW-Stadtrat Wolfgang Baumann kritisieren den jüngsten Vororttermin des jetzigen SPD-Landtagsabgeordneten Georg Rosenthal und des Leiters des Wasserwirtschaftamtes Aschaffenburg Herbert Walter am Heigelsbach in Heidingsfeld. Rosenthal und Walter hatten, wie bereits berichtet, ein Rückhaltekonzept für den Heigelsbach angekündigt. Im Mai vergangenen Jahres hatte ein Starkregen zum Anschwellen des Baches geführt. Er war über die Ufer getreten und hatte im Rottenbaurer Grund und in Heidingsfeld Keller überflutet.
Die Sprecherin der Umwelt- und Gesundheitsinitiative Würzburg-Tunnel, Dagmar Dewald, schreibt in einer Pressemitteilung, Rosenthal und Walter würden dabei wohl auf das schlechte Gedächtnis der Bürger bauen. „Rosenthal und Walter posieren jetzt als Kümmerer, wo sie doch eigentlich durch Unterlassungen selbst dazu beigetragen haben, die Hochwassergefahr am Heigelsbach erst richtig groß werden zu lassen“, so Dewald.
Enorme Bedrohung für den Heigelsbach
Eine enorme Bedrohung für den Heigelsbach stelle nämlich die neue Autobahn dar. Sie müsse wegen der steilen Böschungen und des kontaminierten Regenwassers großflächig entwässert werden, was über den Heigelsbach geschehen werde. Rosenthal sei während des Autobahnplanungsverfahrens als Oberbürgermeister direkt für den Hochwasserschutz am Heigelsbach zuständig gewesen, so Dewald. Auch BI-Sprecherin Johanna Paul beklagt laut Mitteilung: „Obwohl er gekonnt hätte, hat Rosenthal nichts unternommen, um die Autobahndirektion auf einen angemessenen Hochwasserschutz zu verpflichten.“
Das Walter unterstehende Wasserwirtschaftsamt sei es zudem, das beim A3-Ausbau gegenüber zu erwartenden Starkregenereignissen bis heute völlige Gleichgültigkeit an den Tag lege. In einem maßgeblichen Prüfbericht des Amtes heiße es, Starkniederschläge seien als „natürliche Vorgänge hinzunehmen“ und deren Auswirkungen „aus ökologischer Sicht sogar erwünscht“.
Drohende Hochwassersituation mit Berechnungen untermauert
BI-Vorsitzender Michael Kraus habe im Zug des Bürgerentscheids im Jahr 2014 die drohende Hochwassersituation mit Berechnungen untermauert, heißt es weiter: „Das Wasser wird seinen Weg nicht nur über das viel zu enge künstliche Bachbett nehmen, sondern direkt aus den zu kleinen Überlaufbecken den Hang und die Häuser überschwemmen.“ Diese Informationen habe die BI den Verantwortlichen in Stadt, Regierung und Autobahndirektion zukommen lassen, heißt es weiter. Antwort habe es keine gegeben.
Auch Wolfgang Baumann schreibt in seiner Mitteilung, diese Haltung des Ex-OB sei neu und komme als Einsicht reichlich spät: Es wäre die Aufgabe des damaligen Oberbürgermeisters Rosenthal gewesen, für die Stadt gegebenenfalls Klage zu erheben, wenn die in den Heigelsbach eingeleiteten Mengen an Oberflächenwasser von 40 Hektar Hangfläche zu einer Hochwasserentwicklung führen, wie er dies leider erst heute feststelle, so Baumann.
Den Forderungen der Bürger nicht nachgekommen
Genauso wenig ist es laut Baumann nachvollziehbar, warum der Leiter des Wasserwirtschaftsamtes nunmehr das Hochwasser am Heigelsbach für problematisch halte. lm Planfeststellungsverfahren und im Gerichtsverfahren sei seine Fachbehörde immer davon ausgegangen, dass das maximal 15-jährige Hochwasser zu berücksichtigen sei, mehr nicht. Die Bürger hingegen hätten vergeblich die Berücksichtigung des 100-jährigen Hochwassers verlangt, schreibt Baumann, der die BI vor Gericht anwaltlich vertreten hatte.
Die SPD wird in den Haushaltberatungen an diesem Donnerstag und Freitag einen Antrag zu diesem Thema einbringen, bestätigte SPD-Fraktionsvorsitzender Alexander Kolbow auf Anfrage. Der BI-Vorsitzende Michael Kraus klagt laut Mitteilung: „Statt das eigene Versagen einzugestehen und endlich die Autobahndirektion in die Pflicht zu nehmen, sollen also nun die leidtragenden Würzburger Bürger die Versäumnisse Rosenthals und der Stadträte bezahlen. Dies lehnt die Umwelt- und Gesundheitsinitiative Würzburg-Tunnel entschieden ab.“
Außer der SPD hatten bis zum Redaktionsschluss auch die Grünen-Fraktion und die Würzburger Liste das Thema Heigelsbach und den Hochwasserschutz in Heidingsfeld betreffende Anträge eingebracht.