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Würzburg
Betrug: Der "falsche Polizist" funktioniert immer noch
Fiese Betrugsmaschen lauern überall – ob im Internet, am Telefon oder an der Tür. Doch haben sich die Methoden geändert? Was Sie wissen sollten.
Laut Polizei liegt der Schwerpunkt der Betrugsmaschen in Unterfranken auf den „klassischen“ Callcenterbetrügen. Der größte Teil kam hierbei den „falschen Polizeibeamten“ zu.
Foto: Julian Stratenschulte, dpa | Laut Polizei liegt der Schwerpunkt der Betrugsmaschen in Unterfranken auf den „klassischen“ Callcenterbetrügen. Der größte Teil kam hierbei den „falschen Polizeibeamten“ zu.
Lucas Kesselhut
Lucas Kesselhut
 |  aktualisiert: 27.04.2023 08:11 Uhr

Immer wieder sind Betrüger unterwegs, die sich als Stromableser oder Polizisten ausgeben, um Geld und andere Wertgegenstände in der Wohnung ihrer Opfer zu stehlen. Erst kürzlich hat ein Eibelstädter einen merkwürdigen Brief bekommen. In diesem wurde er aufgefordert, seinen Wasserzählerstand per SMS durchzugeben, da sonst ein Handwerker vorbei komme. Doch er wurde stutzig. Denn das Schreiben stammte von einer Verwaltungsdienstleistungs GmbH mit Sitz in Berlin, die es nach Recherchen dieser Redaktion gar nicht gibt. Der Vorfall wird von der Polizeiinspektion Ochsenfurt untersucht. Diese Masche sei zwar ungewöhnlich, dennoch versuchten es immer wieder Betrüger auch auf "herkömmliche" Methoden. Andy Laacke, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Unterfranken gibt Auskunft, wie die Situation in der Region aussieht.

Frage: Ist der Betrugsversuch in Eibelstadt für Sie ungewöhnlich?

Andy Laacke: Tatsächlich ist ein Betrugsversuch auf postalischem Weg inzwischen sehr selten geworden. Im digitalen Zeitalter liegt der Schwerpunkt ganz deutlich in Betrugsversuchen über digitale Kanäle wie zum Beispiel E-Mail oder auch Telefon.

Gibt es immer wieder neue Betrugsmethoden oder halten Kriminelle an „bewährten“ Methoden fest?

Laacke: Solange die Methoden der Täter funktionieren, haben diese keine Veranlassung, daran etwas zu ändern. Gewisse Methoden werden „optimiert“. Hin und wieder kommen Kriminelle auf neue Ideen und versuchen, diese dann auch in die Tat umzusetzen.

"Solange die Methoden der Täter funktionieren, haben diese keine Veranlassung, daran etwas zu ändern."
Andy Laacke, Polizeikommissar

Im Zuge der Digitalisierung: Haben sich Betrugsmaschen hier in der Region ins Internet verschoben?

Laacke: Der Schwerpunkt liegt zur Zeit in Unterfranken auf den „klassischen“ Callcenter-Betrügen. Im Jahr 2018 wurden 1787 vollendete Delikte zur Anzeige gebracht. Der größte Teil kam hierbei den „falschen Polizeibeamten“ zu, die mit 1352 Fällen zu Buche schlugen. Durch derartige Betrugsdelikte entstand im vergangenen Jahr ein Gesamtschaden in Höhe von über 1,3 Millionen Euro. Dennoch werden auch erfolgreiche „CEO-fraud“-Fälle angezeigt, bei denen Geschädigte Geld auf Konten von Betrügern überweisen. (Anm. d. Red.: Wenn Betrüger sich als Chef ausgeben und Mitarbeiter veranlassen, Geld an Konten im Ausland zu überweisen, nennt man dies „CEO-fraud“-Fälle).

Kommt es in Würzburg oft zu Betrugsversuchen durch Täuschung anderer?

Laacke: In Würzburg wurden 2018 insgesamt 7008 Betrugsdelikte erfasst, wobei zudem von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden muss. Nicht jeder Geschädigte meldet sich bei der Polizei.

Warum fallen Ihrer Meinung nach immer noch Leute auf solche Maschen herein? Wer sind primär die Opfer?

Laacke: Trotz zahlreicher Aufklärungskampagnen lassen sich gerade ältere und vertrauensselige Personen von professionell geschulten Tätergruppen täuschen, die ihren Opfern oft gar keine Zeit zum Nachdenken lassen und diese mit geschickter Gesprächsführung unter Druck setzen. Die Täter gehen dabei außerordentlich geschickt vor und wirken sehr glaubhaft.

Wie hoch ist die Aufklärungsquote bei solchen Fällen?

Laacke: Die Aufklärungsquote bei Betrugsdelikten lag 2018 in Unterfranken bei 54,4 Prozent. Die Aufklärungsquote bei dem Teilbereich der Callcenter-Betrüge wird nicht separat erfasst. Vergangenes Jahr konnten wir in Unterfranken sieben Tatverdächtige im Zusammenhang mit Callcenter-Betrügen festnehmen.

So schützen Sie sich vor Betrügern
Trickbetrüger geben sich am Telefon oft als Polizisten, Staatsanwälte oder andere Amtspersonen aus. Dabei nutzen sie laut Polizei eine spezielle Technik, die bei einem Anruf auf der Nummernanzeige ihrer Opfer die Notrufnummer 110, die Rufnummer der örtlichen Polizeidienststelle oder des Bundeskrimimalamts (BKA) erscheinen lässt. Unter Umständen melden sich die Täter immer wieder bei ihren Opfern und setzen diese unter Druck. Die Polizei rät, am Telefon keine Details zu persönlichen Finanzen preiszugeben. Zudem sollte niemals Geld an unbekannte Personen übergeben werden.
Bei Betrügern vor der Tür: Die Polizei rät grundsätzlich, keine Unbekannten in die Wohnung zu lassen und sich von angeblichen Amtspersonen, zum Beispiel Polizisten, den Dienstausweis zeigen zu lassen. Beim geringsten Zweifel sollte die Behörde angerufen werden, von der die angebliche Amtsperson kommt. Bei Wasser- oder Stromzählungen kann die zustädnige Gemeinde oder der jeweilige Wasserversorger kontaktiert werden. "Lassen Sie den Besucher währenddessen vor der abgesperrten Tür warten. Die Polizei wird Sie niemals um Geldbeträge bitten", so die Polizei auf der Informationsseite zu Betrugsfällen unter www.polizei-beratung.de
 
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