Für einen Autofahrer ist die Fahrt in ein Parkhaus meistens eine relativ unspannende Sache. Einfahren, Ticket ziehen, Parkplatz suchen. Doch was passiert, wenn genau das mal nicht reibungslos funktioniert? Dann kommt die Parkleitstelle ins Spiel. Denn hinter einem Parkhaus steht eine riesige Infrastruktur und ein großes Geflecht aus Technik und Mitarbeitern. Wer zum Beispiel am Kassenautomaten des Residenzplatzes Hilfe benötigt und die Taste an der Sprechstelle drückt, der wird zum Skyline Hill Center am Hubland weitergeleitet. Dort ist die Parkleitstelle der Würzburger Stadtverkehrs-GmbH (SVG), einer Tochtergesellschaft der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (WVV). Sie gilt laut SVG als modernste Leitstelle ihrer Art in Deutschland.
Von Shopping Center bis Kliniken
Zuständig ist sie aber nicht nur für Würzburger Parkhäuser. Viele Kliniken und Shopping-Center – unter anderem in Berlin – werden ebenfalls vom Hubland aus bedient. Vor kurzem kamen noch die Parkhäuser der Kaufhof-Filialen hinzu. Doch egal wo sie stehen und wie unterschiedlich sie aufgebaut sind. Eine Gemeinsamkeit gibt es bei allen Parkhäusern: Vor Ort gibt es kein Personal mehr, alles läuft digital. "Das hat damals für einen Aufschrei in der Branche gesorgt", erinnert sich Christian Rauch, Prokurist der SVG. Das Unternehmen arbeitet nämlich seit 1988 schon mit einer zentralen Bewirtschaftung. Was damals noch exotisch war, sei mittlerweile Standard. Für den Autofahrer soll das aber kein Nachteil sein. Im Gegenteil. Durch die digitale Vernetzung kriegt er bei jeder Sprechstelle in den Gebäuden Unterstützung, ohne erst einen Mitarbeiter suchen zu müssen.
Mit den Jahren ist die Leitstelle immer weiter gewachsen. Aus ein paar Würzburger Parkhäusern sind mittlerweile fast 2300 Sprechstellen und rund 1000 Kassenautomaten deutschlandweit geworden. Für den reibungslosen Ablauf in der Ferne sind insgesamt fast 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zuständig, die die "Anrufe" entgegen nehmen. Bis zu 20 Servicekräfte können gleichzeitig in der großen Leitstelle mit Blick auf das Hubland im Dienst sein. Vor allem in der Weihnachtszeit sei viel los. "Das sind dann bis zu 5000 Anrufe am Tag", weiß Rauch. An einem normalen Tag sind es rund 3500. Zu Beginn des Corona-Lockdowns im Frühjahr gingen diese Zahlen rapide nach unten. "Deswegen mussten auch wir Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken", so der Prokurist. Und die, die im Dienst waren, hätten über längere Strecken wenig bis gar nichts zu tun gehabt. "Das war natürlich auch für sie nicht schön", sagt Rauch weiter.
Fragen über Öffnungszeiten und Co.
Verlorene Parktickets oder Fragen über die Öffnungszeiten: Meist sind die Anliegen der Personen, die in einem Parkhaus die Sprechstellen aufsuchen, keine großen Baustellen. Doch auch bei Kleinigkeiten würden Kunden erwarten, schnell Hilfe zu bekommen."Vor allem, wenn sie gestresst sind und zusätzlich etwas im Parkhaus nicht funktioniert", so Rauch. Dann passiere es schon manchmal, dass Mitarbeiter beschimpft werden. "Idiot" sei dabei noch ein harmloser Begriff. Das komme jedoch nur selten vor. Denn wer auf den Knopf einer Sprechstelle drückt, hat meistens schon nach zwei bis drei Sekunden einen Mitarbeiter an der Leitung. Wie viele Anrufe hereinkommen und wie lange es dauert, bis sie abgenommen werden, wird auf einem Bildschirm in der Leitstelle genau aufgezeigt.
Wo steht das Auto?
Es gibt jedoch auch ungewöhnliche Fälle. Rauch sagt, dass es durchaus öfter vorkomme, dass Autofahrer ihre geparkten Autos nicht mehr finden würden. Aus einem Parkhaus der SVG sei jedoch noch nie ein Wagen gestohlen worden. Vielmehr hätten die Autofahrer bei diesen Fällen ihren Wagen in einem Parkhaus geparkt, in dem sie für gewöhnlich nicht so oft stehen. Aus Gewohnheit suchten sie dann ihr Fahrzeug wiederum in dem Parkhaus, welches sie öfter aufsuchen.
Prognose für die Zukunft
Dass das Geschäftsfeld "Parkhaus" in Zukunft kleiner wird, beobachtet der SVG-Prokurist eher nicht. Im Gegenteil: "Die Tendenz ist steigend", so Rauch. Zukünftig wird es vorrangig darum gehen, die Abläufe im Parkhaus noch digitaler zu gestalten. Dabei gehe es nicht nur ums digitale Bezahlen, sondern auch um die digitale Erfassung des Kennzeichens.