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Würzburg
Bayerische Notärzte warnen: Überlastung der Krankenhäuser steht kurz bevor
In einem offenen Brief an Ministerpräsident Markus Söder warnen Notärzte vor einer Überlastung der Krankenhäuser. Schlimmstenfalls drohten Zustände wie 2020 im italienischen Bergamo.
Die Bayerischen Notärzte warnen in einem offenen Brief an Ministerpräsident Markus Söder vor einer Überlastung der Krankenhäuser. Auf dem Symbolfoto bereitet ein Notarzt einen Patienten im Rettungshelikopter für den Transport in ein Klinikum vor.
Foto: Philipp von Ditfurth, dpa | Die Bayerischen Notärzte warnen in einem offenen Brief an Ministerpräsident Markus Söder vor einer Überlastung der Krankenhäuser.
Angelika Kleinhenz
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:55 Uhr

Die Situation ist ernst: Werde die vierte Welle der mittlerweile exponentiell steigenden Corona-Neuinfektionen nicht sofort gebrochen, drohe Bayerns Krankenhäusern der Kollaps. Dies befürchten die bayerischen Notärztinnen und Notärzte. In einem offenen Brief, der am Wochenende veröffentlicht wurde, wenden sie sich deshalb an Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, Gesundheitsminister Klaus Holetschek und Innenminister Joachim Herrmann. 

Bereits jetzt seien die Krankenhäuser und Intensivstationen an ihrer Belastungsgrenze. Schon seit Wochen würden Patienten innerhalb Bayerns in weiter entfernte Krankenhäuser verlegt, vor allem aus Südbayern nach Unterfranken. Unterfranken sei sozusagen "die letzte Enklave", die Region in Bayern, die noch am besten dastehe. "Aber auch hier laufen die Kliniken voll", sagt Dr. Thomas Jarausch aus Würzburg, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der mehr als 3.000 bayerischen Notärztinnen und Notärzte (agbn). Die Situation verschlechtere sich von Tag zu Tag.

Die Folge: Geplante Operationen müssten verschoben werden. Und noch schlimmer: Notfallpatienten drohe, dass sie künftig nicht in der für sie am nächsten gelegenen und geeigneten Klinik aufgenommen werden, sondern auf langen Wegen in Kliniken mit noch freien Betten transportiert werden müssen. "Das gefährdet Menschenleben", sagt Jarausch. Das betreffe zum Beispiel all jene, die akute Herzinfarkte, Schlaganfälle oder schwere Unfälle erleiden.

"Wenn die Politik jetzt nichts tut, könnte es dazu kommen, dass sich die Rettungswagen vor den Kliniken stauen und wir Bilder sehen wie letztes Jahr im italienischen Bergamo."
Dr. Thomas Jarausch, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bayerischer Notärzte

Noch dramatischer wäre es, wenn Notärzte durch einen Kollaps der Kliniken zu einer prähospitalen Priorisierung beziehungsweise Triagierung gezwungen würden, schreiben die Notfallmediziner in ihrem offenen Brief. Sprich: "Wenn die Politik jetzt nichts tut, könnte es dazu kommen, dass sich die Rettungswagen vor den Kliniken stauen und wir Bilder sehen wie letztes Jahr im italienischen Bergamo", sagt Thomas Jarausch. Im schlimmsten Szenario müssten die Notärzte dann vor den Kliniken entscheiden, welchen Patienten sie behandeln und welchen nicht. "Das müssen wir mit allen Mitteln verhindern", so der Notfallmediziner.

Bayerns Intensivstationen seien bereits jetzt zu 90 Prozent ausgelastet. Und: Covid-Patienten lägen nicht wie andere Patienten wenige Tage auf einer Intensivstation, sondern unter Umständen vier bis fünf Wochen. Die überwiegende Anzahl von ihnen sei ungeimpft.

Notärzte befürworten Impfpflicht für medizinische Berufe

In ihrem offenen Brief fordern die Notärztinnen und Notärzte deshalb, die 2G-Regeln in allen Bereichen des öffentlichen Lebens einzuführen sowie weitere Kontakteinschränkungen für ungeimpfte Personen. Außerdem halten sie eine Impfpflicht für alle medizinischen Berufe, Pflegeberufe und Berufe mit körpernahen Tätigkeiten für notwendig. "Wir können die Augen nicht davor verschließen, dass ungeimpfte Ärzte und Pflegekräfte auch maßgebliche Infektionsüberträger sind", sagt Jarausch.

Außerdem müsse die Politik etwas gegen den immer besorgniserregenderen Mangel an Pflegekräften tun. Die Dauerbelastung der Pflegekräfte während der Pandemie habe die Entwicklung noch forciert. Krankenpflegeberufe müssten endlich attraktiver werden, heißt es in dem offenen Brief.

Notarzt appelliert: "Lassen Sie sich impfen!"

Von der Politik erwarten die Notärzte außerdem ein erneutes Impfangebot an alle Bürger, auch in sozialen Brennpunkten, eine dritte Impfung für alle, deren zweite Impfung länger als 6 Monate zurückliegt, eine Aberkennung des vollen Corona-Impfschutzes neun Monate nach der letzten Impfung sowie eine Aufklärungskampagne, um jene Bürger, die sich von Falschnachrichten haben verunsichern lassen, für eine Erstimpfung zu gewinnen.

Der Vorsitzende der bayerischen Notärzte appelliert zudem an alle, die jetzt noch zögern, sich impfen zu lassen mit den Worten: "Das Risiko, eine Komplikation im Rahmen der Impfung zu erleiden, ist viel geringer als an einer Covid-19-Erkrankung lebensbedrohlich zu erkranken, davon Spätfolgen davonzutragen oder im schlimmsten Fall zu versterben. Lassen Sie sich impfen!"

 
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  • lawyer007
    Die allgemeine Impfplicht muss endlich her!!
    Der Staat ist verfassungsrechtlich verpflichtet, sich schützend vor die Grundrechte Leben und Gesundheit seiner Bevölkerung zu stellen! Das sage ich als Jurist. Dies aber verweigert er in dieser Krise aus bloßer Angst vor der Wut von Impfgegnern! Herr Söder behauptete heute im Morgenmagazin, es gebe für eine allgemeine Impfpflicht keinen gesellschaftlichen Konsens. Das Gegenteil ist richtig! Nur die Impfgegner sind dagegen. In einer Demokratie entscheidet aber immer noch die Mehrheit! Als Minderheit sind nur diejenigen zu schützen, die sich aus gesundheitlichen Gründen (zB. Immunsuprimmierte) oder aufgrund Alters (Kinder) nicht impfen lassen können, aber nicht die, die aus abstrusen Gründen oder aufgrund schlimmen Bauchgefühls eine Impfung verweigern. Wegen Fehlens einer allgemeinen Impfpflicht bleibt der Schutz der Schwächsten auf der Strecke. Ganz zu schweigen von den immensen wirtschaftlichen Schäden ( Grundrecht auf Eigentum, Art 14)!
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  • Hans15
    @AlterHerr

    „Corona-Apartheid! „

    Was ist das für eine unmögliche Aussage.

    Die hatte Aiwanger im Juli auch gemacht und wurde von Söder scharf kritisiert und aufgefordert sich zu entschuldigen.

    Alter Herr, auch Sie sollten sich für diese Aussage entschuldigen.

    Die Apartheidspolitik war ein international weitgehend geächtetes Vorgehen der weißen Bevölkerungsminderheit vor allem gegen die schwarze Mehrheit in Südafrika, aber auch gegen andere Ethnien.

    https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/corona-impfung-soeder-ruegt-aiwanger-wegen-apartheid-aeusserung/27430716.html
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  • Arcus
    Der Dampfplauderer unter den Ministerpräsidenten, Markus S. fährt mit Kurzer Hose und Sommerreifen in den nächsten Coronawinter. Trotz einer der niedrigsten Impfquoten in der ganzen Republik und einer er höchsten Inzidenzen, fängt er erst jetzt an zu handeln. 2G oder 2G Plus hätte er angesichts der dramatischen Lage in Bayern schon längst umsetzen können. Erst zögerlich greift er in den Werkzeugkasten der Möglichkeiten, die ihm schon längst zur Verfügung stehen. Auch seine CSU Parteifreunde in der geschäftsführenden Bundesregierung, schwadronieren lieber herum, als ihre Aufgabe wahrzunehmen.
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  • Steler06501902
    Söder musste doch auf Hubsi warten, bis der keine Bedenken mehr hatte.

    Man kann ja nicht die Wirtschaften auf 2G umstellen und der Wirtschaftsminister kommt dann nicht mehr rein.
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  • Oreus
    Das größte Problem ist, dass man entscheiden hat, nur noch auf die Auslastung in den Krankenhäusern zu schielen: Die Inzidenz war plötzlich ein böses Wort!
    Das ist der größte Webfehler in den derzeitigen Regelungen und die führt uns direkt über die Klippe:
    Denn alle diese Menschen, die sich jetzt infizieren, haben ein hohes Risiko, in drei Wochen im Krankenhaus zu landen (wenn sie da einen Platz finden können).
    Die Krankenhäuser sind jedoch jetzt schon voll! Selbst, wenn jetzt SOFORT einschneidende Maßnahmen ergriffen werden, können die nicht mehr verhindern, dass die Anzahl der Krankenhauseinweisungen in den nächsten Wochen dramatisch ansteigen werden. Denn diese Menschen sind bereits infiziert, und wir können nur noch tatenlos zusehen!
    Und ich befürchte, dass die Krankenhäuser das niemals packen werden!!!
    Danke Herr Lindner! Tolle Show...
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  • AlterHerr
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  • Lebenhan1965
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  • kafupo
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  • Steler06501902
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  • Naja
    Diskussionen fruchten nicht.
    Da müssen Politiker mal den*******aus der Hose lassen und auch mal die Notwendigkeit einer impfpflicht aussprechen und umsetzen. Sonst dreht sich das Coronarad ewig weiter.
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  • chrihand
    seit über 20 Monaten nur Geheule, mal eben für die Pflegekräfte geklatscht, wow.
    Und NICHTS, aber auch NICHTS verbessert für Krankenhaus und Pflege!

    Danke liebe Politiker!

    "Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat vor einem drastischen Anstieg der Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland gewarnt. Im September schon könne die Marke von 400 und im Oktober die von 800 überschritten werden, wenn sich die derzeitige Entwicklung fortsetze, sagte Spahn am Mittwoch in Berlin."

    Das war am 21.07.2021

    Und solche Menschen haltet ihr immer noch für glaubwürdig und kompetent?
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  • FischersFritz
    Was heißt hier denn “noch”?

    Spahn war noch nie kompetent – und wer nicht kompetent ist, der kann auch nicht glaubwürdig sein …
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  • dietmar@eberth-privat.de
    und werden abgewählt
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  • Steler06501902
    Deine eigen Leistung wäre es gewesen, dich um eine Impfung zu kümmern. Nicht mal das hast du auf die Kette gebracht.
    Daher würde ich mit Schuldzuweisungen eh etwas zurückhaltender sein grinsen
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  • kafupo
    Leider ist das eine Katastrophe mit Ansage. Seit drei Wellen wissen wir, was exponentielles Wachstum bedeutet und auch, dass die Krankenhäuser den Infektionszahlen bis zu 3 Wochen hinterherhinken. Sprich, alle Maßnahmen, die wir jetzt ergreifen, bringen erst in 3 Wochen überhaupt merkliche Erleichterung, bis dahin kommen nicht nur immer neue Patienten, sondern sogar immer mehr neue Patienten. - Hier jetzt auch noch eine Weile mit 2G herumzuexperimentieren halte ich für fatal, denn auch unter Geimpften passieren erschreckend viele Ansteckungen, und die tragen es dann nach Hause zu den nicht impfbaren Kindern (die dann wiederum über die Schule in andere Familen) sowie zu bisher ungeboosterten älteren Eltern und sonstigen Risikopatienten. Was soll denn noch werden, wenn wir in 2-3 Wochen merken: "Ups, das hat nicht gereicht"?
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  • hboehm@gmx.net
    Wenn alle geimpft wären (hoffentlich beeilt sich die EMA mit der Zulassung von Biontech für Kinder) würden nur noch wenige schwer erkranken und das Gesundheitssystem nicht überlastet.
    Die Impfung schützt nicht zu 100% vor einer Infektion aber in hohem Maße vor einer schweren Erkrankung.
    Mir ist schleierhaft warum das für manche so schwierig zu verstehen ist .
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  • Lagerkoller
    ...mir graust, was auf uns zukommt!
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