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Rieden
Barrierefreier Zugang wird de facto nicht gefördert
Die neue Rampe am Sportheim in Rieden soll behinderten und älteren Menschen, Verletzten und Familien mit kleinen Kindern und deren Fahrzeugen einen barrierefreien Zugang ermöglichen.
Foto: Irene Konrad | Die neue Rampe am Sportheim in Rieden soll behinderten und älteren Menschen, Verletzten und Familien mit kleinen Kindern und deren Fahrzeugen einen barrierefreien Zugang ermöglichen.
Irene Konrad
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:30 Uhr

"Sehr verwundert" hat die Vereinsführung der DJK Rieden auf einen Beschluss des Hausener Gemeinderats reagiert. Es geht um ihren Antrag auf die Förderung eines barrierefreien Eingangs ins Sportheim. Dafür hat sie einen Zuschuss über 10 000 Euro beantragt. Der Gemeinderat nahm die Barrierefreiheit jedoch lediglich in den Katalog der förderfähigen baulichen Maßnahmen mit auf.

Dieser Maßnahmenkatalog ist Teil eines Grundsatzbeschlusses des Gemeinderats im Jahr 2016. Der damalige Beschluss regelt die Höchstfördersummen für Sanierungsmaßnahmen im Baubestand der drei Sportvereine in der Gemeinde Hausen. Danach stehen Sportvereinen im Jahr höchstens 12 500 Euro zur Verfügung. In einem 25-Jahres-Zeitraum werden maximal 125 000 Euro bezuschusst.

Erst Teil der Fördersumme abgerufen

Aufgrund der derzeitigen Generalsanierung wird die DJK Rieden bis 2025 das volle Budget beantragen. In diesem Jahr wurde erst ein Teil der Fördersummen abgerufen. Deshalb sind 2021 nur noch etwa 7000 Euro an Fördergeldern aus der Gemeindekasse möglich.

Dieses Ergebnis der Diskussion und Beschlussfassung wurde so veröffentlicht. Mit den 7000 Euro werde die Rampe gefördert. "Als Vorsitzender der DJK Rieden muss ich der Berichterstattung zum Punkt Rampe entschieden widersprechen", meldet sich Vereinsvorsitzender Sven Hippeli zu Wort. Im Artikel werde leider nicht erwähnt, dass zuerst der von der DJK gestellte Antrag über den Zuschuss von 10 000 Euro zur Anschaffung einer Rampe knapp mit 7:8 Stimmen abgelehnt wurde.

"Aus meiner Sicht ist die Aufnahme in den Grundsatzkatalog der förderfähigen baulichen Gewerke ein Kunstgriff, der das Nein zum barrierefreien Eingang kaschieren soll", nimmt Vorstand Hippeli Stellung.

DJK Rieden werde von weiteren Förderungen ausgeschlossen

"Die Gemeinde ändert nachträglich die Förderrichtlinien und nimmt Rampen in ihren Katalog auf in dem Wissen, dass die Sportstätten und Vereinsheime in Erbshausen und Hausen bauseits ebenerdig betreten werden und damit keine Rampen installiert werden müssen", stellt Vorstand Hippeli Vergleiche mit den anderen Sportheimen der Gemeinde Hausen auf.

Gleichzeitig werde die maximale jährliche Bezuschussung nicht erhöht. Damit werde die DJK Rieden mit ihren aktuell 462 Mitgliedern aufgrund ihrer derzeit hohen Investitionen von weiteren Förderungen ausgeschlossen. Die Rampe mit all ihren gesellschaftlich relevanten Facetten werde nach derzeitiger Beschlusslage von der Gemeinde jetzt grundsätzlich, aber nicht de facto unterstützt.

"Wir haben uns ganz bewusst für die Rampe entschieden und sehen sie als Sonderbau", verdeutlicht der Vereinsvorstand und ist der Meinung, "dass wir angesichts der Baukosten von 25 000 Euro einen sehr moderaten Zuschussantrag gestellt haben".

Hippeli: Gemeinde hat ihre Chance vertan

Es hätte der Gemeinde Hausen gut zu Gesicht gestanden, wenn sie die Barrierefreiheit selbstverständlich gefördert hätte, meint Sven Hippeli. Zumal die beiden gemeindlichen Gebäude in Rieden nicht barrierefrei sind und das Sportheim von der Dorfbevölkerung, den Ortsvereinen und der kirchlichen Gemeinde oft als Veranstaltungsort genutzt wird.

"Der Gemeinderat hat die Chance vertan, sich für die in Bayern sehr gewünschte Barrierefreiheit öffentlicher Gebäude zu positionieren", meint der DJK-Vorsitzende. Rechtlich gesehen mag das Sportheim kein öffentliches Gebäude sein. Es werde aber öffentlich genutzt.

Die Rampe ist aus verzinktem Stahl und einschließlich des Wendepodests fast 25 Meter lang. Auf ihrer gesamten Länge werden rechts und links Geländer angebracht. Sie wird mit hoher Eigenleistung der Vereinsmitglieder aufgebaut. Sonst würden die Baukosten von rund 25 000 Euro noch viel höher ausfallen, sind sich die DJK-ler sicher.

Kirchturmdenken in der Gesamtgemeinde gefällt Hippeli nicht

"Wir sind zurzeit so ein tolles Gremium mit engagierten und auch jungen Leuten", freut sich Vorsitzender Hippeli über den Esprit und Eifer im Verein. "Ich weise es entschieden zurück, dass sich die DJK Rieden mit ihren umfangreichen Baumaßnahmen finanziell übernommen hat", wird er deutlich. Er werde wegen der Rampe aber nicht weiter als Bittsteller bei der Gemeinde vorsprechen.

Gewünscht hätte er sich freilich, dass die Mehrheit des Gemeinderates den Mut gehabt hätte, gezielt eine gute Sache zu fördern, die eine Sonderstellung in einem Ortsteil einnimmt. Das derzeitige Kirchturmdenken in der Gesamtgemeinde gefalle ihm nicht. "Unsere motivierte Vorstandschaft bleibt im sportlichen und gesellschaftlichen Bereich immer am Ball", vertritt er selbstbewusst die Meinung, "dass wir als DJK Rieden auch diese Situation meistern werden".

 
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